Vom Ländle aus rund um den Globus
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 28.04.2023

Vom Ländle aus rund um den Globus

Der Vorarlberger Beschlägehersteller Blum ist weltweit aktiv und hat sich mit qualitativ hochwertigen Produkten durchgesetzt.

••• Von Reinhard Krémer

Wenn Sie in Kenia oder anderswo auf der Welt einen Schrank öffnen, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass Sie dann ein Produkt aus Österreich benutzen – aus Vorarlberg, genau genommen.

Das Unternehmen wurde 1952 von Julius Blum gegründet und begann als kleiner Familienbetrieb mit der Produktion von Möbelbeschlägen. Doch schon bald zeigte sich, dass die Produkte von Blum von hoher Qualität waren, das Unternehmen wuchs und expandierte schnell.
Der große Wurf gelang schon einige Jahre nach der Gründung: In den 1960er-Jahren entwickelte Blum den Klappmechanismus Aventos, der es ermöglichte, auch Schränke mit großen Fronten komfortabel zu öffnen. Diese Innovation brachte dem Unternehmen respektablen Erfolg und es wurde damit zu einem der führenden Hersteller von Möbelbeschlägen weltweit. Das Produkt wurde weiter modifiziert und ist heute als Aventos HK erhältlich.

Flexible Anwendung

Es kann zwischen Euro-Schrauben und vormontierten Steckstiften oder einer Montage mit Spanplattenschrauben und integrierter Stoppschablone gewählt werden. Außerdem kann Aventos HK top in beiden Fällen links oder rechts symmetrisch montiert werden. In den folgenden Jahrzehnten expandierte das Unternehmen kontinuierlich und eröffnete Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern.

Die Julius Blum GmbH wurde weit über die Grenzen Österreichs aktiv und bekannt für ihre innovativen Produkte, die hohe Qualität und das Engagement für Nachhaltigkeit. Das Unternehmen setzt sich aktiv für den Umweltschutz ein und erhielt dafür bereits zahlreiche Auszeichnungen. Die beiden Geschäftsführer Martin und Philipp Blum leiten seit dem 1. Juli 2019 das Unternehmen.
Unter ihrer Führung setzte Blum verstärkt auf Digitalisierung und Automatisierung und investierte in moderne Technologien. So werden Paletten bereits seit über 20 Jahren von führerlosen Transportrobotern befördert.
Das Unternehmen entwickelte sich weiter und konnte so auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit solide wachsen. Heute beschäftigt Blum mehr als 9.000 Mitarbeitende weltweit – knapp 7.000 davon in Österreich – und hat Produktionsstätten in vielen Ländern wie Polen, Brasilien und den USA sowie 33 Tochtergesellschaften bzw. Repräsentanzen weltweit.

Rund um den Globus

Geliefert wird an Möbelhersteller und Beschlagfachhändler in über 120 Ländern. Das Unternehmen ist stolz auf seine Wurzeln in Vorarlberg und hat seinen Hauptsitz immer noch in der Region, nämlich in Höchst.

Blum ist ein erfolgreiches Beispiel für ein Familienunternehmen, das über Generationen hinweg erfolgreich wachsen konnte. Die Schlüssel dafür sind wie erwähnt, kontinuierliche Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit.

Zur Letzterer zählt nicht nur die Verwendung eigens gefertigte Kisten, die umweltfreundlicher sind und eine höhere Automatisierung bieten, sondern auch die Firmenpolitik, Mit­arbeitende gut zu entlohnen, um sie ans Unternehmen zu binden. So verdient ein Lagerist laut der Plattform kununu zum Beispiel mehr als 40.000 € im Jahr, ein Steuerungsfachmann kommt auf fast 56.000 €, und ein Anlagenbetreiber geht mit rund 50.000 € pro Jahr nach Hause.

Die Gehaltszufriedenheit liegt bei Blum laut kununu bei 4.1 von 5 und damit 14% über dem Branchendurchschnitt.
Auch in der aktuellen Krise wurde bei Blum bis dato kein Personal, sondern Überstunden abgebaut und Personal zwischen den Werken verschoben. „Wir stochern derzeit so wie die gesamte Branche im Nebel, was die zukünftige Nachfrage betrifft”, sagten die beiden Blum-Geschäftsführer Philipp Blum und Martin Blum. „Wir haben damit gerechnet, dass die Zuwächse nicht ewig anhalten und irgendwann einmal zurückgehen werden. Wir sind jedoch überrascht von der Geschwindigkeit, mit der das jetzt passiert”, so Martin Blum.

20 Mal den Eiffelturm bauen

Trotz aller Turbulenzen am Markt forciert man weiter eine nachhaltige Produktion: Von allen Rohmaterialien, die der Hersteller von Möbelbeschlägen bei seinen Produkten einsetzt, liegt der Anteil von Stahl bei über 80%. Blum verarbeitet jährlich so viel Bandstahl, dass man daraus 20 Mal den Eiffelturm bauen könnte. „Die Stahlherstellung ist energieintensiv. Zur Energieeinsparung und zur Schonung der Primärressource Eisenerz sammeln und sortieren wir unseren Stanzschrott im Sinne des Multirecycling-Ansatzes”; sagt Laura Löffler, Abfallbeauftragte von Blum Österreich.

Recycling fast vollautomatisch

Das „Werk 8” in Dornbirn, das 2018 in Betrieb ging, ist das Stahlstanzzentrum von Blum und verfügt über ein vollautomatisiertes Wertstoff-Logistik-System für Stahlschrott.

Der anfallende Schrott wird in Mulden aufgefangen, die direkt an den Produktionsanlagen stehen. Ein Strichcode beschreibt den Inhalt einer Mulde – damit alles sortenrein bleibt, wird bei einem Materialwechsel eine neue eingesetzt. Ist eine Mulde, die 1.000 kg umfasst, voll, erfolgt über Fördertechnik die Zuteilung zu den insgesamt zwölf Silos. Eine eigens bei Blum entwickelte Applikation vernetzt das Abfallwirtschafts-System mit Vorarlberger Recyclingpartnern, die so über den Füllstand der Silos stets up to date sind und die Abholung des Stahlschrotts komplett selbstständig regeln.

Bio-Gas für die Lkw

Zu den Nachhaltigkeitsbestrebungen bei Blum gehören auch ein eigenes Mobilitätskonzept – das Unternehmen bietet kostenlose Jahrestickets für den Verkehrsverbund Vorarlberg, Firmenzuschüsse für Jobräder und ein Umweltpunkte-System –, biodiversitätsfördernde Maßnahmen und eine eigene Gas-Tankstelle in Dornbirn.

Die Lkw-Flotte wird bis 2025 mit Bio-Gas komplett fossilfrei unterwegs sein. Um den Flächenverbrauch möglichst gering zu halten und den vorhandenen Raum effizient zu nutzen, setzt der Beschlägehersteller schließlich auf eine mehrgeschoßige Bauweise.

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