Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
KAMPF DER ARGUMENTE. Was früher mit einem Abstand von Monaten passiert, geschieht in den letzten Wochen quasi täglich: Die Medienmacher und Entscheider der Branche beziehen Stellung, erklären die eigenen Wünsche an die Politik, veröffentlichen Manifeste und Bücher, und es wird von weiteren Kennern der Branche dazu aufgerufen, doch zur „echten” Enquete, die abseits der großen Politik und quasi bei den kleinen Medien-leuten passiert, vorbeizukommen
Much Ado About Nothing?
So wie in William Shakespeares Komödie um Liebe und Intrigen, „Viel Lärm um nichts”, gekonnt mit dem Sein und dem Schein gespielt wird, fragen sich Branchenteilnehmer, wie viel Schein oder doch tatsächliches Sein bei der kommenden Medienenquete heute in einer Woche dabei sein wird.
Während die einen überzeugt davon sind, dass es hier – auch ob der nahenden EU-Präsidentschaft, die alles überstrahlen werde – lediglich zu einem Austauschen der Positionen kommen könne, sind andere – unter ihnen der Medienminister Gernot Blümel (s. Interview in dieser Ausgabe) – davon überzeugt, dass am Ende auch Ergebnisse stehen werden, die dazu dienen, sogar bis Jahresende, also noch während der EU-Präsidentschaft, ein neues Gesetz auf den Weg zu bringen.
Man wird sehen: Denn schwer kann man sich vorstellen, dass eine Regierung, mit der gesamten EU auf uns blickend, einfach so einen ihr bekanntermaßen unliebsamen Generaldirektor ablösen lässt – doch angesichts der Tabubrüche der letzten Woche ist mittlerweile alles vorstellbar.
Auf der anderen Seite kommt es auch nicht gut an, wenn ein Journalist des Hauses eine maßgebliche Führungsrolle im ORF erhält, und just zu diesem Zeitpunkt Mails von ihm an einem externen Lobbyisten auftauchen, in denen er in nahezu flehendem Ton erklärt, mit seiner Karriere müsse es nun endlich vorangehen.
Zumindest kurzfristig war er nicht erfolgreich; die Mails sind über zehn Jahre alt, die Wirkung und die Optik des Inhalts aber gerade jetzt natürlich mehr als unerfreulich.