Über dem Warenfluss zieht ein Sturmtief auf
© APA/AFP/Isaac Lawrence
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 17.02.2023

Über dem Warenfluss zieht ein Sturmtief auf

Führungskräfte der globalen Logistikbranche zeichnen ein düsteres Bild aus gestörten Lieferketten, Teuerung und Nachfrageeinbruch.

••• Von Helga Krémer

Das Blatt in der globalen Logistikbranche hat sich gewendet. Sahen die meisten Führungskräfte der Logistikbranche für 2022 noch ein moderates bis starkes Wirtschaftswachstum und nur eine geringe oder gar keine Möglichkeit einer Rezession, so betrachten sie eine solche im Jahr 2023 als „wahrscheinlich” oder „sicher”. Fast 70% der globalen Logistik-Führungskräfte erklären, dass sie sich angesichts höherer Kosten, nachlassender Nachfrage und anhaltender Störung der Lieferkette, die sich aus dem Kampf Chinas um die Eindämmung von Corona, Russlands Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen des Klimawandels ergeben, auf eine Rezession vorbereiten.

Ein teurer Spaß

90% der 750 Branchenexperten, die für den Agility Emerging Markets Logistics Index 2023 befragt wurden, gaben außerdem an, dass ihre Kosten für Versand, Lagerung und sonstige Logistik weit über dem Niveau vor der Pandemie von Anfang 2020 liegen. „Spediteure und Versender spüren die Auswirkungen höherer Energiepreise, knapper Arbeitsmärkte und einer breiteren Inflation, obwohl die Frachtraten gesunken sind und die Frachtrückstände in den Häfen abgebaut wurden”, sagt Tarek Sultan, Vizevorsitzender von Agility. „Drei Jahre nach Beginn der Pandemie sind die Lieferketten immer noch sehr unbeständig. Und jetzt kommt neue Unsicherheit auf, da Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben und Einstellungen zurückfahren.”

42,3% der Befragten gehen davon aus, dass sich die Luftfrachtraten im Jahr 2023 normalisieren werden, wenn auch auf einem höheren Niveau als vor Corona; bei den Seefrachtraten sind es etwas mehr: 46,8%.

Jährliches Ranking

Die Umfrage und der Index sind bereits die 14. jährliche Momentaufnahme der Branchenstimmung und bietet eine Rangliste der 50 weltweit führenden Schwellenmärkte im Logistiksektor.

Der Index bewertet Länder in Bezug auf die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit auf der Grundlage ihrer Logistikstärken, ihres Geschäftsklimas und ihrer digitalen Bereitschaft – Faktoren, die sie für Logistikanbieter, Spediteure, Luft- und Seetransportunternehmen, Distributoren und Investoren attraktiv machen.

Blick um den Globus

China und Indien, bevölkerungstechnisch die beiden größten Länder der Welt, behaupten weiterhin Platz 1 und 2 in der Gesamtwertung. Die VAE, Malaysia, Indonesien, Saudi-Arabien, Katar, Thailand, Mexiko und Vietnam runden die Top Ten ab.

Die Türkei, Platz zehn im Jahr 2022, fiel auf den 11. Platz zurück. Südafrika (Platz 24) und Kenia (Platz 25) sind die höchstplatzierten Länder südlich der Sahara. Arabische Golfstaaten – VAE, Katar, Saudi-Arabien und Oman – boten erneut die besten Geschäftsbedingungen. Malaysia, mit dem viertbesten Umfeld für Unternehmen, ist das einzige „Nicht-Golf-Land” unter den Top Fünf. China und Indien sind die Spitzenreiter der nationalen und internationalen Logistik. Indien stieg in der digitalen Bereitschaft auf Platz 1, gefolgt von den VAE, China, Malaysia und Katar.

Die Nachzügler

Weiter unten war die Volatilität bei den Platzierungen größer als in jedem anderen Jahr des Index. Konflikte, Sanktionen, politischer Tumult, wirtschaftliche Fehlentwicklungen und der anhaltende Covid-19-Fallout beeinträchtigten die Wettbewerbsfähigkeit der Ukraine, des Iran, Russlands, Kolumbiens, Paraguays und anderer Länder. Zu den Ländern, die in bestimmten Kategorien einen Sprung gemacht haben, gehören Bangladesch, Pakistan, Jordanien, Sri Lanka und Ghana.

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