Journalist Heinz Nußbaumer wird 80
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MARKETING & MEDIA Redaktion 12.07.2023

Journalist Heinz Nußbaumer wird 80

Wegbegleiter Portischs führte 20 Jahre das "Kurier"-Außenpolitikressort - Verabschiedete sich als "Furche"-Herausgeber und Kolumnist - Geburtstag am 16. Juli.

WIEN. Er führte 20 Jahre lang das außenpolitische Ressort der Tageszeitung "Kurier", arbeitete in den 90er-Jahren als Pressesprecher für die Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil und betätigte sich anschließend als "Furche"-Herausgeber und Kolumnist. Als einfühlsamer Beobachter und Verbinder engagierte er sich auch stets für den Dialog der Religionen. Am Sonntag (16. Juli) begeht der renommierte Journalist und Publizist Heinz Nußbaumer seinen 80. Geburtstag.

Als "Diener der Weltoffenheit und der globalen Empathie und Solidarität" bezeichnete Nußbaumer einst außenpolitische Journalisten. Zweifelsohne betätigte er sich selbst auch als solcher. So sorgten von ihm geführte große Interviews mit Jordaniens König Hussein, Saudi-Arabiens König Feisal, mit dem Schah von Persien, mit Ägyptens Staatschefs Nasser und Sadat, PLO-Chef Arafat, US-Präsident Reagan und US-Außenminister Kissinger, dem Dalai Lama, Indira Gandhi oder Margaret Thatcher für große internationale Beachtung. Dabei trat er stets für höchste journalistische Qualität und Seriosität sowie für Ethik und Freiheit im Journalismus ein. "Mehr Mut und Demut" und "mehr Widerstandskraft gegenüber Trivialisierung, Quotendruck und Zumutungen von außen" sind ihm ein Anliegen.

Geboren wurde Nußbaumer am 16. Juli 1943 in Bad Reichenhall. Er wuchs in Salzburg auf und studierte Theologie, Rechts- und Staatsphilosophie sowie Kunstgeschichte. Von 1962 bis 1964 war er Pressereferent beim späteren ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus. 1964 startete Nußbaumer seine journalistische Laufbahn bei der "Salzburger Volkszeitung". 1966 holte der legendäre Journalist Hugo Portisch das junge Talent nach Wien zum "Kurier". Die beiden blieben über ein halbes Jahrhundert als Freunde verbunden. Bei Portischs Begräbnis 2021 fasste Nußbaumer Portischs Vermächtnis in drei Punkten zusammen: "Aus der Geschichte lernen; gegen Vorurteile kämpfen; zur Toleranz erziehen."

1971 wurde Nußbaumer mit der Leitung des außenpolitischen "Kurier"-Ressorts betraut, das er knapp 20 Jahre lang führte. In dieser Zeit entstanden große Serien über den Nahen Osten, Afghanistan, Tibet, China und den ersten Golfkrieg. Von 1990 bis 1999 wechselte Nußbaumer die Seiten und war unter den Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil Leiter des Presse- und Informationsdienstes der Präsidentschaftskanzlei.

Seit 1999 arbeitete Nußbaumer als freier Publizist. Er war unter anderem einer der Gastgeber der ORF-Reihe "kreuz&quer: Philosophicum" sowie Sprecher der "Initiative Qualität im Journalismus". Von 2003 bis Ende Februar 2023 agierte er als Herausgeber der Wochenzeitung "Die Furche". Ab 2008 verfasste er dort auch regelmäßig Kolumnen. Zu seinem Abschied von der Wochenzeitung hielt er fest: "Es war keine einfache Entscheidung, aber sie musste sein." Sechs Jahrzehnte seines Lebens seien vom Journalismus geprägt gewesen - und "vom Ausnahme-Glück, immer wieder dabei sein zu dürfen, wenn irgendwo der erste Rohentwurf der Zeitgeschichte geschrieben wurden". Zu denken gab ihm bei seinem Abschied die "unkontrollierbar gewordene Datenflut", "Manipulationswerkzeuge des Populismus" und der "dramatische Vertrauensschwund in klassische Medien".

Für seine journalistische Tätigkeit wurde Nußbaumer vielfach ausgezeichnet. 1974 und 1986 erhielt er für seine hervorragenden journalistischen Leistungen den Karl-Renner-Preis, 1990 den Leopold-Kunschak-Preis, und 2000 wurde er für sein Engagement um Qualität und Ethik im Journalismus mit dem Rene-Marcic-Preis ausgezeichnet. 2005 zeichnete ihn die Erzdiözese Wien mit dem Stephanusorden in Gold aus. Auch kann er auf drei Preise für sein Lebenswerk verweisen. 2017 ehrte ihn der Presseclub Concordia, 2019 zog das Branchenmagazin "Der Österreichische Journalist" nach und heuer erhielt er schließlich auch noch den Hans-Ströbitzer-Preis für sein Lebenswerk. Bei der Verleihung sprach er von vier Personen, die ihm lebenslang Vorbild und unentbehrliche Orientierung gewesen seien: Kardinal Franz König, Hugo Portisch, SOS-Kinderdorf-Vater Hermann Gmeiner und der Forschungsreisende Heinrich Harrer. "Wer sich vom Geist dieser vier inspirieren lässt, macht die Welt friedlicher und gerechter", sagte er.

Nußbaumer war in den zurückliegenden Jahrzehnten darüber hinaus immer wieder als Buchautor aktiv. Seine Khomeini-Biografie "Revolutionär in Allahs Namen" wurde ein internationaler Bestseller. Zuletzt erschien 2011 "Meine kleine große Welt. Begegnungen - Erfahrungen - Erinnerungen". Darin schildert er ungewöhnliche Begegnungen im Laufe seiner Karriere und liefert so Einblicke und Querverbindungen der Zeitgeschichte.

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