••• Von Dinko Fejzuli
Kürzlich übernahm Medienmanager Richard Grasl die Funktion des Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse. Grasl wurde vom Vorstand einstimmig als Nachfolger von Thomas Spann gewählt. medianet bat Grasl aus gegebenem Anlass um ein paar Antworten.
medianet: Herr Grasl, Sie sind nun Präsident der Media-Analyse. Was war Ihre Motivation, diese Funktion zu übernehmen?
Richard Grasl: Nach dem Abgang des bisherigen Präsidenten Thomas Spann hat es den Wunsch insbesondere der Tageszeitungen gegeben, dass ich die Funktion übernehmen soll. Dem bin ich nach kurzer Nachdenkphase gerne nachgekommen. Bedingung war für mich, dass Helmut Schoba von der VGN als Vizepräsident und Leiter der Print-Gruppe weitermacht, was mich sehr freut.
medianet: Die Media-Analyse gilt als wichtigste Reichweitenstudie für den Printmarkt in Österreich. Wie möchten Sie dieses Instrument in Zeiten sinkender Printauflagen und verschärfter wirtschaftlicher Bedingungen weiter stärken?
Grasl: Die Media-Analyse ist ein Datenschatz, und Daten sind das Gold der Zukunft. Wir müssen den Nutzen noch stärker herausstreichen, auch für Verlage, die an der Media-Analyse in den vergangenen Jahren aus Kostengründen nicht mehr mitmachen konnten.
medianet: In den letzten Jahren wurde die Media-Analyse stark um digitale Nutzung und Crossmedia-Aspekte erweitert. Wie sehen Sie hier den weiteren Entwicklungsbedarf?
Grasl: So gut wie alle Medienhäuser sind multimedial aufgestellt. Neben dem Printprodukt natürlich digital, aber auch mit Video, Podcasts und Newsletter. Für eine 360-Grad-Vermarktung sind die Gesamtwerte sehr wichtig.
medianet: Ein zentrales Thema ist oft die Balance zwischen den Interessen der Medienhäuser und der Agenturen. Wo möchten Sie hier Akzente setzen?
Grasl: Ich sehe hier wenig Reibungsflächen, denn wir haben im wesentlichen die gleichen Interessen. Wir werden aber noch stärker aufeinander zugehen und unsere Interessen unter einen Hut bringen.
medianet: Ihr Vorgänger hat diverse Vorarbeiten für eine ‚neue' Media-Analyse geleistet. Was davon möchten Sie rasch umsetzen, wo sehen Sie selbst noch Spielraum?
Grasl: Da ist im Duo Spann/Schoba tatsächlich viel geschehen, und dafür bin ich sehr dankbar. Die Media-Analyse ist jetzt wirtschaftlich wieder auf solide Beine gestellt, die Teilnahmegebühren sinken für die Medienhäuser und Agenturen stark. In den nächsten beiden Jahren werden wir aber sicher über weitere Reformen im inhaltlichen Bereich nachdenken.
medianet: Die Media-Analyse stellt ja neben den nackten Zahlen zusätzlich auch noch Zielgruppendaten bereit, die über Konsumverhalten und Lebenswelten Auskunft geben. Welche Rolle spielen solche Insights künftig für Werbekunden und Agenturen?
Grasl: Natürlich eine sehr große. Wir haben gerade einen Test abgeschlossen. Alle Verlage haben einem bestimmten Werbekunden, dem zuckerfreien Schokoriegel-Erzeuger Neoh, Werbeflächen zur Verfügung gestellt, und wir haben das mit einer Marktforschung begleitet. Die Ergebnisse werden wir demnächst präsentieren. So viel vorweg: Sie sind vielversprechend. Es zeigt sich, dass Print-Kampagnen sehr wohl wirken.
medianet: Der Medienmarkt steht insgesamt unter enormem Druck. Was wünschen Sie sich hier von Politik und Wirtschaft, um Qualität und Reichweitenmessung langfristig abzusichern?
Grasl: Zum Glück hat die neue Regierung erkannt, dass die Zeitungszustellung auch in ländlichen Regionen gesichert bleiben muss. Außerdem sollen Teenagern digitale Abos kostenlos zur Verfügung gestellt werden, um etwas gegen die Macht der unsozialen Medien zu tun. Das ist ein guter Anfang. Wir müssen auch unsere Werbekunden überzeugen, dass ein Investment in klassische Qualitätsmedien nicht nur mit TKPs bewertet werden kann. Ein demokratisch stabiler Standort braucht starke Qualitätsmedien. Und an stabilen, guten Standorten muss jedes Unternehmen interessiert sein.
medianet: Zum Abschluss: Wo sehen Sie die Media-Analyse in fünf Jahren? Was ist Ihre Vision für diese Institution?
Grasl: Es tut sich sehr viel, auch die Frage Künstlicher Intelligenz wird ein Thema sein. Da gibt es in der Marktforschung durchaus schon spannende Ansätze. Und strategische Partnerschaften mit anderen Marktforschungs-Institutionen sind da jedenfalls auch ein Thema.
