Mobilfunknetze unter die Lupe genommen
© A1/APA/Krisztian Juhasz
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 16.04.2021

Mobilfunknetze unter die Lupe genommen

A1 geht beim "Chip"-Netztest knapp als Sieger hervor. Aber auch Magenta und Drei haben ein Sehr gut im Zeugnis.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Das Fachmagazin Chip nahm wieder Österreichs Mobilfunknetze unter die Lupe – mit seinem, wie Chip sagt, „härtesten Netztest”. Die Ergebnisse sind durchwegs erfreulich. Selbst zu Coronazeiten haben unsere Mobilfunknetze ein sehr hohes Niveau erreicht. Bei weiterhin günstigen Tarifen ist das eine gute Nachricht für die Kunden. Der Test zeigte allerdings auch: Nicht überall, wo 5G draufsteht, ist auch 5G drin.

A1 vor Magenta und Drei

Im Vergleich mit dem Vorjahr fiel auf, dass die österreichischen Mobilfunknetze unter den Corona-Lockdown-Umständen mit ihren damit einhergehenden Netzbelastungen auf demselben Niveau verharrten. Das trifft vor allem auf den Vorjahressieger A1 und den Zweitplatzierten Magenta zu. Das Netz von Drei hat hingegen ein kleinen Qualitätssprung hingelegt.

Damit ist Drei für Chip der Aufsteiger des Jahres – was jedoch nichts an der Reihenfolge ändert: A1 wiederholt den Sieg vom Vorjahr mit der Schulnote 1,23. Magenta landet mit 1,24 um Haaresbreite auf dem zweiten Platz. Drei bleibt auf dem dritten Platz, erhält aber ebenfalls ein „Sehr gut” mit der Note 1,42 und mausert sich zu einer ernsthaften Alternative für wechselwillige Kunden, die Geld sparen, aber keine großen Qualitätseinbußen hinnehmen wollen.
Im Detail konnte der Sieger A1 mit sehr hohen Download-Geschwindigkeiten von im Schnitt über 120 Mbit/s und der besten LTE-Verfügbarkeit in Österreich beeindrucken.
Im heuer erstmals getesteten 5G-Netz erreicht A1 sowohl in den Städten, als auch am Land die schnellsten Downloads. Magenta erzielte in den Kategorien „Telefonie”, „Upload-Speed” und „LTE-Verfügbarkeit in ländlichen Gebieten” die besten Ergebnisse. Traditionell verbinde Magenta seine Gesprächsteilnehmer am schnellsten, heißt es bei Chip. Bei Telefonaten werden die Nutzer rund eine halbe Sekunde schneller verbunden als bei A1 und 1,5 Sekunden schneller als bei Drei.
Der Aufsteiger des Jahres, Drei, konnte bei den Fernzügen punkten. Getestet wurde in den Zugverbindungen Salzburg–Graz und Graz–Linz. Das Telefonieren auf diesen Strecken hatte sich für die Tester in den Netzen von A1 und Magenta sich zu einem Geduldsspiel entwickelt: Viele Telefongespräche und WhatsApp-Calls brachen mittendrin einfach ab. Das Netz von Drei, wiewohl auch nicht friktionsfrei, war hier mit Abstand das beste.

LTE-Abdeckung

Alle drei Netze stellen auf fast jedem ausgewerteten Quadratkilometer ihren Kunden LTE zur Verfügung. In den urbanen Gebieten wurden Quoten zwischen 98,3 und 99,2% gemessen, in den ländlichen etwas mehr als 97%. Soweit die Verfügbarkeit. Und die Signalqualität, resp. Geschwindigkeit? Hier schneiden in den Stadtgebieten mit Quoten zwischen 97,5 und 99% alle sehr gut ab. Ein wenig schlechter schaut es auf dem Land aus: Magenta und A1 erreichen knapp mehr als 96,5%, während Drei keine 95% schafft. Insgesamt bescheinigt Chip A1 die beste Verfügbarkeit, aber der Abstand zu Magenta ist nur marginal, und auch Drei hat keinen großen Aussetzer.

Die Sache mit 5G

In den Städten kommt Magenta auf eine Verfügbarkeit von fast 79,7%, A1 kommt auf 74,8% und Drei auf 61,4%. Allerdings muss bei 5G zwischen zwei Typen unterschieden werden: Das ultraschnelle 5G mit Geschwindigkeiten bis 1 GBit/s funkt nur auf dem Band n78 bei 3,6 GHz, das der neue Funkstandard exklusiv für sich hat.

Daneben bieten einige Netzbetreiber in Europa 5G auch über Dynamic Spectrum Sharing (DSS) an, um die neue Funktechnik sehr schnell in der Fläche auszurollen. Bei DSS teilen sich LTE und 5G aber dieselben Frequenzen, es ist somit nicht schneller als LTE und bringt den Kunden praktisch keine echten Vorteile.
In Österreich setzt laut Chip einzig Magenta DSS ein, und zwar auf den Frequenzen um 2.100 MHz. Rechnet man diese heraus, kommt Magenta in den Städten auf eine Verfügbarkeit des schnellen 5G auf Band n78 von 66,9%.
Am Land schaut’s freilich bescheidener aus: Der 5G-Ausbau auf Band n78 dauert an – viele neue Basisstationen müssen aufgestellt werden, denn die Funksignale im Frequenzbereich um 3.600 MHz haben keine hohe Reichweite.
Trotzdem bescheinigt Chip Österreich recht gute Quoten – vor allem, wenn man sie mit denen in Deutschland vergleicht, wo während des Chip-Netztests im Herbst 2020 auf dem Land 5G kaum ausgebaut war: Vodafone lag hier mit 7,2% vorn. Bei uns liegt A1 mit 26,9% ganz knapp vor Magenta mit 26,3% – mit ein bisserl Abstand dann Drei mit 20%.

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