Von selbst fahrenden Autos über das smarte Zuhause bis hin zu automatisierten Bewertungen und Analysen – die Digitalisierung hat in den letzten Jahren dank stark verbesserter Rechenleistungen große Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) gebracht. In vielen Bereichen sind diese Fortschritte durchwegs positiv besetzt – für die PR ermöglichen sie etwa gezieltere Auswertungen und individuelle Anpassungen an die Bedürfnisse der Kunden. Die neuen Technologien haben aber auch ihre Schattenseiten.
Freiwillige Überwachung
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos warnte beispielsweise US-Milliardär George Soros vor den Gefahren, zu denen Prozesse maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz führen könnten. Vor allem autoritäre Regime können neue Technologien zur Entwicklung von Überwachungsinstrumenten nutzen – prominentestes Beispiel ist die Einführung des sogenannten Sozialkredit-Systems in China, das die Bürger Chinas auf Basis zahlreicher Daten kategorisiert und bewertet. Ohne Algorithmen, die diese Kategorisierungen automatisiert vornehmen, wären solche Systeme nicht denkbar.
Auf der anderen Seite bieten algorithmische Auswertungen natürlich Vorteile. Erst durch automatisierte Auswertungen lassen sich große Datenberge sinnvoll analysieren und verarbeiten. Anbieter von Media Clippings, etwa die Austria Presse Agentur, können ihre Produkte durch maschinelles Lernen stetig verbessern und treffsicherer machen. Auch die Analyse großer Datenmengen, die durch Social Media und andere Plattformen öffentlich verfügbar sind, lässt sich erst durch automatisierte Prozesse durchführen. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Sentiment-Analyse, die Content automatisch kategorisiert und so die Datenqualität erhöht.
Durch die neuen Möglichkeiten in der Datengewinnung- und auswertung sind auch Regulierungen auf dem Vormarsch. Die prominenteste ist wohl die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die vergangenen Mai beschlossen wurde und in vielen IT-Abteilungen für Überstunden sorgte. Während Datenschützer jubelten, machten sich viele Unternehmen, gerade in der Marketingbranche, Sorgen.
Regulierungen notwendig?
Teils waren die entstandenen Probleme die Konsequenz einer bis dahin nachlässigen Praxis in der Datenerhebung. Unternehmen, die bereits zuvor auf die Qualität ihrer Daten achteten und klar nachweisen konnten, woher die erhobenen Daten stammten, hatten mit der Umsetzung der DSGVO weit weniger Schwierigkeiten.
Der digitale Wandel war auch Anlass einer Podiumsdiskussion, die von der Plattform „Digital Business Trends”, gemeinsam mit Telekom Regulierungs GmbH (RTR Medien) und der Medienbehörde KommAustria veranstaltet wurde. Im Zentrum stand dabei auch das Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen im Video on Demand-Zeitalter. Die Podiumsdiskussion eröffnete Susanne Lackner, stellvertretende Vorsitzende der KommAustria, mit einer Keynote, die sich mit aktuellen Entwicklungen bei Online-Angeboten und entsprechenden Plattformen auseinandersetzte. Wichtig sei, so Lackner, dem grenzüberschreitenden Charakter solcher Plattformen durch internationale Zusammenarbeit in der Medienregulierung zu begegnen.
Auch die Stärkung der Medienkompetenz und die Erhöhung des Vertrauens in professionellen Journalismus seien wichtige Themen für KommAustria. Gerade in der PR ist diese Vertrauensfrage zunehmend wichtig – angesichts der steigenden Bedeutung von Influencern und anderen Sprachrohren abseits klassischer Medien.
Transparente Algorithmen
Die Nutzung von Algorithmen war ebenfalls Thema der Diskussion; Wolfgang Zankl, Professor am Institut für Zivilrecht der Universität Wien, zeigte sich von der Notwendigkeit von Regulierungen überzeugt, fügte aber hinzu, dass viele Regulierungen entweder zu weit gehen oder zu früh kommen. So werden im Bereich Künstliche Intelligenz schon Regelungen gefordert, obwohl noch sehr vieles unklar sei. Lackner ergänzte, dass vor allem die Transparenz bei Algorithmen gefördert werden müsse. (shr)