Der Nutri-Score sorgt weiterhin für Zündstoff
© APA / dpa / Christophe Gateau
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.09.2022

Der Nutri-Score sorgt weiterhin für Zündstoff

Die EU-Kommission forciert ihn als einheitliche Lösung, seine Sympathiewerte spalten die Branche.

••• Von Christian Novacek

WIEN. Der Nutri-Score wandelt als Label zur Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen den Nährwert von Lebensmitteln in einen einfachen Code um. Der besteht aus fünf Buchstaben mit jeweils einer eigenen Farbe. Erfunden in Frankreich, reüssiert er seit 2018 u.a. auch in Deutschland und drängt dynamisch nach Österreich. Das prinzipiell Feine daran: Mit der Nährwertkennzeichnung von Produkten kann sich die gesamte Herstellung von Lebensmitteln verändern – zum Positiven, da Lebensmittelhersteller in Bezug auf die Gesundheit wettbewerbsfähige Produkte produzieren müssen. Soweit die Theorie. medianet fühlte der Theorie auf den Praxis-Zahn und hat bei Handel, Industrie und der Verbraucherorganisation Foodwatch nachgefragt, wie sie das Leuchten der Lebensmittelampel wahrnehmen.

Dezidiert verkündeten bereits im März dieses Jahres Spar, Berglandmilch und Sipcan (Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition) ihre geschlossene Gegnerschaft in Sachen Nutri-Score.

Irreführung der Konsumenten

Spar-Vorstand Markus Kaser in Blickrichtung auf die mögliche Einführung des Nutri-Score in Österreich (in Deutschland gibt es ihn seit 2018): „Dieses sehr mangelhafte System wird die Konsumentinnen und Konsumenten in die Irre führen, anstatt sie bei einer gesunden Ernährung zu unterstützen. Wir brauchen daher dringend eine Überarbeitung des Nutri-Score.” Der Minimalstandard wäre für Kaser der ergebnisoffene Diskurs, aber auch „ein gänzlich neues Kennzeichnungssystem” hält er für möglich.

Einheitliche Regelung sinnvoll

Bei der Rewe Group Österreich kann man beim Nutri-Score bereits auf bestehende Erfahrungen in Deutschland verweisen. Da nun eine Zunahme unterschiedlicher Nähwertkennzeichnungsmodelle in der Europäischen Union beobachtbar sei, plädiert Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher: „Damit es zu keiner Fragmentierung und Verzerrungen in der Aussagekraft von Labels innerhalb der EU kommt und um Konsumentinnen und Konsumenten ein verständliches Kennzeichnungsmodell zur Orientierung und Entscheidungsfindung bieten zu können, unterstützen wir die Bestrebungen für eine einheitliche Regelung in Europa.”

Die inhaltliche Wirkmächtigkeit des Nutri-Score hat man bei Rewe bereits antizipiert. Pöttschacher: „Ganzheitlich adaptieren wir unsere Eigenmarken-Neulistungen so, dass sie diesem Konzept entsprechen. Bei Produktentwicklungen für Eigenmarkenprodukte wird durch unser Qualitätsmanagement auf die Zucker- bzw. Salzmenge sowie die Nährwerte im jeweiligen Produkt besonderes Augenmerk gelegt.”
Für den Diskonter Hofer geht es vor allem darum, Kunden bewusste Kaufentscheidungen zu ermöglichen – mittels transparenter und klarer Produktkennzeichnung und direkter Kommunikation. „Eine freiwillige front-of-pack angebrachte Nährwertkennzeichnung analog dem Nutri-Score steht generell im Einklang mit der Kundenstrategie von Hofer”, sagt Chef Horst Leitner.
Der Nutri-Score kann in der Hofer-Sicht zu einem besseren Verständnis der Nährwertqualität führen und „sich damit positiv auf diese auswirken”. Ergo positioniert sich Leitner unmissverständlich: „Die Einführung des Nutri-Score wird daher von Hofer sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus Verbrauchersicht als positiv sowie notwendig gesehen und befürwortet.”

Gute Erfahrungen

Ebenso klar positiv äußert sich Heidi Porstner von der Verbraucherorganisation Foodwatch Österreich. In Erwartung eines entsprechenden Vorschlags zur vereinfachten Nährwertkennzeichnung der EU-Kommission (für Ende dieses Jahres) hält sie fest: „Frankreich, Deutschland und einige weitere EU-Länder haben den Nutri-Score längst eingeführt. Dort gibt es gute Erfahrungen mit dieser derzeit noch freiwilligen Kennzeichnung in Ampelfarben.”

Gute Erfahrungen hat man auch bei Nestlé und Iglo gemacht – durchaus in der Maximalform der positiven Produktentwicklung: „Nestlé hat bereits erhebliche Fortschritte bei der Verbesserung der Gesundheit der Produkte erzielt”, berichtet Katharina Keimelmayr, Head of Corporate Communications & Public Affairs, Nestlé Österreich.


Die Fortsetzung folgt in der nächsten
medianet-Ausgabe.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL