WIEN. Nach einer kurzen Pause im Vormonat setzte sich der zu Jahresbeginn 2025 angelaufene Verbesserungstrend in der österreichischen Industrie wieder fort. „Die heimische Industrie hat die Turbulenzen rund um die erratischen US-Zollankündigungen offensichtlich bisher verdauen können. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Mai spürbar auf 48,6 Punkte. Damit erreichte der Indikator den höchsten Wert seit Jänner 2023“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Grenze von 50 Punkten, ab der eine Konjunkturerholung signalisiert wird, wurde zwar nicht ganz erreicht, aber die fast ausnahmslos gestiegenen Teilkomponenten des Indikators lassen auf eine verbesserte Lage in der heimischen Industrie schließen, die sich langsam und auf breiter Ebene zu stabilisieren scheint.“
Lücke verkleinert
Mit dem deutlichen Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai um fast zwei Punkte habe sich die Lücke zur europäischen Industrie stark verkleinert. „In der europäischen verarbeitenden Industrie lief es im Mai erneut etwas besser als in den Vormonaten. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum stieg auf 49,4 Punkte – gestützt auf eine weitere leichte Aufwärtsbewegung in Deutschland auf 48,8 Punkte. Die europäischen Industrieunternehmen weiteten im Mai den dritten Monat in Folge ihre Produktion aus, die Auftragseingänge sind zudem erstmals seit rund drei Jahren nicht mehr gesunken. Für die österreichische Industrie besteht im direkten Vergleich zwar noch Luft nach oben, aber der Anschluss scheint im Mai weitgehend gelungen zu sein“, meint Bruckbauer.
Die österreichische Industrie schloss sich mit geringem Abstand dem Aufwärtstrend in der europäischen Industrie an. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex verbesserte sich im Mai auf breiter Basis. Erstmals seit drei Jahren wurde die Produktion wieder ausgeweitet, begünstigt durch eine deutliche Verlangsamung der Auftragsrückgänge. Niedrigere Ölpreise sorgten für eine leichte Kostenentlastung und die Unternehmer schwenkten auf eine offensivere Lagerpolitik über. Allerdings erhöhte sich das Tempo des Jobabbaus ein weiteres Mal, das ist der einzige Wermutstropfen der aktuellen Umfrage unter den österreichischen Einkaufsmanagern“, meint Bruckbauer.
Produktionsindex angestiegen
Der Verbesserungstrend des Produktionsindex setzte sich im Mai weiter fort. Der Produktionsindex stieg auf 50,2 Punkte und signalisiert damit erstmals seit exakt 36 Monaten eine Ausweitung der Produktionsleistung der heimischen Industrie.
„Die erstmalige Ausweitung der Produktion in der österreichischen Industrie seit drei Jahren ist äußerst erfreulich. Allerdings weist der aktuelle Indikatorwert nur auf eine sehr schwache Wachstumsdynamik hin und angesichts der weiter rückläufigen Auftragsentwicklung stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Während in Deutschland begünstigt durch Vorzieheffekte infolge der US-Zollankündigungen seit drei Monaten das Neugeschäft ansteigt, nehmen in Österreich die einlangenden Aufträge weiter ab. Zumindest hat sich das Tempo im Mai deutlich reduziert. Der Auftragsindex stieg auf 46,9 Punkte.“
Blick aufs Lagermanagement
Die Unternehmen erhöhten im Mai ihre Produktion, obwohl erneut weniger Neuaufträge aus dem In- und Ausland einlangten. Dennoch nahmen die Auftragsrückstände deutlich geringer als in den Vormonaten ab und die Lieferzeiten verkürzten sich kaum mehr. Die Einkaufsmengen wurden jedoch gleich stark wie im Vormonat reduziert.
Die erneut starke Reduktion der Einkaufsmengen im Mai führte im Sinne eines kostenorientierten Lagermanagements zu einem weiteren Abbau der Lagerbestände an Vormaterialien und Rohstoffen, jedoch mit deutlich geringerem Tempo. Der Index für die Vormateriallager stieg auf 48,8 Punkte. Erstmals seit einem Jahr erhöhten die Betriebe in offensichtlicher Erwartung einer Verbesserung der Nachfrage die Bestände in den Fertigwarenlagern.
Überdurchschnittlich hohe Produktionserwartungen
Die Anzeichen einer beginnenden Aufhellung der Industriekonjunktur wurden im Mai erneut stärker, nachdem die Produktion ausgeweitet wurde und der Auftragsrückgang nachließ. Aufgrund der verringerten Wettbewerbsfähigkeit infolge der starken Kostenanstiege der vergangenen Monate, denen bislang keine entsprechenden Produktivitätsfortschritte gegenüberstehen, hinkt die österreichische Industrie dem allgemeinen Verbesserungstrend der europäischen Länder hinterher und konnte offenbar auch nicht in gleichem Ausmaß wie Deutschland von Vorzieheffekten in Zusammenhang mit den US-Zollankündigungen profitieren. Die unmittelbaren Aussichten für die österreichische Industrie sind daher weiterhin zurückhaltend, wie das Indexverhältnis zwischen den Neuaufträgen und den Lagerbeständen verdeutlicht. Bei aktuellem Stand in den Auslieferungslagern können die einlangenden Aufträge auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden und machen somit vorerst keine Ausweitung notwendig.
„In Europa scheint unterstützt durch die Zinssenkungen der EZB ein breiter Verbesserungszyklus in der verarbeitenden Industrie in Gang zu kommen, der auch die österreichische Industrie erfassen dürfte. Noch weiter fallende Leitzinsen sowie eine Kostenentlastung durch die niedrigen Ölpreise werden unterstützen und Deutschland könnte sich bei Umsetzung der angekündigten Rüstungs- und Infrastrukturinvestitionen wieder als Konjunkturlokomotive der österreichischen Wirtschaft erweisen“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Die Stimmung in der heimischen Industrie ist vorläufig auf die optimistische Seite gewechselt. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten stieg auf 56,1 Punkte und damit über den langjährigen Durchschnitt hinaus. Die Risiken für eine erneute Abschwächung sind jedoch durch die von Präsident Trump bis 9. Juli ausgesetzten Zölle nach wie vor nicht gebannt. Die angedrohten Zölle von 50 Prozent auf EU-Exporte in die USA würden Österreich wohl knapp einen Prozentpunkt Wachstum kosten, doppelt so viel wie bisher bei 20 Prozent angenommen.“

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