Roboter übernehmen die Fabriken wohl doch nicht
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 05.04.2019

Roboter übernehmen die Fabriken wohl doch nicht

Trotz der rasant fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung bleibt die menschenleere Fabrik bis auf Weiteres eine Utopie.

Editorial ••• Von Britta Biron

 

TRENDSETTER. Was die Defilées in Paris, Mailand und New York für die Mode sind, ist die Hannover Messe für die Industrie. Heute endet sie nach fünf Tagen, in denen dem Fachpublikum wieder eine Fülle von Neuheiten präsentiert wurde.

Von Leichtbau und 5G, über Machine Learning, Künstliche Intelligenz und neue Mobilitätslösungen bis zu smarten Materialien, Augmented Reality und Advanced Robotics war die gesamte Palette der industriellen Top-Themen vertreten.
Mit dem „Future of Work in Industry”-Kongress wurde heuer erstmals auch ein großer Schwerpunkt auf die Frage gelegt, welche Auswirkungen die digitale Transformation der Fabriken auf die Arbeitswelt haben wird. Dazu hatten 2013 zwei Professoren der Oxford Universität ein düsteres Zukunftsbild gemalt, in dem sie prognostizierten, dass 50% der Jobs durch die Automatisierung bedroht seien. Allerdings gilt auch bei der Fabrik der Zukunft das Motto „Es wird nix so heiß gegessen, wie es gekocht wird”. Zwar lassen sich immer mehr Arbeiten von immer leistungsfähigeren Maschinen erledigen, was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass sie auch überall eingesetzt werden.

Kein drastischen Job-Verluste

Eine wesentliche Hürde sind die hohen Investitionskosten, die mit der Umstellung auf eine neue Technik verbunden sind, die etliche Unternehmen noch scheuen. Das zeigt zumindest eine aktuelle Studie der Boston Con­sulting Group, für die 1.300 Produktions- und Technologiemanager von Großkonzernen und mittelständischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zum Thema Advanced Robotics befragt wurden.

Industrieübergreifend nutzen erst elf Prozent solche Maschinen, immerhin 86% planen den Einsatz innerhalb der nächsten drei Jahre. Bis 2025 soll der Automatisierungsgrad durch Roboter um mehr als 15 Prozentpunkte erhöht werden; interessant dabei ist allerdings, dass erst ein Fünftel der Befragten dazu bereits eine konkrete Strategie oder Anwendungsszenarien entwickelt hat.
Gedanken über die Effekte auf die Größe der Belegschaft hat man sich aber schon gemacht.
Am ehesten rechnen noch die Manager in China (67%) damit, dass die Technik à la longue Arbeitsplätze kosten wird, etwas über ein Fünftel glaubt, dass die Quote höher als 20% sein wird. Den Grund sehen die Studienautoren im hohen Anteil der leicht zu automatisierenden Tätigkeiten sowie darin, dass die menschenleere Fabrik in China generell eher vorstellbar ist als in anderen Ländern. In Deutschland und Österreich zum Beispiel glauben nur 43 bzw. 42%, dass Arbeitsplätze wegfallen, mit hohen Verlusten rechnet aber nur eine Minderheit von zwei bzw. fünf Prozent.

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