Ex-"Kurier"-Chefredakteur und Politanalyst Christoph Kotanko wird 70.
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Christoph Kotanko
MARKETING & MEDIA Redaktion 25.07.2023

Ex-"Kurier"-Chefredakteur und Politanalyst Christoph Kotanko wird 70.

Der Journalist ordnet heute das politische Geschehen für die "OÖN" in "Kotankos Corner" ein - Moderationstätigkeit bei ServusTV endete aufgrund ideologischer Meinungsverschiedenheiten.

WIEN. Er prägte als Chefredakteur und Ressortleiter lange Zeit den Auftritt der Tageszeitung "Kurier". Und auch heute noch ist Christoph Kotanko nicht müde, das politische Geschehen in "Kotankos Corner" bei den "Oberösterreichischen Nachrichten" einzuordnen. Am Donnerstag, 27. Juli, feiert der Journalist seinen 70 Geburtstag.

Kotanko wurde 1953 in Braunau am Inn geboren. Für sein Studium zog es ihn nach Wien und Paris. Nach seiner Promotion als Doktor der Philosophie dockte er 1979 als innenpolitischer Redakteur bei der "Wochenpresse" an. Ab 1986 betätigte er sich beim Nachrichtenmagazin "profil". Seine drei Jahre dort bezeichnete er gegenüber der APA als "prägend". "In der Redaktionskonferenz saßen grandiose Journalistinnen und Journalisten wie Peter Michael Lingens, Sigrid Löffler, Alfred Worm, Reinhard Tramontana. Das war für mich als jungen Journalisten anstrengend, abenteuerlich, mitreißend", so Kotanko.

Danach wechselte er zur Tageszeitung "Kurier", wo er 23 Jahre verbringen sollte. Lange Zeit leitete er dort das Innenpolitik-Ressort und zeichnete sich als Kommentator für Europa- und Sicherheitspolitik aus. 1997 stieg er zum stv. Chefredakteur auf, von 2003 bis 2005 war er geschäftsführender Chefredakteur und von 2005 bis 2010 Chefredakteur. Beim "Kurier" habe er "alle Höhen und Tiefen erlebt, die unser Beruf bietet", hielt Kotanko rückblickend fest.

Zu den Höhen zählt wohl, dass ihm 1999 der renommierte Kurt-Vorhofer-Preis verliehen wurde. Kotanko verbinde "seinen klaren Standpunkt mit einer unkonventionellen Betrachtungsweise", er sei "weltoffen und journalistisch außerordentlich vielfältig", dazu komme "die Brillanz seiner Sprache und sein soziales Engagement", wurde der Journalist damals gewürdigt. Auch kürte ihn das Branchenblatt "Österreichs Journalist:in" in dieser Zeit dreimal zum Chefredakteur des Jahres. Auch auf ein Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich und die Ernennung zum "Officier de l'Ordre National du Merite" kann er verweisen.

Weniger erfreulich gestaltete sich sein Abschied vom "Kurier". In einem Schreiben zu den Hintergründen hielt er fest, dass die Abberufung durch den Aufsichtsrat unerwartet gekommen sei, weil die Zeitung "nach schweren Jahren und rückläufigen Marktdaten eine Aufwärtsentwicklung hatte". Prinzipiell habe der "Kurier" einige Herausforderungen zu meistern gehabt - etwa die Gründung von "Österreich" "frontal gegen den 'Kurier' gerichtet" oder auch den Aufstieg von "Heute" im Kerngebiet der Tageszeitung. "Wir haben stets standgehalten", betonte er.

2011 nahm er Abschied vom "Kurier" und betätigte sich fortan als Korrespondent der "Oberösterreichischen Nachrichten" in Wien - eine "Rückkehr zu meinen familiären Wurzeln", so Kotanko. Vereinbart ist, dass er bis zu den nächsten Nationalratswahlen und Regierungsverhandlungen und damit voraussichtlich bis Ende 2024 für die Tageszeitung schreibt.

Parallel zu seiner Tätigkeit für die "OÖN" agierte er 2021 als Moderator der ServusTV-Diskussionssendung "Links.Rechts.Mitte". Nach weniger als einem Jahr verließ er die Sendung aber wieder. "Man mag mich naiv nennen, doch das Konzept von 'Links.Rechts.Mitte' war gut, die Quote auch. Die Umsetzung wurde wegen ideologischer Auffassungen des Medieneigentümers schwierig bis unmöglich. Daraus zog ich die Konsequenzen", sagte Kotanko, der bei seinem Abschied damals noch festhielt, dass der Salzburger Privatsender Gefahr laufe, die Unausgewogenheit, die er den Mainstreammedien vorwirft, selbst zu praktizieren.

Derzeit befindet sich der gebürtige Oberösterreicher mit einem Verlag in Gesprächen über ein Buch, das sich mit den sichtbaren und unsichtbaren Machtstrukturen Österreichs befassen soll. Es wäre nicht seine erste Veröffentlichung. 2020 erschien "Kult-Kanzler Kreisky. Mensch und Mythos", 1999 "Die Qual der Wahl: Die Programme der Parteien im Vergleich".

Kotanko zeigt sich mit Blick auf die Zukunft optimistisch, dass es trotz boomender Künstlicher Intelligenz immer einen Markt für guten, originellen Journalismus geben werde. "Journalisten sollen in einer anschaulichen Sprache informieren und unterhalten. Sie dürfen in den Grenzen des rechtlich Zulässigen schreiben, was sie wollen. Nur eines dürfen sie nicht - langweilen", sagte er 2007 zur Hauptaufgabe als Journalist. Das sieht er weiterhin so, hat aber eine Ergänzung parat: "In den vergangenen Jahren entstand durch die digitale Unrast eine Dauererregung, die nicht gut tut. Die Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig ist mehr denn je eine Kernaufgabe des Journalismus."

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