Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
PROPAGANDA. Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Aber nicht nur militärisch, sondern es ist auch eine Propagandaschlacht ungeahnten Ausmaßes vor allem dank der „Möglichkeiten”, die das Social Web hier bietet. Schon nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 hat sich Russland dieses Instrumentariums bedient und mit einer Unzahl gefälschter und auch Troll-Accounts Stimmung für sich und gegen alle anderen gemacht und so versucht, die Meinung in der westlichen Welt in ihre Richtung zu drehen.
Freiheit und Verantwortung
Und auch wenn Facebook, Twitter und Co. dazugelernt haben und solche Accounts nun schneller löschen, gibt es eine Vielzahl von Social Media-Konten, die entweder russischen, gesteuerten Medien gehören oder Persönlichkeiten, die dem Kreml nahestehen (Mitglieder von Regierungsbehörden, Regierungsbeamte, …), die jetzt dem Kreml als wichtige Quelle für die Verbreitung von Desinformation dienen könnten. Diesen Accounts wird von den Digitalgiganten – aus bestimmten Gründen – etwas mehr Freiheit gewährt. Das Problem ist, dass diese Freiheit auch mit gewisser Verantwortung einhergehen sollte, um die sich diese Leute aber nicht viel scheren.
Hybride Diskursbeeinflussung
In seinem Buch „Streitlust und Streitkunst” meint Autor Stephan Russ: „Die Intaktheit der Öffentlichkeit ist nicht nur ein zentrales Ideal von Demokratie, sondern auch eine ihrer Funktionsvoraussetzungen. Doch ist die politische Öffentlichkeit durch eine neue militärische Strategie gefährdet, deren destruktives Potenzial sich erst durch die digitale Transformation der demokratischen Öffentlichkeit entfalten könnte.” Russ nennt es die „hybride Diskursbeinflussung”.
Und genau diese Diskursbeeinflussung sollte uns allen vor Augen führen, dass zwar die militärische Auseinandersetzung im aktuellen Fall in der Ukraine stattfindet, aber eine zweite, digitale Frontlinie mitten durch unser aller Leben läuft – überall dort, wo wir dieser Propaganda begegnen.