Wieder Dämpfer
© UniCredit Bank Austria/Lukas Bezila
Stefan Bruckbauer
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 27.06.2025

Wieder Dämpfer

Unsicherheiten belasten Industriekonjunktur Mitte des Jahres wieder stärker.

WIEN. Angesichts der hohen Unsicherheiten hat der zu Jahresbeginn 2025 angelaufene Verbesserungstrend in der österreichischen Industrie im Juni einen Dämpfer erhalten. „Die Turbulenzen rund um die Verschärfung der geopolitischen Unsicherheiten durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran sowie die damit verbundenen Risiken von stark steigenden Energiepreisen belasteten im Juni die heimische Industrie wieder etwas stärker. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank auf 47,0 Punkte. Damit erreichte der Indikator aber immerhin den zweithöchsten Wert seit rund zweieinhalb Jahren“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Der Indikator entfernte sich wieder weiter von der Grenze von 50 Punkten, ab der eine stabile Konjunkturerholung signalisiert werden würde. Die Schwächephase der heimischen Industrie setzte sich Mitte des Jahres somit weiter fort.“

In Europa
Mit dem Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juni um fast eineinhalb Punkte hat sich die Lücke zur europäischen Industrie wieder vergrößert. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum erreichte wie schon im Vormonat 49,4 Punkte. Die europäischen Industrieunternehmen weiteten im Juni den vierten Monat in Folge ihre Produktion aus und die Auftragslage war stabil. Die Entwicklung war jedoch nicht einheitlich im gesamten Euroraum. Der weiteren Aufwärtsbewegung in Deutschland auf 49,0 Punkte stand ein klarer Rückgang in Frankreich entgegen“, meint Bruckbauer.

Für die österreichische Industrie besteht im direkten Vergleich mit dem Euroraum und vor allem Deutschland wieder mehr Luft nach oben „Fast alle Teilkomponenten des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndizes gingen im Juni zurück. Die Produktionsleistung wurde zurückgenommen, da stärkere Auftragseinbußen verbucht werden mussten. In der Folge wurden mehr Jobs als zuletzt abgebaut, was sich allerdings positiv auf die Produktivität im Sektor auswirkte. Die Ertragslage der Betriebe verschlechterte sich jedoch tendenziell, da die Abgabepreise etwas stärker als die Kosten sanken“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.

Ertragslage erneut geringfügig verschlechtert
Die heimischen Industriebetriebe profitierten im Juni wie schon im Vormonat von leicht sinkenden Kosten. Der entsprechende Index sank auf 49,6 Punkte. „Dem geringen Rückgang der Kosten stand ein etwas stärkerer Rückgang der Abgabepreise gegenüber. Angesichts der Nachfrageschwäche gaben viele Betriebe Preisnachlässe, um Aufträge zu erhalten. Durch die Preistrends im Ein- und Verkauf ergab sich damit den achten Monat in Folge eine leichte Verschlechterung der durchschnittlichen Ertragslage gegenüber dem Vormonat“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Neue Risiken, trotzdem Optimismus
„Die Stimmung in der heimischen Industrie ist trotz des Dämpfers im Juni und des Rückstands gegenüber der Entwicklung im Euroraum und Deutschland weiter optimistisch. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten sank zwar auf 55,4 Punkte, überstieg damit aber den dritten Monat in Folge den langjährigen Durchschnitt“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Angesichts des Erholungstrends in der verarbeitenden Industrie, der sich in Europa unterstützt durch die Zinssenkungen abzeichnet, stehen die Chancen gut, dass auch die österreichische Industrie in der zweiten Jahreshälfte einen schwachen Wachstumspfad erreichen kann.“ In den kommenden Monaten könnten langsam die ersten positiven Effekte des deutschen Investitionsprogramms spürbar werden und die heimische Industrie davon profitieren. Allerdings hätten die Risiken für eine erneute Abschwächung angesichts der US-Zollpolitik und der gestiegenen geopolitischen Verwerfungen, die massive Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, insbesondere auf den Preis von Erdöl und Gas haben könnten, in den vergangenen Wochen wieder zugenommen.

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