100 Jahre Kraftwerk Arnstein
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Karl Heinz Gruber, GF Verbund Wasserkraft, Verbund-COO Achim Kaspar, Verbund-CEO Michael Strugl und Michael Amerer, GF Verbund Wasserkraft (v.l.) präsentierten zum Jubiläum das Buch „Das Speicherkraftwerk Arnstein – 100 Jahre Strom aus der Teigitsch.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 10.10.2025

100 Jahre Kraftwerk Arnstein

Das weststeirische Speicherkraftwerk zählt zu den energiewirtschaftlichen Pionierbauten der Ersten Republik. Heute ist es Teil Verbunds größter „grünen Batterie“ in der Steiermark.

WIEN/ARNSTEIN. Im Frühjahr 1925 reisten Bundespräsident Michael Hainisch und Bundeskanzler Rudolf Ramek von Wien in die Weststeiermark, um an der feierlichen Inbetriebnahme eines ganz besonderen Kraftwerks teilzunehmen. An der Teigitsch war mit dem Speicherkraftwerk Arnstein eines der leistungsstärksten Wasserkraftwerke Österreichs entstanden. Mit der Inbetriebnahme wurde das Kraftwerk zu einem der bedeutendsten Bausteine für die Elektrifizierung in Österreich und produzierte Strom für Industriebetriebe bis in den Großraum Wien.

Auch hundert Jahre später wird im Kraftwerk Arnstein nachhaltiger Strom aus steirischer Wasserkraft erzeugt: „Das Speicherkraftwerk Arnstein zählt zu den energiewirtschaftlichen Pionierbauten in Österreich und veranschaulicht nach hundert Betriebsjahren nicht nur die beeindruckende Geschichte, sondern auch die Zukunft der heimischen Wasserkraft. Denn Wasserkraftwerke und insbesondere Speicherkraftwerke wie hier in Arnstein werden in den nächsten Jahrzehnten eine wesentliche Säule der klimaneutralen Energieversorgung Österreichs bilden“, sagte Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender von Verbund, anlässlich der Jubiläumsfeier im Krafthaus Arnstein.

Größter grüner Energiespeicher der Steiermark
Das Kraftwerk Arnstein mit dem Speicher Langmann wurde von 1922 bis 1925 durch die kurz davor gegründete Steirische Wasserkraft- und Elektrizitäts-AG errichtet. In den nachfolgenden Jahrzehnten entstanden der Packer Stausee sowie der Speicher Hirzmann mit der höchsten Staumauer der Steiermark. Die Teigitsch-Gruppe bildet mit ihren drei Speicherseen und einem Fassungsvermögen von insgesamt nahezu 13 Mio. m3 Wasser heute die größte „grüne Batterie“ in der Steiermark. Die ursprünglich zwei Maschinensätze im Krafthaus wurden bereits 1931 um eine dritte Maschine – bestehend aus einer Francis-Turbine und einem Synchrongenerator – erweitert und die Leistung auf 30 Megawatt gesteigert.

„Das Kraftwerk Arnstein ist eine der ältesten Anlagen im Kraftwerkspark von Verbund. Nach hundert Jahren ist das Kraftwerk jedoch weit mehr als eine Episode in der Wirtschaftsgeschichte oder nur ein Industriedenkmal. Nach einer behutsamen Revitalisierung ist das Kraftwerk heute ein lebendiges Zeichen für einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und zeigt, wie die Interessen der Versorgungssicherheit mit dem Ziel der Klimaneutralität vereint werden können“, sagte Achim Kaspar, Verbund-COO und im Vorstand für den Bereich Wasserkraft zuständig.

Kraftwerksgeschichte mit Zukunft
Verbund betreibt in der Steiermark insgesamt 43 Wasserkraftwerke, darunter 36 Laufkraftwerke und sieben Speicherkraftwerke: „Mit einer Jahreserzeugung von mehr als 2,6 Mrd. Kilowattstunden bildet die Verbund-Kraftwerksgruppe das Rückgrat der erneuerbaren Stromerzeugung in der Steiermark – und mit der zunehmenden Bedeutung der Wasserkraft investieren wir verstärkt in Revitalisierungs- und Modernisierungsprojekte wie hier in Arnstein, um das Potential der steirischen Wasserkraft umweltbewusst und gleichzeitig hocheffizient nutzen zu können“, verweist Karl Heinz Gruber als Geschäftsführer der Verbund-Wasserkraft auf die vor drei Jahren abgeschlossene Modernisierung des Kraftwerks Arnstein.

Als Speicherkraftwerk kann Arnstein auf Knopfdruck Strom erzeugen und ins Netz einspeisen. Zwischen Oktober 2020 und Februar 2022 wurden zwei Maschinensätze erneuert und die Erzeugung um sieben Millionen Kilowattstunden auf 55,7 Mio. Kilowattstunden pro Jahr gesteigert. Das Kraftwerk kann somit den Jahresstrombedarf von etwa 14.000 steirischen Haushalten abdecken. Die dritte Maschine bleibt als historische Schauturbine im Originalzustand in der Maschinenhalle bestehen. Für den Betrieb der Maschinen wird das Wasser aus dem Langmann-Speicher zunächst durch einen fünf Kilometer langen Stollen und dann über zwei 690 m lange, gepanzerte Druckrohrleitungen in das Krafthaus und durch die Turbinen geleitet.

Michael Amerer, Geschäftsführer der Verbund-Wasserkraft, streute im Rahmen der Jubiläumsfeier dem Projektteam sowie der Belegschaft des Speicherkraftwerks und den Lieferanten für die gelungene Modernisierung, Rosen: „Die Erneuerung einer knapp hundert Jahre alten, denkmalgeschützten Kraftwerksanlage war freilich eine besondere technische Herausforderung und wurde sehr verantwortungsvoll durchgeführt. Wir mussten modernste Technik so einbauen, dass man sie nicht sieht, weshalb sich etwa die neuen Generator-Abdeckungen optisch nicht von der Originalmaschine unterscheiden.“

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