Kein Gespenst, nur ein Pausenclown
MARKETING & MEDIA Redaktion 04.06.2021

Kein Gespenst, nur ein Pausenclown

Die Inflation im Euroraum steigt; in Österreich noch mehr. Das ist noch kein Grund zur Panik.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

AMBIVALENZEN. Es ist hierzulande ein Reizwort: Inflation. Das Land der Sparschweinehalter hat naturgemäß weniger Freude mit der Geldentwertung als jene Länder, die alternativen Anlagemöglichkeiten gegenüber weniger konservativ eingestellt sind. Die Inflation in der Eurozone zieht jedenfalls derzeit an – im Mai stieg sie laut Eurostat auf 2,0 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Herbst 2018. Österreich fällt leider etwas aus dem Rahmen: Nach einer Teuerungsrate von 1,9 Prozent im April dürfte sie im Mai auf 2,8 Prozent geklettert sein, so die Statistik Austria in ihrer Schnellschätzung.

Aber alles halb so schlimm, betonen die Währungshüter in Frankfurt ebenso wie in Wien. Die Teuerung werde wohl vorübergehend sein – es ist vorrangig der Erdölpreis, der zwischendurch entgleist; allerdings ist auch das eher ein „Nachholeffekt”.
Dazu kommt: Die milliardenschweren globalen Hilfspakete treiben die Inflation – und die wiedererwachte Konsumlust trifft auf ein pandemiebedingt kurzfristig verknapptes Angebot. Auch das treibt die Preise. Auch das geht vorüber. Investoren allerdings befürchten jetzt eine restriktivere Geldpolitik der Zentralbanken, hatte doch die EZB kürzlich einen „bemerkenswerten Überschwang” an den Finanzmärkten konstatiert.
Aber warum arbeitet die EZB seit Jahren auf ein Inflationsziel von knapp zwei Prozent hin – wenn kaum jemand eine Freud’ damit hat? Hauptziel der EZB ist ein ausgewogenes Preisniveau. Das sieht die Zentralbank am ehesten gewährleistet, wenn die Preise im Euroraum moderat steigen. Denn dauerhaft niedrige oder gar auf breiter Front sinkende Preise könnten Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das wiederum bremst die Konjunktur.
Also: Bis auf Weiteres alles paletti. Genauere Zahlen zur Teuerung in Österreich gibt’s am 17. Juni. Nachtrag: „Das Schöne an steigender Inflation ist, dass dann die Zahl der Millionäre steigt”, heißt es. Ein Scherz.

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