Die Frau – ungesehen und ungehört
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MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 09.03.2018

Die Frau – ungesehen und ungehört

Frauen sind in den Medien des Landes dramatisch ­unterrepräsentiert und die Welt erklären sie hier auch nicht.

••• Von Gianna Schöneich

Am 8. März wird der internationale Weltfrauentag begangen. Entstanden ist er als Initiative sozialistischer Organisationen im Kampf um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Bis heute hält der Kampf an, und wie eine Studie von MediaAffairs zeigte, ist es auch in den Medien um die Rolle der Frau schlecht bestellt.

Verstärkung der Rollenbilder

Zwar gibt es in der österreichischen Bevölkerung etwas mehr Frauen als Männer, dennoch kann von Geschlechterparität in Sachen medialer Präsenz keine Rede sein – so ist die mediale Berichterstattung in den klassischen Medien männlich dominiert. Einer Analyse der Tageszeitungen zufolge haben sich in den letzten drei Jahren die Verhältnismäßigkeiten kaum verändert: Etwa 70% der Bildpräsenz entfallen auf Männer, 30% auf Frauen.

Diese werden in den Medien zudem völlig anders inszeniert und dargestellt als Männer. Im Bereich Wirtschaft werden so beispielsweise nur elf Prozent Frauen repräsentiert, obwohl etwa der Anteil von Unternehmerinnen wesentlich höher ist und im Jahr 2016 laut WKO bei 37% lag. Allgemein betrachtet, zeigt sich, dass jene gesellschaftlichen Bereiche, welche als einflussreich gelten, wo Entscheidungsgewalt, Macht und Geld große Themen sind, wesentlich häufiger von Männern besetzt sind – Frauen sind in den Medien meist nur in jenen Bereichen verstärkt vertreten, wo sie als optischen Aufputz dienen, auf Figur und Modebotschafterinnen reduziert werden oder die Rolle der Partnerin oder Ehefrau hervorstreichen. Durch klischeehafte Darstellung von Männern und Frauen werden alte Rollenbilder und Muster durch die Mainstream­medien weiter verstärkt.

Schönheit & Äußeres

In den Kategorien Sport, Wirtschaft, Kriminalität, Religion und Landwirtschaft dominieren Männer mit knapp 90% und mehr die Bildpräsenz. Frauen stellen hier die Minderheit dar. Erfreuliche Nachrichten gibt es allerdings aus dem Bereich Politik: Im Vergleich zu 2016 konnte hier die Bildpräsenz von etwa zehn Prozent auf 25% gesteigert werden. Zu erklären ist dieser Anstieg mit dem höheren Frauenanteil in der neuen Regierung von Sebastian Kurz.

Eine annähernd gleich starke Bildpräsenz kann in den Kategorien Szene, internationale und nationale Stars, Kultur und Bildung beobachtet werden. Doch es gibt auch Bereiche, in denen fast ausschließlich Frauen abgebildet sind, nämlich jene Kategorien, die auf das Äußere, Schönheit und den Körper reflektieren.
Betrachtet man unterschiedliche Medien, so zeigt sich, dass in Qualitätsblättern eine deutlich geringere Bildpräsenz von Frauen vorzufinden ist – allerdings gilt es hier zu bedenken, dass in Boulevardblättern sehr viel mehr Bilder vorzufinden sind als in Qualitätsblättern. Der größte Unterschied zwischen den Medien wird allerdings erst bei der Art der Darstellung von Frauen erkennbar. Der erhöhte Anteil von Frauen in den Boulevardblättern ist einem sehr eingeschränkten Frauenbild geschuldet, welches vom Boulevard verstärkt kommuniziert wird. Im Jahr 2016 waren die drei wichtigsten Kategorien, in denen Frauen in den Boulevardblättern präsent waren, die Bereiche Präsentation (optischer Aufputz, Präsentation von Gegenständen), Nacktbilder („Pin-up”) und internationale Stars. Auch im Jahr 2017 kommen Frauen medial am häufigsten als optischer Aufputz vor.
In der Zeitung Heute werden Politikerinnen am seltesten abgebildet, Frauen wird hier laut den Studienautoren sogar mehr Bildfläche im Bereich Pornografie geboten als heimischen Politikerinnen. So sei das Bildvolumen für Nacktbilder von Frauen in Heute doppelt so hoch.

Frauen in der Opferrolle

Bemerkenswert ist außerdem das Frauenbild des Boulevard-Blatts Österreich; hier sind Politikerinnen bildlich zwar – ähnlich wie in der Krone – wesentlich präsenter als in Heute, dafür werden viele Frauen in der Opferrolle gezeigt. So ist die Chance, in Österreich auf eine Frau, die als Opfer gezeigt wird, zu treffen, um 60% höher als auf eine Frau im wirtschaftlichen Kontext. Eines der auffälligsten Ergebnisse ist zudem, dass sich in den Boulvardblättern Frauen als Expertinnen nur unter der Wahrnehmungsschwelle finden; im Boulevard sind fast ausschließlich die Männer diejenigen, die den Lesern die Welt erklären.

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