Fragliches Eastwood-Interview: Journalistin wehrt sich gegen Vorwürfe
© APA/AFP/Georges Bendrihem
Clint Eastwood
MARKETING & MEDIA Redaktion 05.06.2025

Fragliches Eastwood-Interview: Journalistin wehrt sich gegen Vorwürfe

Der „Kurier“ habe laut Elisabeth Sereda gewusst, dass es sich um kein aktuelles Interview handelte.

WIEN/HOLLYWOOD. Nach der Aufregung um ein im „Kurier“ erschienenes Interview mit dem Schauspieler Clint Eastwood, dass der Hollywoodstar als „frei erfunden“ bezeichnet hatte, hat sich nun die verantwortliche Journalistin Elisabeth Sereda zu Wort gemeldet. In der ORF-Sendung „Guten Morgen Österreich“ verteidigte sie ihr Vorgehen und sagte, der „Kurier“ habe gewusst, dass es sich um kein aktuelles Interview handelte. „Kurier“-Chefredakteur Martin Gebhart widersprach dem auf APA-Anfrage entschieden.

Der Text ist anlässlich des 95. Geburtstags von Eastwood vor mehreren Tagen im „Kurier“ erschienen - in Form eines Frage-Antwort-Interviews. Der Anschein eines aktuellen Gesprächs wurde nicht zuletzt dadurch erweckt, dass zahlreiche Medien Zitate aus dem Interview übernahmen. Auch die internationale Nachrichtenagentur Reuters übersetzte viele Auszüge aus dem „Kurier“-Artikel, wodurch die Aussagen sich schnell verbreiteten. Reuters hat die Meldung mittlerweile zurückgezogen. Eastwood selbst sagte, er habe in den vergangenen Wochen keine Interviews gegeben und ihm sei auch der „Kurier“ nicht bekannt, was die „New York Times“ zu einem ausführlichen Artikel bewegte.

Sereda: „Best-of von mehreren Interviews“
Dass Eastwood den „Kurier“ nicht kenne, stimme, sagte Sereda nun in der ORF-Sendung. Sie habe im Laufe ihrer Karriere nämlich nicht als „Kurier“-Journalistin, sondern als Mitglied der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) zahlreiche Interviews mit dem Schauspieler und Regisseur geführt. Dabei seien üblicherweise auch andere Journalistinnen und Journalisten anwesend, die allesamt berechtigt seien, das Gesagte für Artikel zu verwenden. Zu Anlässen wie Geburtstagen sei es üblich, ein „Best-of von mehreren Interviews“ zu verwenden. „Und so war es auch hier. Ich habe die Zitate aus mehreren meiner Interviews genommen, um Eastwood und sein Leben zu feiern“, so Sereda, die seit einem Jahrzehnt als freie Journalistin für den „Kurier“ Interviews mit Stars führt und in der Vergangenheit etwa auch mit dem ORF oder der „Kronen Zeitung“ zusammenarbeitete.

„Hätte mir mehr Loyalität erwartet“
Zuletzt habe sie „knapp vor der Pandemie“ mit Eastwood in Person gesprochen. Danach habe es meist nur noch Online-Interviews gegeben. Sie hielt fest, dass weder sie noch der „Kurier“ das Interview als exklusiv oder neu verkauft hätten. Die Tageszeitung habe auch gewusst, dass sie „das Interview mit Clint Eastwood nicht drei Tage vor Druckdatum bekommen“ habe. Daher tue es ihr auch sehr leid, dass der „Kurier“ die Zusammenarbeit mit ihr als Reaktion auf die Vorwürfe Eastwoods beendet habe. „Ich hätte mir von einem Medium, für das ich so viele Jahre geschrieben habe, ein bisschen mehr Loyalität erwartet“, sagte die Journalistin.

Gebhart: „Der Text wurde als Interview abgeliefert“
Auf Nachfrage der APA hielt „Kurier“-Chefredakteur Gebhart fest, dass Sereda im Mailverkehr zwischen ihr und dem zuständigen Ressort „nie auch nur angedeutet“ habe, dass es sich um kein aktuelles Interview handle. „Der Text wurde als Interview abgeliefert“, erklärte Gebhart.

Die „ZIB1“ ist außerdem noch in weiteren Texten Seredas auf Unstimmigkeiten gestoßen. So finden sich laut der ORF-Nachrichtensendung etwa in Interviews mit Jude Law, Mia Farrow oder auch Ben Affleck Aussagen, die anderswo wortgleich getätigt wurden. Der „Kurier“ will auch das überprüfen.

Sereda wurde damit in „Guten Morgen Österreich“ konfrontiert und hielt fest, dass „Schauspieler und Regisseure von vielen Menschen die gleichen Fragen“ gestellt bekämen. Auch wies sie erneut darauf hin, dass bei vielen Interviews Kolleginnen und Kollegen dabei seien, die das Gesagte in verschiedenen Ländern verwenden. (APA)

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