Einmal eine echte Milchkönigin sein
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.09.2024

Einmal eine echte Milchkönigin sein

Österreich ist ein Land der Titel – oder: Es gibt nichts, was es in der Alpenrepublik nicht gibt.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

AUFGEBREZELT. Als Student Anfang der 90er-Jahre in Salzburg habe ich mal bei einer Dame in deren riesigem Haus als Untermieter gewohnt und es gab in Wahrheit nur eine wirkliche Regel: Sie hat mir von Beginn an klargemacht, dass sie nicht als Frau Matzner, so hieß die Dame, sondern stets als Frau Doktor Matzner angesprochen werden möchte, denn schließlich habe sie tasächlich promoviert, eine in ihrer damaligen Jugend scheinbar eher ungewöhnliche Sache und deshalb solle dies quasi ewig gewürdig werden.

Wovon sie sich damit abgrenzen wollte, war vermutlich das, was Reinhard Fendrich in seinem Lied „Feine Damen“ beschrieb, als er sang: In den Gesprächen lieben sie es akademisch Sie sind gebildet und belesen allesamt Doch böse Zungen kichern leise, aber hämisch Denn promoviert haben sie erst am Standesamt. Aber eben nicht meine Frau Doktor Matzner. Wobei: Man kann in Österreich nicht nur an der Universität oder eben in der abgekürzten Version am Standesamt promovieren; kaum sitzt man im Taxi, ist man in Österreich zumindest in den Augen des Taxlers ein Professor – zumindest für die Dauer der Fahrt.

Und für die Künstlerinnen und Künstler des Landes gibt es dann für wohl geleistete künstlerische Arbeit den Titel der Kammersänger – samt Orden, die man dann am Opernball stolz vorführen kann, und den einen oder anderen Titel bekommt man mehr oder weniger auch aufgrund seines fortgeschrittenen Alters – etwa den Kommerzialrat. Etwas, was ich eher aus Hans Moser-Filmen kenne, was aber in Österreich noch immer ein honoriger Titel ist.

Die Weinkönigin und der Käsekönig Und dann gibt es im Land der Weinseligkeit natürlich auch den allseits bekannten Titel der Weinkönigin. Weniger bekannt, zumindest mir, war der Titel des Käsekönigs und der Milchkönigin. Und wenn man mich fragt, ich wäre dann doch lieber ein Wein- als ein Milchkönig.

Denn wer möchte nicht altern wie guter Wein – oder möchten Sie altern wie Milch?

 

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL