Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
LINGUISTISCH. Bewerbungen für den Journalistenpreis Bahnhof 2021 können bis zum 3. Jänner 2022 eingereicht werden. Das ist ernst gemeint – und bezieht sich auf einen in Deutschland zu verleihenden Preis für herausragende journalistische Leistungen zu eben diesen Schieneninfrastrukturknotenpunkten. „Ich verstehe nur Bahnhof” ist übrigens als Idiom ein deutsches Unikat. So ziemlich überall anders in Europa kommt den Leuten eine Sache höchstens „spanisch” vor, den Dänen „russisch”, Franzosen und Ungarn verstehen nur „Chinesisch” und die Finnen „Hebräisch”. „Pardon my French” bezieht sich wiederum auf etwas, von dem man annimmt, dass das Gegenüber es sehr wohl verstehen wird, sich aber eventuell vor den Kopf gestoßen fühlt …
Weiter mit den subtil eingesetzten Internationalismen und damit zum heutigen Black Friday – dem Tag nach Thanksgiving, den inzwischen die ganze Welt als internationalen Tag der Sonderangebote begeht. Apropos: Vor den Kopf gestoßen fühlt sich derzeit auch der stationäre Handel im Lande. Der seit Montag verhängte österreichweite Lockdown lässt die Händler nicht nur um den Black Friday umfallen, sondern um das Vorweihnachtsgeschäft.
Heuer fallen drei Einkaufssamstage im Advent und der Marienfeiertag weg. Handelsexperten der Johannes Kepler Universität Linz schätzen den Umsatzentgang auf 3,1 Milliarden Euro. Bei Amazon reibt man sich die Hände – oder, wie es Amazon-Gründer Jeff Bezos ausdrückte: „Ich möchte jedem Amazon-Angestellten sowie jeder Amazon-Kundin und jedem Kunden danken, weil ihr für all das hier bezahlt habt – im Ernst: Ich danke euch von ganzem Herzen. Ich weiß das sehr zu schätzen.” Der milliardenschwere Online-Kaufhaus-Chef war zu diesem Zeitpunkt eben von einem Ausflug in den Weltraum zurückgekehrt.
Der „Black Friday” markierte übrigens auch den Beginn der Weltwirtschaftskrise von 1929. Das sollte Ihnen jetzt alles ein bissl spanisch vorkommen.