Innovativ und stabil: Massenmedium Radio
© ORF/Thomas Ramstorfer
Ingrid Thurnher
MARKETING & MEDIA Redaktion 26.04.2024

Innovativ und stabil: Massenmedium Radio

Radio spricht alle an. Das spiegeln auch die Zahlen für das vergangene Jahr wider. Der technologische Fortschritt ermöglicht mehr Treffsicherheit.

••• Von Georg Sohler

Mehr als 6,1 Mio. Österreicher nutzen pro Tag Radio, das entspricht einem täglichen Potenzial von 76,1%. Auch in der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nimmt Radio einen fixen Platz im Tagesablauf ein: 74,0%, also knapp drei Mio. Hörer, schalten täglich das Radio ein – fast logisch, denn es ist für die meisten Menschen kein Problem, wenn Radio läuft. Der Mix aus kuratierter Musik, Information und leichten Inhalten kommt gut an.

2022 übernahmen die heimischen Privatradios die Führung bei der Reichweite vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dieser Trend hält an. Mit 42,3% Tagesreichweite und 44% Marktanteil baut die RMS Top Kombi im aktuellen Radiotest in der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen in beiden Leistungswerten die Marktführerschaft deutlich aus und liegt damit vor dem Mitbewerb Ö3 (36,2% Tagesreichweite beziehungsweise 32% Marktanteil). Mit DAB+ gibt es nun neue Möglichkeiten – wie reagiert die Branche auf diese Entwicklungen? Ein medianet-Rundruf.

Noch mehr Audio

„DAB+ hat sich zu einer unverzichtbaren dritten Säule neben UKW und Streaming entwickelt; aktuell nutzen bereits ein Drittel aller Österreicher DAB+”, sagt Joachim Feher, Geschäftsführer von RMS Austria. „Für die Hörer wird die Vielfalt immens steigen, vom Austropop-Sender bis hin zu Nachrichtensendern. Zusätzlich können viele Sender ihr Sendegebiet nun auf ganz Österreich ausweiten.”

Zu den jüngsten Entwicklungen im Bereich DAB+ gehört der kontinuierliche Ausbau des Sendernetzes in Österreich. „Uns hat die im letzten Jahr erfolgte Änderung des §9 Privatradiogesetzes die Möglichkeit eröffnet, auf DAB+ mit zusätzlichen Programmen aktiv zu werden. Diese Chance wollen wir nutzen, um uns von einer Single-Brand hin zu einer Multi-Brand-Strategie weiterzuentwickeln”, blickt beispielsweise Mario Frühauf, Geschäftsführer Kronehit, auf die jüngsten Entwicklungen.

Ab Juni werden weitere 28 Sender national und regional verfügbar sein, führt Roman Gerner, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Österreich, aus. „Dies ist eine positive Entwicklung, die die Attraktivität und Reichweite von DAB+ weiter erhöhen wird. DAB+ bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber UKW, wie beispielsweise eine bessere Klangqualität, eine größere Sendervielfalt und zusätzliche Funktionen wie Slideshows und Zusatzinformationen.” Der öffentlich-rechtliche Rundfunk beobachte diese Entwicklung „ganz genau”, wie Radiodirektorin Ingrid Thurnher wissen lässt. Aber. „Derzeit können wir über UKW weiterhin ein deutlich größeres Publikum erreichen. Zudem ist es uns im Gegensatz zu den Privatradioanbietern nicht möglich, die technischen Möglichkeiten von DAB+ zu nutzen, um unser Radioangebot zu verbreitern.”

Ein guter Markt

Eine Entwicklung, die sie freut, ist, dass der Radiomarkt hierzulande nicht nur stabil sei, sondern „auch Junge sind nach wie vor vom Radio begeistert”. Ein diverses Angebot helfe, die Zielgruppen spezifischer anzusprechen – durchaus erfolgreich, wie sie meint: „Das Radio als Medium hat also weiteres Potenzial.” Die positive Entwicklung registriert auch Kronehit. Mit eine Rolle spiele die EU-Verordnung aus dem Jahr 2020, meint Gerner. Diese besagt, dass Neuwagen seit 2021 einen digital-terrestischen Empfänger haben müssen.

Das und DAB+ im Allgemeinen eröffne viele Möglichkeiten. Feher: „Radio ist das robusteste Massenmedium, auch für die Gen Z ist Radio ein unverzichtbarer Begleiter durch den Tag. Kein anderes buchbares Medium bietet pro Tag quer durch alle Bevölkerungsschichten eine so hohe Reichweite.” Demzufolge sei Radio aus vielen Gründen das Medium der Stunde: Tätigkeiten, für die man nicht extra Zeit freimachen muss, werden immer wichtiger, und Radio ist das Medium, bei dem Augen und Hände immer frei sind. Trotz der hohen Bedeutung von Musik-Streaming zeigt eine aktuelle Studie, dass Radio das Nr. 1-Medium ist, mit dem man neue Musiktitel entdeckt: „Und da Radio alle Verbreitungskanäle nutzt, ist es mittels Streamingtechnologie überall dabei.” Ein weiterer Vorteil: der sehr geringe CO2-Footprint. Das würde auch der Werbemarkt mehr und mehr annehmen, da es, so Feher, ein „extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis in Produktion und Ausspielung” habe. Es gebe zudem noch Luft nach oben, da Radio einen zweistelligen Prozentanteil am Werbemarkt verdiene.

Kooperative Player

Um dies zu erreichen bzw. weiterhin stabil zu sein, stieg der ORF beim österreichischen Radioplayer ein. Von der BBC entwickelt, hat er sich europaweit als führende Technologie für Radioangebote in der digitalen Welt etabliert. „Er bietet den ORF-Radios neben ORF Sound eine weitere Ausspielquelle”, so Thurnher. Gerner ergänzt: „Die Kooperation zwischen ORF und privaten Sendern beim Radioplayer ist ein begrüßenswerter Schritt, um die digitale Verbreitung von Radio in Österreich zu fördern.” Frühauf ist frohen Mutes: „Wir befinden uns in der Zielgeraden einer langen Strecke, und ich bin optimistisch, dass wir die letzten Meter auch noch schaffen.” Feher meint: „Radiosender brauchen gemeinsame Plattformen, um auf den Dashboards. Ich hoffe sehr, dass diese Koop endlich live geht.”

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