Gemeinsam gegen Fake News: Politik und Medien diskutieren Strategien für Vertrauen im digitalen Raum
© Louis Frycer
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Round Tables „Gemeinsam gegen Fake News – Vertrauen in digitale Kommunikation stärken“.
MARKETING & MEDIA Redaktion 13.11.2025

Gemeinsam gegen Fake News: Politik und Medien diskutieren Strategien für Vertrauen im digitalen Raum

Round Table im Parlament thematisierte Maßnahmen gegen Desinformation.

WIEN. Auf Initiative des interactive advertising bureau (iab) austria und des Nationalratsabgeordneten und ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti fand im österreichischen Parlament ein Round Table unter dem Titel „Gemeinsam gegen Fake News – Vertrauen in digitale Kommunikation stärken“ statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Medien, Politik und Digitalwirtschaft diskutierten die gesellschaftlichen Auswirkungen von Desinformation und die Möglichkeiten, ihr entgegenzuwirken.

„Gemeinsam Lösungen finden“
Marchetti betonte, dass die großen Plattformen mit ihren Algorithmen erhebliche Herausforderungen für Medien und Demokratie darstellen. „Wir dürfen nicht Gefahr laufen, uns die Rahmenbedingungen von Big-Tech-Firmen und ihren Algorithmen diktieren zu lassen, sondern als Politik hier handlungsfähig zu sein“, leitete der ÖVP-Generalsekretär in den Dialog ein.

Laut iab-austria-Präsidentin Rut Morawetz sind Fake News ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nur durch gemeinsame Verantwortung von Politik, Medien, Wirtschaft und Plattformen lösbar sei. „Nur durch strukturierte, abgestimmte Maßnahmen lässt sich das Vertrauen in digitale Kommunikation langfristig stärken. Mir war es persönlich wichtig, die relevanten Akteurinnen und Akteure an einen Tisch zu bringen – nicht um Zuständigkeiten zu diskutieren, sondern um gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen wir das Vertrauen der Menschen in digitale Medien zurückgewinnen“, sagte Morawetz.

Schwindendes Vertrauen
Die Kampagne „Trust Matters“ des iab austria soll Aufklärungsarbeit leisten und das Vertrauen in qualitätsvolle Inhalte der heimischen Digitalmedien steigern. Denn Fake News, Deep Fakes und gezielte Desinformationen stellen Medienkonsumenten sowie Redaktionen vor große Herausforderungen. Gerade in den sozialen Medien – in denen sich 80 Prozent der jungen Menschen regelmäßig informieren – ist das Problem besonders groß. Zugleich schwindet das Vertrauen in etablierte Medienmarken, wie die Zahlen des Digital News Report 2024 belegen: Laut der Erhebung vertrauen nur mehr 34,9 Prozent den Nachrichten etablierter Medienmarken, 32 Prozent misstrauen ihnen gar. Mit dem Round Table sollte in einem ersten Schritt unterschiedliche Initiativen zusammengeführt und Kräfte gebündelt werden, um gemeinsam effektive Maßnahmen im Kampf gegen Fake News umzusetzen.

Im Fokus des Austauschs standen auch rechtliche Rahmenbedingungen. Das iab austria empfahl die Einrichtung einer Taskforce zur konsequenten Umsetzung von bestehenden EU-Vorgaben wie dem Digital Services Act (DSA) und dem Digital Markets Act (DMA). Damit sollen Transparenzpflichten der Plattformen und die Überwachung von Meldeverfahren bei Big-Tech-Firmen wahrgenommen werden sowie faire Wettbewerbsbedingungen sichergestellt werden.

Keine Frage des Alters
Ein weiterer Schwerpunkt war die Förderung von Medienkompetenz, einem wesentlichen Faktor im Kampf gegen Fake News. „Medienkompetenz betrifft die ganze Gesellschaft. Ältere Menschen müssen sie ebenso verinnerlichen, da die rasante technische Entwicklung für sie eine besondere Herausforderung darstellt“, betonte Marchetti. Beispiele wie die Kooperation von ORF und „Der Standard“ zur Förderung junger Mediennutzer wurden positiv hervorgehoben.

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Medien über die Notwendigkeit effektiver struktureller Maßnahmen. Diese umfassen sowohl die konsequente Durchsetzung europäischer Rechtsstandards als auch die gezielte und nachhaltige Förderung von Qualitätsjournalismus und die Steigerung der Medienkompetenz über alle Altersgruppen hinweg. Besonderes Augenmerk kommt dabei dem Jugendschutz zu. Seitens der Digitalwirtschaft wurden Transparenz, offene Infrastruktur und technologische Zusammenarbeit als wesentliche Handlungspunkte bezeichnet. Politisch wurde die verstärkte Zusammenarbeit der nationalen Medienanbieter thematisiert, wobei Projekte auch wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden sollen.

Am Round Table im Parlament nahmen teil: Staatssekretär Alexander Pröll, ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti, Landesrätin Daniela Gutschi (Land Salzburg), Heidrun Strohmayer (Bundeskanzleramt), Answer Lang (Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport), Evelyn Hemmer (Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport), Henrike Brandstötter (NEOS), Corinna Drumm (Verband Österreichischer Privatsender), André Eckert (iab austria), Christian Keil (Austria Presse Agentur), Stefan Kollinger (ORF), Philip Miro (iab austria), Rut Morawetz (iab austria), Tom Peruzzi (Virtual Minds), Inka Pieh (ORF), Gerold Riedmann (Der Standard) und Wolfgang Struber (RTR Medien). (red)

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