Ein Player und weitere ­digitale Möglichkeiten
© ORF/Thomas Ramstorfer
MARKETING & MEDIA Redaktion 12.03.2021

Ein Player und weitere ­digitale Möglichkeiten

Um den ORF zukunftsfit zu halten, bedarf es gleich mehrerer Strategien, so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

••• Von Dinko Fejzuli

Der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz appelliert an die Regierung, bereits geführte Gespräche für eine ORF-Gesetzesnovelle wieder aufzunehmen. Nur so seien zentrale Elemente des geplanten Online-Players, aber auch eine gemeinsame Vermarktung mit Verlegern und privaten Sendern, umsetzbar, so Wrabetz diese Woche bei einem Pressegespräch vor Journalisten. medianet bat den ORF-Generaldirektor um einige ergänzende Antworten.


medianet:
Herr Wrabetz, Sie haben diese Woche nochmals Ihre Vorstellungen für einen zukunftsfitten ORF präsentiert. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der geplante Mediaplayer und eine mögliche Kooperation mit den Privaten bei der Content-Präsentation, aber auch der Vermarktung. Wer soll diese Vermarktung übernehmen bzw. für welchen Content denn genau und wie sollen die Erlöse geteilt werden?
Alexander Wrabetz: Es ist evident, dass der österreichische Medienmarkt gegen die Übermacht aus dem Silicon Valley nur Bestand haben wird, wenn die heimischen Player an einem Strang ziehen. Ein wesentlicher Bereich ist dabei auch die Werbevermarktung. Wenn wir hier ansetzen, unser Inventar für Programmatic Advertising bündeln, können wir mit Sicherheit mehr Erlöse generieren. Der ORF wäre auch bereit, eine asymmetrische Verteilung entsprechender Mehrerlöse anzudenken – wie genau, wäre nach einer Grundsatzeinigung festzulegen.

medianet:
Um Ihre Pläne umsetzen zu können, brauchen Sie den Gesetzgeber. Wie hoffnungsfroh sind Sie, dass dieser auch ‚mitzieht', und zwar nicht nur bei Dingen wie der Aufhebung des Fremdvermarktungsverbots bzw. anders gefragt: Wo erwarten Sie den geringsten Widerstand in Bezug auf Ihre Digitalisierungspläne?
Wrabetz: Man kann dem Publikum wirklich nur noch schwer erklären, warum der ORF seinen Content nach sieben Tagen offline stellen muss, und warum wir nicht Online Only und Online First produzieren dürfen. In den meisten vergleichbaren Ländern ist das auch bei den Öffentlich-rechtlichen längst Standard! Mir scheint aber wichtig, hier nicht nur die Politik anzusprechen, sondern auch zu versuchen, mit den anderen Marktteilnehmern ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln.

medianet:
Eine wesentliche Säule sind neben dem News-Desk die multimedialen Fachressorts und die sog. Plattformteams. Was genau sind die Vorteile dieses neuen Arbeitens?
Wrabetz: Der ORF ist in den klassischen Medien sehr gut aufgestellt, 6,6 Mio. Menschen nutzen täglich ORF-Angebote, und das Publikum vertraut uns. Damit das auch in der digitalen Welt so bleibt, muss sich der ORF vom Public Service-Broadcaster zur Public Service-Plattform weiterentwickeln; unser Zukunftsprojekt ORF-Player und der ORF-Mediencampus mit dem multimedialen Newsroom stehen dabei im Mittelpunkt. Im Newsroom werden multimediale Fachressorts in enger Abstimmung mit den Plattformteams Content für die ORF-News-Channels produzieren und so die Österreicherinnen und Österreicher mit öffentlich-rechtlicher ORF-Information auf all jenen Plattformen versorgen, auf denen diese nachgefragt wird.

medianet:
Ein Teil der neuen Crew soll vermutlich auch der von Ihnen nun geplanten Ausbildungsinitiative entspringen. Allgemein gefragt: Welches Rüstzeug müssen denn Journalisten – nicht nur jene des ORF – für einen Job künftig denn überhaupt mitbringen?
Wrabetz: Eine erstklassige Ausbildung zum Beispiel auf einer der hervorragenden Fachhochschulen sowie Kreativität und Begeisterung für multimediales Arbeiten.

medianet:
Auf den ORF kommt eine Pensionierungswelle zu, mit bis zu 700 betroffenen Mitarbeitern. Wo vor allem sind die Abgänge zu verzeichnen, und in welchen Bereichen wollen Sie personell wiederum vor allem aufstocken?
Wrabetz: Die Pensionierungen finden in allen Bereichen des Unternehmens statt, es gibt da ­natürlich keinen Schwerpunkt. Verstärken werden wir uns aber vor allem im journalistischen und programmgestaltenden ­sowie auch im Technologie­bereich.

medianet:
Die Wichtigste zum Schluss: Auf die Frage, ob Sie wieder kandidieren werden, meinten Sie wörtlich: ‚Es spricht schon viel dafür, aber es ist gleichzeitig so viel zu tun, dass ich damit niemanden belasten will, sondern meine Arbeit machen.' Wird also Alexander Wrabetz die von ihm als General­direktor angestoßenen Reformen auch als General­direktor zu Ende führen?
Wrabetz: Mehr ist dazu im Moment nicht zu sagen.

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