Zaghafte Zuversicht
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Die AussichtenDie Teuerung werde laut UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer noch heuer spürbar zurück gehen – was der Konjunkturdynamik guttun wird.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 25.08.2023

Zaghafte Zuversicht

Konjunkturflaute hält vorerst an, doch Inflationsrückgang deutet auf leichte Belebung noch vor dem Jahreswechsel.

WIEN. Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft geht in die Verlängerung. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator hat sich nach der kontinuierlichen Verschlechterung seit Jahresbeginn im Juli zwar stabilisiert und blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert. Allerdings signalisiert der Indikator mit einem Wert von minus 2,9 Punkten eine Fortsetzung des Abschwungs der österreichischen Wirtschaft”, meint UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nach einem schwachen ersten Halbjahr, das mit einem leichten Rückgang des BIP im zweiten Quartal endete, besteht unmittelbar keine Aussicht auf eine Belebung. Die heimische Wirtschaft startet sehr angespannt in die zweite Jahreshälfte.”

Betrübte Stimmung

Die Stimmung im Dienstleistungssektor habe sich zu Beginn des dritten Quartals spürbar verschlechtert, wenngleich der Pessimismus der Konsumenten – auch angesichts der zurückgehenden Inflation – etwas nachgelassen habe. Während die konsumnahen Dienstleistungen im Freizeit- und Tourismusbereich noch von einem Nachholbedarf profitierten, bekämen vor allem die unternehmensnahen Dienstleistungen zunehmend die konjunkturelle Abkühlung im verarbeitenden Gewerbe zu spüren.

Neben der Eintrübung im Dienstleistungssektor drücke laut Bruckbauer die rückläufige Industrienachfrage insbesondere aus dem Ausland auf die Stimmung in der Wirtschaft.
Während die Abkühlung der europäischen Investitionskonjunktur unter anderem den Maschinenbau belaste, litten die Holz- und Baustoffindustrie, die Kunststoff- und Metallwarenerzeuger sowie Teile der Elektroindustrie als stärker bauabhängige Industriebranchen unter dem Einbruch der Baukonjunktur. Diese bringe dem gesamten Bausektor die rote „Konjunktur-Laterne” der österreichischen Wirtschaft ein.

Vorsichtiger Optimismus

„Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator lässt für die Sommermonate – wie schon im zweiten Quartal – einen leichten Rückgang des BIP befürchten. Ein scharfer Einbruch der österreichischen Wirtschaft dürfte jedoch ausbleiben”, mutmaßt Bruckbauer und gibt sich zuversichtlich: „Wir sind optimistisch, dass sich noch vor dem Jahreswechsel eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch den spürbaren Rückgang der Inflation positiv auf die Konjunkturdynamik auswirken wird.”

Denn die werde sich laut UniCredit Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl in den nächsten Monaten weiter verringern, ab September mit höherem Tempo. Während der dämpfende Effekt durch die Treibstoffpreise dann zwar ausgelaufen ist, sollte der Rückgang der Energiepreise und der Erzeugerpreise der Industrie einen Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben.
Im zweiten Halbjahr 2023 sollte die Inflation auf durchschnittlich rund 5,5% sinken und gegen Ende des Jahres unter der fünf Prozent-Marke liegen.

Hoffnung auf Konsum

„Das Tempo der Erholung, ausgehend vom privaten Konsum, der vor allem dem Dienstleistungssektor Impulse verleiht, wird voraussichtlich überschaubar bleiben”, sagt Pudschedl. Angesichts der dämpfenden Wirkung der geldpolitischen Straffung werde eine Belebung daher nur langsam auf die anderen Wirtschaftssektoren übergreifen.

„Wir erwarten dank eines statistischen Überhangs für 2023 weiterhin ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent, wenn auch mit deutlichem Risiko nach unten. 2024 könnten die leicht verbesserten Rahmenbedingungen ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent ermöglichen, belastet weiterhin von den andauernden geopolitischen Herausforderungen”, erklärt der Ökonom. (hk)

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