••• Von Britta Biron
WIEN. Auch wenn aktuell die Anfragen für Kongresse und Tagungen mit 100 bis 500 Teilnehmern deutlich zugenommen haben – vor allem aus dem Pharmasektor –, ist Ronald Prohazka, Geschäftsführer der Wiener Agentur come in, skeptisch, was ein rasches „back to normal” seiner Branche betrifft. „Das Agenturgeschäft wird nie wieder genau so sein wie vor Corona.”
Das betrifft besonders den Bereich der Incentive-Reisen, der, anders als der private Tourismus, längst noch nicht wieder auf Erholungskurs sei. Schuld daran seien ökologische Überlegungen, die schon seit den Fridays for Future-Protesten 2019 für mehr Zurückhaltung bei den Kunden, vor allem jenen aus dem skandinavischen Raum, gesorgt haben.
Der dritte Faktor, der aus Sicht von Prohazka das Geschäft beeinträchtigt, ist die Teuerungswelle im Zuge des Ukraine-kriegs und damit einhergehend der Wunsch oder die Notwendigkeit zu mehr Sparsamkeit.
Und last but not least lassen sich Incentive-Reisen nicht in die digitale Welt verlagern. Generell habe die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, dass online und hybride Formate kein vollwertiger Ersatz für Präsenzveranstaltungen sind.
„Man kann damit zwar sehr gute die reine Information vermitteln, aber für den Erfolg von Events sind nicht nur Inhalte verantwortlich, sondern vor allem auch das persönliche Miteinander und der informelle Teil, das Networking, das emotionale Erlebnis”, sagt Prohazka.
Neues Geschäftsfeld
Ein weiterer Grund, warum online und hybrid nur bedingt funktionieren, liege in der Akzeptanz der Teilnehmer. Beliebt seien laut einer Umfrage Videokonferenzen erst bei Personen mit überdurchschnittlichem Einkommen.
Prohazkas Fazit: „Die Aufgabe als Live-Marketer ist es nicht, einen digitalen Ersatz zu erfinden, sondern reale Begegnungen und Erlebnisse im sicheren Rahmen zu ermöglichen. Dabei spielen digitale Services natürlich eine wichtige Rolle.”
Aktuell arbeitet er an einem solchen Tool – Details will er noch nicht verraten, nur so viel: Das Produkt soll Anfang 2023 gelauncht werden. (red)