„Billion Dollar Baby” Blockchain
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 19.04.2019

„Billion Dollar Baby” Blockchain

Die Krypto-Technologie hat sich beim Aufstieg in die konventionelle Wirtschaft selbst „disruptiert”.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

WIEDERKEHR. Sie wissen, was Disruption bedeutet. Sie wissen, was – und insbesondere was ganz sicher nicht – hinter dem Schlagwort „Künstliche Intelligenz” steckt. Können Sie auch die Blockchain-Technologie so erklären, dass Ihr Gegenüber nicht stattdessen um eine Einführung in die Relativitätstheorie bettelt? Deloitte beschrieb die Blockchain (in ihrer Primärvariante im Finanzwesen) vor einiger Zeit so einfach wie klug in etwa so: In einer traditionellen Umgebung handeln vorgeblich vertrauenswürdige Dritte (Banken) als Intermediäre für Finanztransaktionen. Die Überweisung läuft über den Mittler, dieser braucht Zeit und verlangt eine Kommission. Die Blockchain hingegen ist, ursprünglich, eine Open-Source-Technologie, die für Überweisungen einer Krypto-Währung statt eines Mittlers die kollektive Verifizierung durch das digitale Ökosystem nutzt. Vorteile: nachweisbar, sicher, schnell. Demokratisierung durch Dezentralisierung.

„Das Argument der Demokratisierung ist nur vorgeschoben”, erklärte Technikphilosoph Bruno Gansche in einem schon im Frühsommer 2018 publizierten Interview mit dem Magazin brand eins. Der Blockchain-Hype ruhe auf ähnlich tönernen Füßen wie die Euphorie in den Anfangszeiten des Internets. Auch damals mündete der Wunsch nach Liberalisierung, gekoppelt mit der Kontrolle durch die demokratisch befugte Masse, in die Geburt von Monopolisten wie Facebook, Google und Amazon. Die Blockchain-Technologie sei inzwischen schlicht ein funktionierendes Geschäftsmodell „privilegierter Akteure”.
Das Forbes-Magazin veröffentlichte am Dienstag eine Liste mit den führenden 50 Großkonzernen, die intensiv in die Blockchain-Technologie investieren („Blockchain’s Billion Dollar Babies”). „Ironischerweise”, schreibt Forbes, sei die Version der Blockchain-Zukunft, die diese Konzerne bauen, so strukturiert, dass das zentrale Management per Intermediär des jeweiligen Netzwerks den Profit abwirft. Natürlich im ­Ranking der Top 50: Facebook, Google, Amazon.

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