Eine Trendwende
© Anna Rauchenberger
Verband Franz Pleterski, Dietmar Lienbacher, Franz Medwenitsch vom Verband der österreichischen Musik­wirtschaft.
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.02.2018

Eine Trendwende

Der Musikmarkt konnte 2017 ein Umsatzplus von 6,1% ­erwirtschaften, also 145,4 Mio. Euro.

WIEN. Der österreichische Musikmarkt darf aufatmen: waren 2015 und 2016 nicht gerade gute Jahre, darf man 2017 endlich wieder ein Umsatzplus von 6,1% verzeichnen. Somit wurden im vergangenen Jahr 145,4 Mio. € am österreichischen Musikmarkt erwirtschaftet.

Die Umsätze mit Streaming-Abos haben um 86% auf bereits 32,6 Mio. € zugelegt. Die Vinyl-Verkäufe erreichten ein Umsatzplus von zehn Prozent auf 7,8 Mio. €. Die physischen Tonträger CD, DVD und Vinyl sind bei den österreichischen Musikfans weiterhin sehr beliebt und bleiben mit 64,8 Mio. € die größten Umsatzbringer am heimischen Musikmarkt. Auch die Lizenzeinnahmen über die Verwertungsgesellschaft LSG sind auf 27,9 Mio. € (+21%) gestiegen. Weitere rund sechs Mio. € steuerten die Umsätze mit Merchandising-Produkten sowie die Lizenzierung von Musik für Filme oder Werbung (Synch-Rechte) zum Gesamtumsatz bei.

Erfolgsgeschichte

Mit einem kräftigen Umsatzplus von 86% auf 32,6 Mio. € setzt sich die Streaming-Erfolgsgeschichte unaufhaltsam fort. Streaming ist hauptverantwortlich für das Umsatzplus am ­österreichischen Musikmarkt! Der Löwenanteil von 29,2 Mio. € wird über Abo-Dienste wie Spotify, Deezer, Apple Music oder Amazon unlimited erwirtschaftet.

Etwas mehr als eine Mio. € kommen von werbefinanzierten Audio-Streaming-Abos. Verhältnismäßig bescheidene 2,3 Mio. € steuern die Einnahmen aus werbefinanzierten Videostreams – hauptsächlich vom weltweit größten Streaming-Anbieter YouTube – bei. Mit 13,5 Mio. € tragen auch Musik-Downloads – bei rückläufiger Tendenz – weiterhin substanziell zum Umsatz am ­österreichischen Musikmarkt bei.

„Value Gap”

Obwohl das Musikangebot nie größer und der Musikkonsum über die vielfältigen digitalen Angebote und Plattformen nie intensiver war, erhalten Künstler und Labels für einen substanziellen Teil des Verband der Österreichischen Musikwirtschaft digitalen Musikkonsums keine faire Entlohnung. Grund für diese massive und unfaire Marktverzerrung („Value Gap”) ist die urheberrechtlich unklare Verantwortung von User Uploaded Content (UUC)-Diensten, allen voran YouTube, die aktuell populärste Streaming-Plattform für Musik.

Haftungsprivilegien

Während Streaming-Abo-Services wie Spotify Lizenzverträge verhandeln und faire Vergütungen bezahlen, verschaffen sich YouTube und andere UUC-Plattformen unter Berufung auf ein dafür nie gedachtes Haftungsprivileg in der E-Commerce- Richtlinie aus dem Jahr 2000 unfaire und marktverzerrende Vorteile. Die EU ist gefordert, für zeitgemäße gesetzliche Rahmenbedingungen zu sorgen.

Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Die Musiklabels haben auch während des radikalen technologischen Wandels nie aufgehört, in Künstler und innovative Geschäftsmodelle mit neuen Partnern zu investieren. Unsere Beharrlichkeit scheint sich nun auszuzahlen und wir können endlich erste Früchte ernten. Dennoch gibt es keinen Grund zum Ausruhen, wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Gleichzeitig fordern wir von unseren Technologie-Partnern, dass sie angemessene Lizenzen bezahlen, wenn sie mit unserem Content Milliardenumsätze machen.” (gs/red)

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