Der neue „Obstkorb”
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Hitlist Joachim Schuller, GrECo: „Lösungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste.”
MARKETING & MEDIA Redaktion 22.11.2024

Der neue „Obstkorb”

Arbeitnehmer werden anspruchsvoller. Das spiegelt sich auch in deren Wünschen nach diversen Benefits wider.

WIEN. Die Herbstlohnrunde 2024 nimmt gerade ordentlich Fahrt auf. Handel, Sozialwirtschaft und Beamte rüsten sich für (weitere) ruppige Gespräche. Aber Geld, so zeigte sich im Zuge diverser Erhebungen zum Thema Arbeitszufriedenheit, ist längst nicht mehr alles. Das zeigt die aktuelle „Health & Benefits Studie” von GrECo, einem Spezialisten für Risiko- und Versicherungsmanagement für Industrie, Handel, Gewerbe und öffentlichen Sektor. Dafür wurde – in Kooperation mit den Markt- und Meinungsforschern von Marketagent – sowohl die Arbeitnehmer- als auch die Arbeitgeberseite befragt.

In der Hitlist der Wünsche der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steht die betriebliche Vorsorge ganz oben: Neun von zehn Befragten finden eine Pensionsvorsorge (91%), eine private Krankenversicherung (90%) oder eine (lohnsteuerfreie) betriebliche Vorsorge (89%) bei der Jobsuche besonders attraktiv.

Benefits als Pull-Faktor

„Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt”, ergänzt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo. „Lösungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste.”

Auch die Unternehmen sind sich dessen bewusst, dass Mitarbeitervorteile, die relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor ins Unternehmen darstellen – und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben. Langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen haben für acht von zehn Befragten (83%) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie etwa Fitnessangebote.

Thema Mental Health

Ein Unterschied zeige sich bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen liegt – wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Schuller: „Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken. Es gehe um ein „abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann”.

Allerdings nutzen aktuell 67% der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen nicht aus. Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer (25%) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig ist und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben. Diese Lücke wiederum wird in der Praxis nur von rund 17% der Unternehmen abgedeckt. Auch eine „Pensionszusage” bieten lediglich 27% der Firmen an.

Homeoffice ist kein USP mehr

Im Kampf um die besten Talente, so die Studienautoren, steige der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35%) der befragten heimischen Arbeitnehmer ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten – wenn sie dafür wichtige Zusatzleistungen erhalten; in der Gen Z ist es sogar jeder Zweite (46%). Dinge wie Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten zählen übrigens nicht dazu. Sie werden vielmehr – wie etwa der traditionelle Obstkorb – als Selbstverständlichkeit betrachtet.

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56% der Mitarbeiter kennen auch alle angebotenen Benefits im Unternehmen. Und: Etwa ein Drittel (32%) der befragten Unternehmen gibt zudem an, gar keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme dafür aufgewendet werden. (red)

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