Unter dem Motto „Jetzt ins Tun kommen“ eröffnete Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), den Tag der Industrie 2025 mit einem eindringlichen Appell: „Wir erleben eine stille De-Industrialisierung und einen stetigen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Jeder verlorene Betriebsstandort bedeutet verlorenes Know-how, Wertschöpfung, Innovationskraft und am Ende verlorenen Wohlstand. Wenn wir nicht jetzt entschlossen gegensteuern, verspielen wir nicht nur unsere Gegenwart, sondern auch unsere Zukunft.“
Knill machte deutlich, dass Österreich über enorme Potenziale verfügt: Unternehmen mit weltmarktführenden Produkten, bestens ausgebildete Fachkräfte sowie Forschung und Innovation auf höchstem Niveau. „Doch wir nutzen dieses Potenzial nicht, wir behindern uns vielmehr selbst durch überbordende Bürokratie, hohe Kosten und fehlende Reformen. Das müssen wir ändern. Jetzt ist nicht die Zeit für weitere Analysen und Diskussion, jetzt ist die Zeit, um ins Tun zu kommen“, so Knill.
Befreiungsschlag notwendig
IV-Vizepräsident F. Peter Mitterbauer zeichnete ein deutliches Bild der derzeitigen Standortprobleme: „Österreich ist zu teuer und zu kompliziert. Die Arbeitskosten steigen schneller als die Produktivität, die Energiepreise liegen über dem internationalen Schnitt und die Bürokratie wächst ungebremst. Verfahren dauern Monate bis Jahre, Regelungen überlappen sich, und neue Vorschriften werden schneller geschaffen als bestehende entrümpelt.“
Er forderte daher ein Belastungsmoratorium für die nächsten fünf Jahre: keine neuen Steuern, keine neuen Abgaben und keine zusätzliche Übererfüllung von EU-Vorgaben. „Unternehmerinnen und Unternehmer können nur dann investieren, wenn sie auf stabile Rahmenbedingungen vertrauen können. Wir brauchen einen Befreiungsschlag für das Unternehmertum, sonst wandern Investitionen ins Ausland ab, wo es schneller, günstiger und einfacher geht“, so Mitterbauer.
Innovationen sind kein Luxus
IV-Vizepräsidentin Sabine Herlitschka hob hervor, dass Entlastungen allein nicht ausreichen werden: „Wenn wir wieder an die Spitze wollen, müssen wir jetzt gezielt in Zukunftstechnologien investieren. Innovation ist kein Luxus, sie ist die Grundlage unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserer Souveränität.“
In diesem Zusammenhang nannte sie konkrete Prioritäten: Digitaltechnologien und Mikroelektronik wie auch künstliche Intelligenz, Life Sciences, Mobilität, Space, Produktionstechnologien sowie der Sicherheitssektor. „Investitionen in diese Bereiche treiben Schlüsseltechnologien voran, schaffen neue industrielle Wertschöpfung und stärken Europas strategische Position und unsere Resilienz – eine Chance, die wir auch für Österreich entschlossen nutzen müssen“, betonte Herlitschka.
Standortfaktoren beachten
IV-Vizepräsidentin Patricia Neumann forderte ein klares Bekenntnis zu Freihandel und internationaler Kooperation: „Österreich ist ein Exportland. Wir leben davon, dass Märkte offen sind und Transportrouten verlässlich funktionieren. Das Mercosur-Abkommen ist nur ein Beispiel: Schon heute hängen 32.000 Arbeitsplätze am Handel mit dieser Region, ein Zollabbau könnte unsere Industrie-Exporte fast verdoppeln.“
Doch selbst die besten Abkommen bleiben wirkungslos, wenn es nicht genügend Menschen gibt, die sie mit Wissen, Kreativität und Tatkraft umsetzen, angesichts dessen betonte Neumann auch die Notwendigkeit einer ambitionierten Fachkräftestrategie: „Wir brauchen mehr Fokus auf Zukunftskompetenzen, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Frauen in Vollzeit und eine moderne, unbürokratische Zuwanderung für internationale Spitzenkräfte. Sonst werden wir im internationalen Wettbewerb dauerhaft zurückfallen.“
Konjunktur eingetrübt
Die Demarche der IV kommt nicht von ungefähr, denn laut den Ökonomen der UniCredit Bank Austria warte die österreichische Industrie weiterhin auf einen Befreiungsschlag. Mit Beginn des Herbsts hat sich die Industriekonjunktur in Österreich etwas eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im September auf 47,6 Punkte. Der Aufwärtstrend über den Sommer geriet ins Stocken. Der Indikator verfehlte die Neutralitätslinie von 50 Punkten, ab der Wachstum in der verarbeitenden Industrie signalisiert wird, wieder deutlich“, meint UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die positive Dynamik in der heimischen Industrie, die sich im Sommer zeigte, habe sich im September verflüchtigt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im September um 1,5 Punkte gegenüber dem Vormonat, verursacht durch eine Verschlechterung aller Teilindizes, insbesondere der nachfrageseitigen Komponenten“, erklärt Bruckbauer.
Erwartung und Optimismus
„Die nach vorne ausgerichteten Indikatoren, neben den Auftragseingängen die Menge der Einkäufe, Lagerstände und die Geschäftserwartungen, deuten in den kommenden Monaten nicht auf eine Verbesserung der herausfordernden Situation der österreichischen Industrie hin“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen. So habe der Optimismus der Betriebe auf Jahressicht deutlich nachgelassen: „Der Erwartungsindex sank im September auf 53,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit März dieses Jahres. Damit unterschritt er wieder den langjährigen Durchschnitt.“,
In den ersten sieben Monaten stieg die Industrieproduktion in der Sachgütererzeugung um durchschnittlich 3,2% real, sodass trotz der zurückhaltenden Aussichten für das Schlussquartal, die der aktuelle UniCredit Bank Austria EMI vermittelt, die österreichische Industrie das Jahr 2025 mit einem Produktionsplus abschließen wird.
Jahresumsatz der Händler klettert 2025 um +3,2% auf 79,8 Mrd. Euro, Weihnachtsgeschäft leicht über Vorjahresniveau
Der österreichische Einzelhandel verzeichnet 2025 einen Jahresumsatz von 79,8 Milliarden Euro, ein nominelles Plus von 3,2 Prozent gegenüber 2024. Das Weihnachtsgeschäft liegt leicht
