Bachmann-Preis: Die Teilnehmer in Kurzporträts
© APA/Robert Jäger
Laura Freudenthaler.
MARKETING & MEDIA Redaktion 17.06.2020

Bachmann-Preis: Die Teilnehmer in Kurzporträts

Fünf Autorinnen und Autoren aus Österreich mit dabei; Auslosung der Lesereihenfolge heute, 17. Juni, Preisvergabe am Sonntag.

KLAGENFURT. Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur starten am Mittwoch um 19 Uhr mit der Auslosung der Lesereihenfolge und der Eröffnungsrede. Coronabedingt wird das Wettlesen heuer virtuell ausgetragen. Die Preisvergabe findet am Sonntag (21. Juni) statt. Im Folgenden die 14 Autorinnen und Autoren im Kurzporträt. Die Nationalitätenzuordnungen folgen dabei der Bachmann-Preis-Homepage.

Laura Freudenthaler (A)
Mit drei Büchern hat die 1984 in Salzburg geborene und seit ihrem Studium (Germanistik, Philosophie und Gender Studies) in Wien lebende Autorin Laura Freudenthaler bisher die Literaturkritik begeistert: In ihrem Debüt "Der Schädel von Madeleine" (2014) legte sie ungewöhnliche "Paargeschichten" vor, in dem Roman "Die Königin schweigt" (2017) fand sie für ein dörfliches Frauenleben die richtigen Worte, und in ihrem bisher letzten Roman erzählte sie im Vorjahr eine Ehekrise als "Geistergeschichte". Dafür gab es den Literaturpreis der Europäischen Union. Die damalige Jurorin Brigitte Schwens-Harrant hat die Autorin, die eigentlich Ruhe, Zeit und Konzentration schätzt, nun zum Bachmann-Preis eingeladen. (Die APA hat am 9. Juni unter APA034 ein ausführliches Porträt sowie Bilder veröffentlicht. (http://laurafreudenthaler.eu/)

Lydia Haider (A)
Die 1985 in Steyr geborene und in Wien lebende Lydia Haider wurde von Nora Gomringer eingeladen. Die Germanistin und zweifache Mutter veröffentlichte zuletzt den Lyrikband "Wort des lebendigen Rottens. Gesänge zum Austreiben" (parasitenpresse), ebenfalls heuer gab sie die feministische Anthologie "Und wie wir hassen" heraus. In ihren Romanen "Am Ball. Wider erbliche Schwachsinnigkeit" (2019), "rotten" (2016) und "Kongregation" (2015) widmete sie sich ihren Leibthemen Macht und Ohnmacht. (Die APA hat am 10. Juni unter APA043 ein ausführliches Porträt sowie Bilder versendet. https://www.kremayr-scheriau.at/autoren/lydia-haider/)

Hanna Herbst (D/A)
1990 in Mainz geboren, aber größtenteils in Österreich aufgewachsen, ist die Journalistin Hanna Herbst, die bisher noch kein belletristisches Werk veröffentlicht hat. Mittlerweile lebt die Autorin des Sachbuchs "Feministin sagt man nicht!" (Brandstätter Verlag) in Köln, wo sie an den journalistischen Inhalten für eine im Herbst startende neue Sendung von Jan Böhmermann arbeitet. Eingeladen wurde Herbst, die schon lange literarisch schreibt, aber nicht veröffentlicht hat, von Insa Wilke. Bekannt ist Herbst vor allem durch ihre Tätigkeit als ehemalige stellvertretende Chefredakteurin von "Vice Österreich", auf Twitter hat sie über 54.000 Follower. (Die APA hat am 12. Juni unter APA037 ein ausführliches Porträt sowie Bilder versendet. https://twitter.com/HHumorlos)

Leonhard Hieronymi (D)
Der deutsche Autor Leonhard Hieronymi wurde 1987 in Bad Homburg geboren und studierte Philosophie, Informatik und Europäische Literatur in Berlin, Mainz und Wien. Er gründete das Literaturkollektiv "Rich Kids of Literature" sowie die "Kairo-Gesellschaft". Neben seinen journalistischen Arbeiten erschien im Jahr 2017 sein "Manifest" namens "Ultraromantik" (Korbinian Verlag), im Sukultur Verlag kamen heuer "Materialien zur Kritik Jodie Fosters" heraus. Für den Herbst kündigt der Verlag Hoffmann und Campe den Roman "In zwangloser Gesellschaft" an. Hieronymi, der von Michael Wiederstein zum Wettlesen eingeladen wurde, lebt in Hamburg und bezeichnet die Teilnahme am Bachmann-Preis in seinem Autoren-Video, das ihn beim Turnen durch ein leeres Kongresshotel zeigt, als "Stunt". (https://leonhardhieronymi.com)

