BURBANK. Disney hat mit seinem neuen Online-Videodienst einen Turbostart hingelegt. Der seit Kurzem verfügbare Streaming-Service Disney+ hatte zu Wochenbeginn 28,6 Mio. Kunden, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Das Wachstum habe "sogar unsere höchsten Erwartungen übertroffen", so Konzernchef Bob Iger in einer Konferenzschaltung nach der Präsentation der Geschäftsbilanz.
Disney+ hatte in den USA am 12. November 2019 Premiere gefeiert und ist bisher nur in fünf Ländern zu empfangen. In Deutschland und Österreich soll der neue Service am 24. März 2020 an den Start gehen. Mit dem Angebot will der Hollywood-Gigant Walt Disney dem Streaming-Marktführer Netflix Druck machen, der der klassischen Kabel-TV- und Entertainment-Industrie in den vergangenen Jahren sehr viele Kunden abgejagt hatte.
Dass der Auftakt von Disney+ so erfolgreich verlief, liegt an beliebten Produktionen wie der "Star Wars"-Serie "The Mandalorian", aber auch daran, dass der Streamingdienst das Angebot von Netflix preislich bisher erheblich unterbietet. In Deutschland soll Disney+ monatlich 6,99 € kosten oder 69,99 € im Jahr. Auch andere finanzstarke Konzerne wie der iPhone-Hersteller Apple greifen neuerdings mit günstigeren Angeboten im Streaming-Markt an.
Dass der neue Geschäftszweig bei Disney dermaßen boomt, hat allerdings seinen Preis. So sorgten die hohen Kosten für den Ausbau des Streaming-Geschäfts im jüngsten Quartal für einen Gewinneinbruch. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel das Nettoergebnis aus dem fortgeführten Geschäft verglichen mit dem Vorjahreswert um 23 Prozent auf 2,1 Mrd. USD (1,9 Mrd. €), wie der Konzern mitteilte. Der Umsatz stieg indes um gut ein Drittel auf 20,9 Mrd. USD.
Zum Vergleich: Netflix gewann im jüngsten Quartal weltweit 8,8 Mio. neue Kunden hinzu. Ende 2019 brachte es das Unternehmen auf gut 167 Mio. bezahlte Mitgliedschaften. Davon ist Disney zwar noch weit entfernt, doch Netflix ist auch schon seit über zehn Jahren im Geschäft und in über 190 Ländern weltweit vertreten. Anders als Disney brauchte der Streaming-Pionier Jahre, um 28 Mio. Kunden zu erreichen. Die Konkurrenz hat es nun leichter, da das Fernsehen im Internet inzwischen bei vielen Menschen zum Alltag gehört. (APA)