Integration von ams und Osram stockt
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Olaf Berlien.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 12.02.2021

Integration von ams und Osram stockt

Aktionäre klagten gegen Beherrschungsvertrag; steirischer Chipspezialist profitierte 2020 von Lockdown.

WIEN. Die Integration des angeschlagenen deutschen Lichtkonzerns Osram in die steirische ams AG zieht sich. Aktionäre haben nämlich gegen den von der Hauptversammlung im November 2020 beschlossenen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) Rechtsmittel erhoben, wie ams-Chef Alexander Everke am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz sagte. Osram habe bereits ein gerichtliches Freigabeverfahren beantragt.

Er rechne damit, dass der BGAV "in absehbarer Zukunft" wirksam werde und ins Handelsregister eingetragen werden könne. Ziel sei jedenfalls eine noch weitere Integration der beiden Unternehmen. "Es soll eine Firma sein mit einer Vision", so Everke. Mit dem Vertrag soll ams auf die Finanzmittel von Osram zugreifen können.

Osram indes hat am Dienstag, 9. Februar 2021, angekündigt, das Geschäft mit Vorschaltgeräten und Elektronik, ein Teil der Sparte Digital (DI), zu verkaufen. Osram-Chef Olaf Berlien erwartet, dass der Verkauf bis zum Sommer abgeschlossen sein könnte. ams hat an der Digitalsparte kein strategisches Interesse. Man wolle sich einen Großteil dieses Portfolios strategisch ansehen und dann entscheiden, welche Teile man behalten und welche verkaufen wolle, sagte dazu der ams-Chef.

Der Chiphersteller ams hat im Jahr 2020 dank gut laufender Consumer-Geschäfte - hohe Nachfrage nach Smartphones und Home-Office-Geräten - einen Umsatzrekord verbucht. Das Android-Geschäft sei gewachsen, das Automotive-Geschäft habe hingegen vor allem im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise "deutlich" geschwächelt, so der Konzernchef. Ein "Lichtblick" sei die Medizintechnik, das Computertomografiegeschäft laufe "solide".

Der ams-Umsatz legte im vergangenen Jahr leicht auf 2,29 Mrd. Dollar (1,9 Mrd. Euro) zu. Inklusive Osram - die Zahlen des deutschen Unternehmens sind seit Juli in der Bilanz enthalten - machte der Umsatz 4,17 Mrd. Dollar aus, wie Finanzchef Ingo Bank, ehemals Finanzvorstand von Osram, erläuterte. Im vierten Quartal stieg der Umsatz von 705 Mio. auf 1,68 Mrd. Dollar, davon entfielen 681 Mio., also weniger als im Vorjahreszeitraum, auf ams und 999 Mio. auf Osram.

Das bereinigte Nettoergebnis der Gruppe sank hingegen von 434 Mio. Dollar im Jahr 2019 auf 282 Mio. 2020. Ohne Bereinigung kam ein Verlust von etwas über 100 Mio. Dollar heraus. Im vierten Quartal verbesserte sich das bereinigte Nettoergebnis von 155 Mio. auf 180 Mio. Dollar, ohne Bereinigung waren es 52 Mio. Dollar.

Für das erste Quartal 2021 rechnet ams mit einem Umsatz von 500 bis 540 Mio. Dollar, was einem Plus von 4 Prozent entspräche. Die erwartete EBIT-Marge wurde mit 20 bis 22 Prozent angegeben. Im abgelaufenen vierten Quartal betrug die Ebit-Marge 27 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte 2020 habe der schwächelnde Dollar Druck auf die Marge ausgeübt, so der Konzernchef.

Die Finanzierungsstruktur von ams sei jetzt ausgewogen, und die Umsatzverteilung nach der Osram-Übernahme besser. Man sei nicht mehr so stark abhängig von der Consumer-Sparte, also dem Geschäft mit Sensoren für Smartphones, Fernseher und Co. Die Sparten Automotive und Industrie/Medizin sollen mehr Bedeutung bekommen. (APA)

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