Lisa Krusche (D)
Lisa Krusche ist Autorin und Journalistin und auf Instagram. Geboren 1990 in Hildesheim, studierte sie Literarisches Schreiben in Hildesheim sowie Kunstwissenschaft in Braunschweig, wie sie heute lebt. Texte von ihr heißen "Softeismaschinen-Konfiguration" oder "Im Pyjama in der Schwerelosigkeit". 2019 war sie Finalistin beim 27. open mike und wurde als erste Stadtschreiberin der Stadt Hall in Tirol ausgewählt. Dort sammelte sie in einer literarischen Instagram-Wunderkammer ihre Eindrücke (https://www.instagram.com/hall_uzination/). "Ich schreibe, seit ich denken kann, und welche Form ich wähle, kommt immer auf das Thema an", sagte sie Tirol.at. Im Vorjahr war sie bereits als Stipendiatin des Literaturkurses in Klagenfurt. Von Klaus Kastberger in den Lesewettbewerb eingeladen, ist sie coronabedingt heuer nur virtuell dabei. (http://lisakrusche.com/)

Meral Kureyshi (CH)
Meral Kureyshi wurde 1983 in Prizren geboren und wuchs als Angehörige der muslimischen türkischen Minderheit im Kosovo auf. 1992 kam sie mit ihrer Familie in die Schweiz, heute lebt sie in Bern. Sie studierte Literatur und Germanistik, gründete das Lyrikatelier und arbeitet als freie Autorin. Ihr erster Roman "Elefanten im Garten" (2015) war für den Schweizer Buchpreis nominiert, wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Michael Wiederstein hat sie zum Bachmann-Preis eingeladen. Im Oktober erscheint ihr Roman "Fünf Jahreszeiten" im Limmat Verlag. (https://www.limmatverlag.ch/autoren/autor/1263-meral-kureyshi.html)

Egon Christian Leitner (A)
>Egon Christian Leitner wurde 1961 in Graz geboren. Sein 2012 erschienenes, dreiteiliges Hauptwerk mit dem Titel "Sozialstaatsroman" (Wieser Verlag) umfasst 1.200 Seiten, demnächst kommt ein vierter Teil hinzu. Studiert hat der in Straßengel lebende und in der Kranken- und Altenpflege tätige Autor Philosophie und Klassische Philologie. Neben literarischen Texten veröffentlichte er auch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Auseinandersetzungen vor allem mit Pierre Bourdieu. (Die APA hat am 11. Juni unter APA034 ein ausführliches Porträt sowie ein Bild veröffentlicht. http://www.wieser-verlag.com/egon-christian-leitner-ausweg-sozialstaat/)

Jörg Piringer (A)
Der 1974 geborene Wiener Jörg Piringer ist Spezialist für poetische Software und visuelle Poesie und daher in der virtuellen Welt zuhause. Er ist also eigentlich ein idealer Teilnehmer bei dieser ersten rein digitalen Ausgabe des Lese-Wettbewerbs. Piringer, der von Nora Gomringer eingeladen wurde, ist Absolvent eines Informatik-Studiums, Gründungsmitglied des "Ersten Wiener Gemüseorchesters" und des Künstlerkollektivs "Institut für transakustische Forschung". Seit einem halben Jahr arbeitet er in einem Künstleratelier des Bundes an seinen Projekten an der Schnittstelle von Kunst und Technologie, Sprache und bildender Kunst, Musik und Performance. Sein bisher einziges gedrucktes Buch, die experimentelle "Datenpoesie" (2018), ist vor wenigen Tagen auch in englischer Übersetzung ("data poetry") erschienen. (Die APA hat am 8. Juni unter APA019 ein ausführliches Porträt sowie Bilder veröffentlicht. http://joerg.piringer.net)

Jasmin Ramadan (D)
Die 1974 geborene Hamburgerin Jasmin Ramadan wurde vom neuen Juror Philipp Tingler eingeladen. Sie studierte Germanistik und Philosophie und arbeitete von 2000 bis 2017 als freie Redakteurin beim Norddeutschen Rundfunk. Ihr 2009 erschienenes Debüt "Soul Kitchen. Der Geschichte erster Teil - das Buch vor dem Film" hat eine ungewöhnliche Vorgeschichte: Der Regisseur Fatih Akin wünschte sich von seiner langjährigen Freundin ein Buch, das seine Kinokomödie "Soul Kitchen" begleiten und zum Kinostart herauskommen sollte. Es folgten die Romane "Das Schwein unter den Fischen", "Kapitalismus und Hautkrankheiten" und "Hotel Jasmin". Für die "Taz" schreibt sie die Kolumne "Einfach gesagt". Derzeit arbeitet sie an einer Fernsehserie. (http://jasminramadan.de)

