Experiencer  versus Influencer
© Niklas Schnaubelt
David Strolz
MARKETING & MEDIA Redaktion 05.09.2025

Experiencer versus Influencer

In einer Welt, die von Algorithmen und KI geprägt ist, erlebt das Live-Marketing eine Renaissance.

WIEN. Paradox? Keineswegs. Gerade weil unsere digitalen Interaktionen zunehmend oberflächlicher werden, steigt die Sehnsucht nach authentischen und inspirierenden Begegnungen – egal, ob es um Business, Kunst, Kultur, Musik, Kulinarik oder Sport geht.  Täglich ist zu beobachten, wie sich unsere Branche neu erfindet. Die Pandemie hat uns schmerzlich gezeigt: Digitale Tools können vieles ersetzen – aber niemals die Kraft der persönlichen Begegnung. Ein Live-Event ist mehr als die Summe seiner Inhalte. Es ist ein multisensorisches Erlebnis, das emotionale Verbindungen schafft, die kein Bildschirm vermitteln kann.

Die Neurobiologie bestätigt: Gemeinsame physische Erlebnisse aktivieren Spiegelneuronen und schaffen Vertrauen auf einer biochemischen Ebene. Oxytocin, das „Bindungshormon“, wird bei direktem menschlichem Kontakt freigesetzt – ein Prozess, den keine noch so ausgeklügelte Virtual-Reality-Technologie replizieren kann.

Echte Erlebnisse statt …
Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen digitaler Oberflächlichkeit und echter Tiefe: Während Online-Kommunikation oft flüchtig und austauschbar ist, schaffen Live-Events bleibende Erinnerungen. Menschen sehen, riechen, schmecken, hören und fühlen – diese menschliche Komponente ist durch keine KI der Welt ersetzbar.

Deshalb spreche ich bewusst von der Wichtigkeit von „Experiencern“ statt „Influencern“. Während Influencer primär digitale Reichweite für Marken erzeugen, stehen Experiencer für die authentische Erfahrung im direkten Kontakt. Sie machen Marken spürbar und verwandeln Botschaften in persönliche Erlebnisse. Entscheidend ist dabei nicht die Anzahl der Likes, sondern die Qualität der Begegnung: Ein intensives Live-Erlebnis hinterlässt bleibende Eindrücke, fördert Vertrauen und legt die Basis für echte, nachhaltige Beziehungen.

… flüchtiger Likes
Die Zukunft des Live-Marketings liegt in der intelligenten Verzahnung von Live und Digital. KI kann uns dabei helfen, Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenzubringen – aber das, was dann passiert, bleibt zutiefst menschlich. Personalisierte Einladungsstrategien erhöhen die Relevanz und intelligente Matchmaking-Systeme schaffen wertvolle Kontakte. Doch am Ende entscheidet der Händedruck, der Blickkontakt, das gemeinsame Lachen über den Erfolg einer Veranstaltung.

Unternehmen, die das verstehen, setzen klar auf Live-Marketing. Sie investieren in Formate, die Begegnungen ermöglichen, Emotionen wecken und Vertrauen schaffen – zwischen Kunden, Mitarbeitern und Communities. Denn nichts wirkt nachhaltiger als die direkte Markenerfahrung vor Ort. Live-Marketing ist kein Relikt vergangener Zeiten, sondern die Antwort auf unsere zunehmend digitalisierte Welt. In einer Zeit, in der Authentizität zur wertvollsten Währung wird, bleiben Live-Events der Goldstandard echter Kommunikation.

David Strolz ist Chairman der emba, dem Branchenverband führender österreichischer Live-Marketing-Agenturen.

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