„Declaration of Graz“
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 24.10.2025

„Declaration of Graz“

Im Rahmen der EBSCON 5.0 wurde mit Vertretern europäischer Chips Competence Centres (CCC) ein MoU zur europaweiten Zusammenarbeit signiert.

GRAZ. Die Leitmesse der europäischen Halbleiter- und Elektronik-Industrie ist 2025 erstmals Teil der EBSCON Week und steht thematisch ganz im Zeichen der „Creative Destruction“. Mehr als 340 Teilnehmer aus 23 Ländern in ganz Europa mit Delegationen aus Schweden und den Niederlanden beschäftigen sich auf der EBSCON 5.0 zum Leitthema „Creative Destruction“ mit der zentralen Frage, welche „alten Systeme“ und „alten Technologien“ abgelöst werden und wie das künftig „Neue“ am Horizont zu erkennen ist.

Start- und erster Höhepunkt der EBSCON 5.0 ist die Unterzeichnung der „Declaration of Graz“ – auf Initiative des Silicon Alps Clusters signierten Vertreter aus Frankreich, Tschechien, Schweden, den Niederlanden und Österreich dieses „Memorandum of Understanding (MoU)“, mit dem die europäische Zusammenarbeit der 27 neuen Chips Competence Centres mit konkreten Zielen versehen und die Unabhängigkeit und Technologieführerschaft Europas auf konkrete Beine gestellt werden soll.
Südösterreich mit der Steiermark und Kärnten ist einer der Hotspots der europäischen ESBS- und Halbleiterindustrie. Der steirische Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer und die Kärntner LH-Stellvertreterin Gaby Schaunig betonen einerseits die Entwicklungsmöglichkeiten und das Entstehen eines gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraums durch den neuen Koralmtunnel und andererseits die großen Chancen, die sich durch innovative Entwicklungen in der Branche am Standort ergeben.

Michael Jerne, Director External Relations bei NXP Semiconductors Austria, erläutert, wie das Unternehmen vom Silicon Alps Cluster und den europäischen Chips Competence Centres profitieren kann: „Bei NXP glauben wir fest daran, dass starke Zusammenarbeit über Organisations- und Ländergrenzen hinweg der Schlüssel zum Erfolg ist – ganz im Sinne unseres Mottos ‚Brighter Together‘. Der Cluster sowie das entstehende Chips Competence Centre werden das bereits sehr erfolgreiche österreichische Mikroelektronik-Ökosystem weiter stärken und zugleich die europäische Vernetzung intensivieren. Für uns bedeutet das: Wir können künftig auf noch leistungsfähigere Partnerschaften bauen, um weltweit führende Innovationen, wie NFC (Near Field Communication) oder disruptive Ansätze im Bereich Cybersecurity, federführend in Österreich zu entwickeln. Damit Mikroelektronik auch weiterhin eine österreichische Erfolgsgeschichte bleibt, sind leistungsfreundliche Rahmenbedingungen und eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit des Standorts unerlässlich.“

Régis Hamelin, Koordinator des Vernetzungs-Projekts aCCCess und Mitunterzeichner der „Declaration of Graz“: „Mit dieser Erklärung bekräftigen die Kompetenzzentren gemeinsam mit dem aCCCess-Konsortium ihr Engagement für den Aufbau eines starken, offenen und zukunftsorientierten Halbleiter-Ökosystems in Europa und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur technologischen Souveränität und globalen Wettbewerbsfähigkeit Europas. Das Netzwerk von Kompetenzzentren, das vom Projekt aCCCess koordiniert wird, soll als Infrastruktur für dieses Ziel dienen und die Zusammenarbeit in ganz Europa fördern. Jedes Kompetenzzentrum wird als lokale Anlaufstelle für das gesamte Spektrum der verfügbaren Dienstleistungen, Technologien und Ausbildungsmöglichkeiten dienen und so die europäische Halbleiter-Wertschöpfungskette stärken und konsolidieren.“

Ziele der „Declaration of Graz“
Robert Gfrerer, Geschäftsführer des Silicon Alps Clusters und Initiator der Deklaration: „Mit der ‚Declaration of Graz‘ bekunden wir gleichsam als Selbstverpflichtung die gemeinsame Absicht, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern und gemeinsam zu einem nachhaltigen Halbleiter-Ökosystem in Europa beizutragen. Wir wollen und müssen die geplanten Vorhaben mit Leben erfüllen.“

Die Ziele, die sich die Unterzeichnenden gesetzt haben, sind:
• Sicherstellung eines fairen, offenen und nichtdiskriminierenden Zugangs zu Infrastruktur, Fachwissen und Finanzmitteln für alle relevanten Akteure, insbesondere für KMU und Start-ups.
• Maximierung von Effizienz und Wirkung der Ressourcen: Mit Unterstützung des aCCCess-Konsortiums werden die Zentren gemeinsame Verfahren zur Überwachung, Bewertung und den Austausch bewährter Praktiken einführen, um eine wirksame Nutzung der Mittel und der Infrastruktur zu gewährleisten.
• Förderung der Kompetenzentwicklung und Ausbildung in ganz Europa: Die Zentren werden Bildungs- und Qualifizierungsprogramme koordinieren, die Mobilität von Talenten in ganz Europa erleichtern und die Qualifikationslücke in der Halbleiterindustrie aktiv angehen.
• Stärkung der strategischen Unabhängigkeit Europas: Regionale und europäische Wertschöpfungsketten, Pilotanlagen und Schlüsseltechnologien werden entwickelt, um Europas Widerstandsfähigkeit im Halbleitersektor zu stärken.
• Stärkung von Vertrauen und Sichtbarkeit: Das aCCCess-Konsortium wird die Zentren bei der transparenten Kommunikation, der Berichterstattung über Erfolge und der Durchführung von Outreach-Initiativen unterstützen.

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