Katja Schönherr (D)
Die Autorin Katja Schönherr wurde 1982 im sächsischen Marienberg geboren, wuchs in Dresden auf, studierte Journalistik und Kulturwissenschaften in Leipzig und Literarisches Schreiben in Bern und lebt heute bei Zürich. Sie volontierte bei der "Rheinischen Post" in Düsseldorf und ist heute u.a. für die "NZZ am Sonntag" tätig. 2019 erschien ihr Debütroman "Marta und Arthur", die Geschichte einer sehr ungleichen Partnerschaft, die, wie es auf dem Buchrücken heißt, "defintiv keine Liebesgeschichte" ist. Eingeladen wurde sie von Philipp Tingler. (http://katjaschoenherr.de/)

Helga Schubert (D)
Die 80-jährige deutsche Psychologin und Autorin Helga Schubert ist nicht nur die älteste Teilnehmerin dieser Ausgabe, sondern hat auch weit zurückliegende Erfahrungen mit dem Wettbewerb: Schon 1980 wurde sie eingeladen, durfte jedoch aus der DDR nicht ausreisen. 1987-90 war sie dann Mitglied der Jury. Heuer hat Insa Wilke die Autorin, die vor allem durch Erzählbände hervorgetreten ist, eingeladen. Dass sie nun mitmachen dürfe, während alle Leute, "die mir das damals verboten haben, schon tot sind, ist für mich ein kleiner Sieg über diese Diktatur", erklärt sie in ihrem Porträtvideo, das in ihrem idyllisch wirkenden Wohnort in Nordwestmecklenburg aufgenommen wurde, wo sie eine Galerie samt Veranstaltungsort betreibt. (https://www.lukasverlag.com/autoren/autor/2049-helga-schubert.html)

Carolina Schutti (A)
Die 1976 in Innsbruck geborene Carolina Schutti, die von Neo-Jurorin Brigitte Schwens-Harrant eingeladen wurde, ist wie Freudenthaler Trägerin des Literaturpreises der Europäischen Union (2015). Im Zuge dessen wurde vor allem ihr 2012 erschienener Roman "einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein" in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben Hörspielen veröffentlichte die studierte Germanistin zuletzt den Lyrikband "Nervenfieber" (2018) sowie heuer den Roman "Patagonien" (beide edition laurin). Mit ihrem nächsten Text, der im kommenden Jahr erscheinen soll, wechselt sie zum Droschl Verlag. (Die APA hat am 13. Juni unter APA033 ein ausführliches Porträt sowie Bilder veröffentlicht. www.carolinaschutti.at)

Matthias Senkel (D)
Matthias Senkel wurde 1977 in Greiz geboren und lebt heute in Leipzig. Als einziger Teilnehmer tritt er heuer bereits zum zweiten Mal beim Bachmann-Preis an: Im Jahr 2012 hatte ihn der frühere Juror Paul Jandl eingeladen, die damals vorgetragenen "Aufzeichnungen aus der Kuranstalt" bezeichnete Hubert Winkels, der den Autor diesmal eingeladen hat, als "kluge und witzige Erzählung". Inzwischen sind acht erfolgreiche Jahre vergangen: Mit seinem Debütroman "Frühe Vögel" erhielt Senkel 2013 den Uwe-Johnson-Förderpreis und den Rauriser Literaturpreis. Sein Roman "Dunkle Zahlen" (Matthes & Seitz) stand 2018 auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises sowie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. (https://www.matthes-seitz-berlin.de/autor/matthias-senkel.html)

Levin Westermann (D/CH)
Der 1980 im deutschen Meerbusch geborene Levin Westermann, der von Hubert Winkels eingeladen wurde, lebt mittlerweile in der Schweiz, wo er in Bern an der Hochschule der Künste studierte. In Erscheinung getreten ist er bisher vor allem mit Gedichten, zuletzt erschienen 2017 "3511 Zwetajewa" und 2019 "bezüglich der schatten" (beide Matthes & Seitz Berlin). Im selben Verlag ist für den Herbst der Essay-Band "Ovibos moschatus" angekündigt. In diesem Frühjahr wurde ihm der Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg zuerkannt. (https://www.matthes-seitz-berlin.de/autor/levin-westermann.html) (red)

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