Im Marketing wird demnächst gezaubert
© APA/AFP/TED/Bret Hartman
Microsoft-Entwickler Alex Kipman sorgte bei der TED-Konferenz im Februar in Vancouver mit der Augmented-Reality-Brille Hololens für Aufsehen.
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 20.05.2016

Im Marketing wird demnächst gezaubert

„The Next Big Thing” ist Virtual Reality – im Tourismus, im Handel und insbesondere im Marketing. Drei prescht jetzt vor.

••• Von Sabine Bretschneider

WIEN. The Next Big Thing am Mobilfunkmarkt – und nicht nur dort – wird laut einer Studie des US-Beraters Digital Capital in vier Jahren global gut 120 Mrd. USD (106 Mrd. €) schwer sein. Die Rede ist von Virtual Reality (VR). „Damit wäre der Markt dann mehr als dreimal so groß wie aktuell der weltweite Kinomarkt”, bekräftigte Rudolf Schrefl, CCO des Mobilfunkproviders Drei, am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Virtual Reality-Angebots von Drei (siehe Infos rechts). VR, so Schrefl, sei jetzt „reif für den Massenmarkt” – in all seinen aktuellen und zukünftigen Ausprägungen, vom Einsatz im Gamingbereich bis zur Adaptierung für etliche B2B-Segmente, in Medizin, Ausbildung und Training, im Ingenieursbereich oder im Handel.

Seit jedenfalls Mark Zuckerberg im Frühjahr am Mobile World Congress (MWC) seinen Auftritt ganz der Promotion von Social-VR gewidmet hat, konnte man bereits vermuten, dass das VR-Business abheben wird.
Ob sich die Netzanbieter jetzt wieder warm anziehen müssten, weil VR-Content die Infrastruktur um Potenzen mehr belasten wird als etwa Video-Inhalte? „Nein”, meint Schrefl gegenüber medianet, mit dem jetzigen, gut ausgebauten LTE-4G-Netz ließe es sich bewältigen – und die nächste Generation 5G, die schon in den Startlöchern steckt, ermögliche dann weitere Effizienzen.

Automobil- und Immobranche

Ein paar auch am Mittwoch angesprochene Beispiele für den VR-Einsatz: In ausgewählten japanischen und australischen Verkaufsstandorten von Ferrari etwa kann man via AR-App am PoS dem individuell konfigurierten Wagen schon vor dem Kauf aufs Cockpit und unter die Motorhaube schauen. Eingesetzt wird VR auch in der in der Immobilienbranche: Das Penthouse irgendwo auf der Welt, ausgewählt im Maklerbüro im 19. Bezirk in Wien, kann vom Kunden per VR-Brille besichtigt werden, samt Blick von der Dachterrasse. Auch Ikea führt ein Pilotprojekt, das nicht nur den virtuellen Rundgang durch die individuell gestaltete Küche erlaubt, sondern auch die Möglichkeit bietet, das Ganze auch noch – mit entsprechend geschrumpfter Perspektive – mittels VR aus dem Blickwinkel der jüngsten Haushaltsmitglieder nach Gefahrenpotenzial zu durchleuchten. Auch das berufliche Training von Gefahrensituationen wird erleichtert, wenn etwa per Datenbrille der Unfall im Kraftwerk simuliert bewältigt werden kann.

Ende April diskutierten Touristiker bei der Konferenz TourismFastForward in Mayrhofen im Zillertal, wie virtuelle Realitäten und reale Erlebnisse im Tourismusmarketing zu Mixed Reality verschmelzen – und wie durch diese Verknüpfung viel „intensivere” Werbebotschaften vermittelt werden können.

Die Zukunft der Werbung

Insbesondere die Werber werden an VR bzw. Augmented Reality (hier kombiniert man Bilder aus dem Computer mit der realen Umgebung) nicht vorbeikommen: Nach Meinung von Arthur van Hoff, CTO und Co-Gründer des US-VR-Spezialisten Jaunt – auch er referierte am MWC –, ist VR „der perfekte nächste Schritt für Marken, um Werbung zu betreiben”. Sie biete unglaubliche Möglichkeiten, um Geschichten lebhaft zu erzählen. Denn mittels VR verändere sich die Art, wie Nutzer etwas sehen und wie sie es konsumieren, so van Hoff weiter. Für Unternehmen sei es jetzt in jedem Fall an der Zeit, sich dieses Thema auf die Agenda zu schreiben und „einen Markt zu kreieren”.

Natürlich will auch Google im boomenden Business mit VR mitmischen und präsentierte diese Woche bei der Entwicklerkonferenz Google I/O die eigene Plattform Daydream (Tagtraum) für Inhalte, mit denen man virtuelle Welten betreten kann. Als Inhaltepartner sollen u.a. diverse Medienpartner an Bord sein. Auch die hauseigene Videoplattform YouTube kommt zum Einsatz: „Wir haben YouTube von Grund auf neu für virtuelle Realität umgebaut”, sagte der zuständige Google-Manager Clay Bavor.

VR-Angebot von Drei

Dreis aktuell angebotene Palette für den Einstieg in die virtuelle Welt reicht derzeit von völlig simplen Lösungen bis hin zu hochkomplexen Systemen für mehrere Hundert Euro. Einfache Cardboards – Pappbrillen, in die man sein Smartphone steckt – sind bereits für wenige Euro erhältlich, etwas ausgereiftere Brillenaufsätze aus Kunststoff ab etwa 50 €. Die im Smartphone eingebauten Sensoren und dazu passende Apps ermöglichen dem Benutzer dann in 360 Grad-Bildern oder -Videos einen dreidimensionalen Rundumblick. Tipp für Interessierte: Beim Kauf eines Samsung Galaxy S7 oder S7 Edge erhalten die Kunden bis Anfang Juni die dazu passende Samsung Gear VR Oculus-Brille und einen Gutschein für VR-Spiele oder -Videos im Wert von 50 € gratis dazu.

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