••• Von Helga Krémer
Um die Erreichung der Pariser Klimaziele deutlich voranzutreiben und das Langzeitziel der Klimaneutralität bis 2050 auch tatsächlich umzusetzen, dreht RHI Magnesita mittels Recyclings und alternativer Energien sowie Technologien an vielen Schrauben.
Dennoch brauche es für jene Emissionen, die sich einfach nicht vermeiden lassen, zusätzlich ein Umdenken in Österreich, heißt es beim Weltmarktführer der Feuerfestindustrie.
So hat RHI Magnesita die zukunftsrelevanten Themen Carbon Capture and Storage – kurz „CCS” – sowie Carbon Capture and Utilisation – kurz „CCU” – zum Anlass genommen, Finanz- und Bergbauminister Magnus Brunner in das Rohstoffwerkwerk Breitenau einzuladen, um die Möglichkeiten der Weiter- und Wiederverwendung von Kohlenstoffdioxid mit Experten von RHI Magnesita zu diskutieren.
Feuer am Dach
In Österreich beträgt der CO2-Ausstoß von RHI Magnesita rund 550.000 t pro Jahr. Mit intensivem Recycling und Energieeffizienzmaßnahmen, wie der Umstieg auf alternative Energien, wird der CO2-Ausstoß bereits gedrosselt. Dennoch bleibt ein Teil des CO2 übrig, der sowohl umweltpolitisch als auch aus Kostensicht immer mehr zur Bedrohung wird. Für RHI Mag-nesita steht fest: Es gibt keine Alternative zur kompletten Dekarbonisierung des Unternehmens, und das schnellstmöglich.
„Breitenau ist einer der wichtigsten Rohstoffstandorte in Europa”, erklärt Rajah Jayendran, CTO RHI Magnesita. „Wenn wir das Erreichen der Pariser Klimaziele ernst nehmen, müssen wir lernen CO2 erst gar nicht zu emittieren – oder es unschädlich, transportierbar und vor allem wieder nutzbar machen.”
Blick auf die Praxis
Im Traditionswerk Breitenau werden jährlich über 400.000 t Rohmagnesit abgebaut und in die ganze Welt exportiert, um die globale Industrie mit diesem kritischen Material auszustatten. Dafür wird in den Drehrohröfen bei über 1.200 Grad Celsius der wertvolle Magnesit gebrannt. Dabei entstehen CO2-Emissionen, die sich nicht verhindern lassen (sogenannte geogene Prozessemissionen).
„Einen Teil unseres CO2 können wir bereits reduzieren. Den Rest müssen wir aber als Übergangslösung einspeichern können, und zwar so lange, bis die industrielle Nutzbarmachung von CO2 – das sogenannte Carbon Capture and Utlilisation, kurz ‚CCU' – gelingt. Anders lassen sich die Klimaziele nicht erreichen”, warnt CTO Jayendran.
Zwischenlösung gesucht
Österreichs Industrie sieht sich bei den Treibhausgasemissionen immer noch mit Spitzenwerten konfrontiert. Fakt ist: Die Kosten, die RHI Magnesita – und wohl auch andere „Hard to Abate”-Industrien – für CO2-Zertifikate künftig tragen müssen, werden jedes Jahr teurer.
RHI Magnesita möchte dabei als Teil der Lösung und wesentlich zur Dekarbonisierung beitragen. Dafür sei das unterirdische Zwischen-Speichern von Kohlendioxid (CCS) – entweder im In-oder Ausland – eine zukunftsweisende Zwischenlösung. Diese Option ist jedoch in Österreich – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern – derzeit noch nicht möglich. Heuer wird dieses Verbotsgesetz im Nationalrat neu evaluiert – ein Momentum, das RHI Magnesita aus dem Blickwinkel des Klimaschutzes und der Standortsicherung nutzen möchte.
Neben der Aufhebung des Verbots von CCS sieht RHI Magnesita die Politik in der Pflicht, der heimischen Industrie die nötige Infrastruktur, die das Zwischen-Speichern von Kohlendioxid braucht, rasch zu ermöglichen.
„Ich hoffe, dass der Nationalrat das Verbot im Herbst aufhebt und die entsprechenden Weichen für die Umsetzung der europäischen Richtlinie stellt”, erklärt der für Bergbau und Rohstoffe zuständige Finanzminister und betont: „Die beiden Verfahren CCS und CCU werden wichtige Bausteine beim Erreichen der Klimaziele und dem gleichzeitigen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts sein.”
Weitere Relevanz
Aber auch der bis Ende Juni 2023 als Entwurf an die Europäische Kommission zu übermittelnde Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) der Republik spielt eine große Rolle; federführend erarbeitet diesen Plan das Klimaschutzministerium.
Brunner will sich jedenfalls dafür einsetzen, dass sich im NEKP ein thematischer Schwerpunkt für Speicherung und Nutzung von CO2 wiederfindet, der die Relevanz beider Technologien für die Zukunft des Standorts Österreich klar aufzeigt.