••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Seit Mitte März praktisch geschlossen – mit all den damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Folgen –, sperrt sie in wenigen Tagen wieder auf, und der neue Staatsoperndirektor Bogdan Roscic gab diese Woche in einem Pressegespräch einen Ein- und Ausblick, nicht nur in die wirtschaftliche Situation des Hauses am Ring, sondern auch, wie man künftig neue Besuchdergruppen erschließen möchte; er kündigte zudem eine Werbekampagne – inklusive TV-Werbung – an und versprach, dass es trotz Restriktionen, angelehnt an eine Oper Mozarts, im Haus am Ring alles geben werde, nur sicherlich keine „Covid fan tutte”.
Volles Sicherheitsprogramm
In Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen habe man das Optimum umgesetzt, wodurch es auch zu Einschränkungen kommen werde – etwa ob der notwendigen Sicherheitsabstände bei den verfügbaren Plätzen.
Künstlerisch gäbe es aber keine Kompromisse, das ließe die Art des Betriebs und quasi des „Produkts” Oper nicht zu. Viel Neues gibt es aber durchaus, wenn es um die Frage geht, wer künftig das Haus am Ring besuchen soll.
Bisher stellten zumindest numerisch die derzeit faktisch völlig ausbleibenden Touristen 1/3 der Besucherinnen und Besucher dar; wirtschaftlich waren sie bedeutsamer, haben sie doch eher die teureren Karten gekauft.
Deshalb möchte Roscic neue Zielgruppen entschließen. Dazu gehört etwa die Öffnung der Generalproben für Menschen unter 27 Jahren, die Rückkehr der Kinderoper, aber auch, wie Roscic ankündigt, eine Werbekampagne, inklusive TV-Werbung, um vermutlich weitere, bisher nicht erschlossene Zielgruppen ins Haus zu holen
Neue Sponsoren geholt
Überraschendes hatte der neue Staatsoperndirektor zu berichten, als er über die Suche nach Sponsoren sprach. Hier konnte man nicht nur alle bisherigen halten – so ist die OMV für weitere drei Jahre der Generalsponsor, und auch Lexus hat sich dazu bekannt, die Oper weiter zu unterstützten.
Mit dem Edelmetallhaus philoro hat man es in diesen durchaus schwierigen Zeiten sogar geschafft, einen neuen, bisher nicht tätigen Sponsor on Bord zu holen, der künftig einen Beitrag für das Staatsopern-Budget beisteuern wird.
Digitale Oper?
Dies sei, so Roscic, nicht nur ein Bekenntnis zur Qualität, die in seinem Hause geboten werde, sondern auch ein Bekenntnis von Unternehmen wie der OMV oder Lexus, dass Häuser wie die Staatsoper trotz Krise wichtige Institutionen seien, die es zu fördern gelte.
Bei der Frage, wie weit Corona, so wie in anderen Branchen, eine Digitalisierung der Oper vorangetrieben hätte, zeigt sich Roscic verhalten.
Dinge wie einen Streaming-Service werde es weiter geben, aber für ein Haus wie die Wiener Staatsoper sei es essenziell, dass die Zuschauer ins Haus kommen, um quasi den Beweis der Mühen, die in diesem Haus passieren würden, persönlich auf der Bühne zu begutachten, und diese seien nicht austauschbar oder digital abwickelbar.
Apropos physische Anwesenheit: „Bravo” und „Buh”-Rufe sollte es derzeit in der Oper nicht geben – nicht wegen Meinungszensur, sondern wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus.
Roscic zu den vorerst unterbleibenden Meinungsbekundungen: „Jemand hat einmal zu mir gemeint: Wer als erster Bravo ruft, hat die Vorstellung gewonnen.”