Aufholbedarf bei Spitzenforschung
© APA/Hans Klaus Techt
Exzellenz FWF-Präsident Christof Gattringer im Rahmen einer Presse­konferenz anlässlich der Bekanntgabe der „Clusters of Excellence – Österreichs Leuchttürme der Spitzenforschung” in Wien.
MARKETING & MEDIA Redaktion 07.04.2023

Aufholbedarf bei Spitzenforschung

Europa will sich bei der Hochtechnologie nicht abhängen lassen. Auch heimische Referenzprojekte laufen an.

WIEN. Europa soll wettbewerbsfähiger gegenüber den USA sowie China werden. Dafür spricht sich die Europäische Kommission aus. Die künftigen Beziehungen zu China und anderen Ländern müssten in „sensiblen Hochtechnologie-Bereichen” wie Mikroelektronik, Quanteninformatik, Robotik, Künstliche Intelligenz und Biotechnologie neu definiert werden. Einen Beleg für den dringenden Bedarf lieferte etwa der Artificial Intelligence Act, an dem die EU mehr als zwei Jahre lang herumgeschraubt hatte – um ihn nach dem überraschenden „Go-to-Market” von ChatGPT mehr oder weniger ad acta zu legen.

Advanced Grants vergeben

Allerdings gibt es auch schon einige hochklassige Initiativen, die den Forschungs- und Innovationsrückstand Europas aufzulösen versuchen. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) gab erst kürzlich bekannt, dass in der Advanced-Grant-Ausschreibung 2022 insgesamt 218 Projekte in 20 Staaten in Europa gefördert werden. Mit den Advanced Grants fördert der ERC Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher, um potenziell bahnbrechende Forschungsvorhaben verfolgen zu können.

Von Axolotln bis Nanobots

Gleich vier dieser prestigeträchtigen Auszeichnungen mit einem Fördervolumen von je rund 2,5 Mio. € gehen an Forschende an österreichischen Wissenschaftsinstitutionen: Elly Tanaka, Forschungsinstitut für molekulare Pathologie (IMP) im Vienna BioCenter, beschäftigt sich mit Schwanzlurchen, Axolotln. Sie haben die bemerkenswerte Fähigkeit, ihre Gliedmaßen und Organe wiederherzustellen. An ihnen erforscht Tanaka u.a. die Regeneration von Neuronen.

Der Quantenphysiker Jörg Schmiedmayer, TU Wien, erforscht die Emergenz in der Quantenphysik, also die Frage, wie eine scheinbar unbegrenzte Vielfalt aus einer kleinen Anzahl einfacher Bestandteile entstanden ist. „Nano-Maschinen praxisfit machen” will der Physiker Leonhard Grill, Universität Graz. Er untersucht, wie sich einzelne Moleküle auf einer Oberfläche bewegen lassen.
Kultur- und Sozialanthropologin Manuela Ciotti, Universität Wien, arbeitet zur „Anthropologie der Zukunft”. Ihr konkretes Forschungsfeld ist dabei die Welt der Kunst. Der Fokus ihrer Arbeit wird auf dem neuen, vollständig integrierten physischen und digitalen System der Kunstwelt nach der Pandemie liegen.

Quantum Austria

Auch mit der Förderinitiative Quantum Austria werden Exzellenz-Projekte gefördert, die dem Bereich der Quantenforschung und Quantentechnologie zuzuordnen sind. Der Großteil der im Rahmen der 2021 gestarteten Forschungsoffensive insgesamt bereitgestellten 107 Mio. € aus Mitteln des EU-Wiederaufbaufonds „NextGenerationEU” wurde bereits zugeteilt, 78,4 Mio. € wurden auch schon vergeben, wie das Bildungsministerium am Donnerstag mitteilte.

Mit der Initiative soll die Grundlagenforschung für Quantentechnologien intensiviert und die Markteinführung innovativer Produkte und Dienstleistungen aus diesem Bereich gefördert werden. Zudem will man damit die bestehenden Kapazitäten im Bereich High-Performance- und Quanten-Computing weiter ausbauen.

Höchstgeförderte Cluster

Schon seit Mitte März stehen auch die bis dato mit Abstand höchstgeförderten Forschungsvorhaben Österreichs für fünf „Clusters of Excellence” fest – zu den Themen Quantentechnologien, Materialien für die Energiewende, Mikrobiomforschung, Umgang mit der „Krise des Wissens” und ein „neuer Blick auf die Historie Eurasiens”. Insgesamt 135 Mio. € fließen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens in die mit Abstand höchstgeförderten Forschungsvorhaben Österreichs. Die Verbünde starten im Sommer. (sb/APA)

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