Wohl durchdacht?
© APA/dpa/Guido Kirchner
200.000 Tonnen Stahl und 40.000 Tonnen Aluminium exportierten österreichische Unternehmen 2017 nach Amerika.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 08.06.2018

Wohl durchdacht?

„Wer dem andren eine Grube gräbt …” – die Auswirkungen der US-Strafzölle könnten Amerika selbst treffen.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Nun sind sie da, die US-Strafzölle in Höhe von 25% auf den Import von Stahlwaren und 10% auf Aluminiumprodukte. Österreichs Stahl- und Aluminiumindustrie liefert hochspezialisierte Waren in die USA: 2017 wurden 200.000 t Stahl und Stahlprodukte im Wert von etwa 400 Mio. € sowie circa 40.000 t Aluminium und Aluminiumprodukte im Wert von 170 Mio. € in die USA exportiert, weiß man bei der WKO.

„Der überwiegende Teil dieser Produkte wird in den USA nicht in der benötigten Qualität und Menge hergestellt. Es liegt daher auch im Interesse der amerikanischen Unternehmen, weiterhin diese Produkte ohne Mehrkosten einsetzen zu können”, sagt Roman Stiftner, Geschäftsführer der Fachverbände Bergbau-Stahl sowie Nichteisen-Metall der WKO. „Mit den jetzigen Strafzöllen schneiden sich die Amerikaner eigentlich ins eigene Fleisch.” Und dies im besten Wortsinn: Mexiko überlegt Einführzölle von 20% auf US-Schweinefleisch und würde damit die USA empfindlich treffen – 2017 wurde um 1,5 Mrd. USD nach Mexiko exportiert.
Es sind aber nicht nur Schweinebauern betroffen, auch US-Unternehmen, die auf qualitativ hochwertigen Stahl und Aluminium aus Europa setzen, kommen in die Bredouille. Das Wall Street Journal berichtet von Betrieben, die ihre Kundschaft an die Chinesen verlieren würden, nach dem Motto ‚Dann kann ich’s ja gleich in China kaufen.'
Der republikanische (!) Senator fand harsche Worte zu den US-Strafzöllen: „Das ist dumm. Europa, Kanada und Mexiko sind nicht China, und du behandelst deine Verbündeten nicht so, wie du Gegner behandelst”, sagte er zur Washington Post. „Wir sind diesen Weg schon einmal gegangen – der pauschale Protektionismus ist ein großer Teil dessen, warum Amerika in die Große Depression fiel. „Make America Great Again” sollte nicht ‚Make America 1929 Again' bedeuten.”

Auswirkungen in Österreich

Bei der voestalpine zeigt man sich wenig ergriffen. Das Maximalrisiko für den voestalpine-Konzern liege laut CEO Wolfgang Eder bei „etwa drei Prozent des Gesamtumsatzes, und das ist eine sehr überschaubare Größe”.

Anders bei der Amag: Im März wurde die Auswirkung auf das Geschäftsergebnis noch im „mittleren einstelligen Millionen Euro-Bereich” beziffert; das dürfte sich nun ändern. Im Vergleich zur voestalpine hat die Amag in den USA kein eigenes Werk, sie produziert in Kanada in einem Joint Venture, das massiv für den US-Markt arbeitet. Nur ist Kanada jetzt auch von den Strafzöllen betroffen …

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL