WIEN. Bundeskanzler Karl Nehammer war im Dezember 2023 der medial präsenteste Politiker Österreichs. Das geht aus dem aktuellen APA-Comm Politik-Ranking hervor, das monatlich die Gesamtberichterstattung von 14 heimischen Tageszeitungen analysiert. Hinter dem ÖVP-Bundesparteiobmann, der mit 421 Artikeln zum fünften Mal im Jahr 2023 an der Spitze des Präsenz-Rankings steht, folgen Umweltministerin Leonore Gewessler (Die Grünen, 330 Artikel) und FPÖ-Chef Herbert Kickl (260 Artikel). Beinahe gleichauf liegen Innenminister Gerhard Karner (ÖVP, 257 Artikel) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Die Grünen, 251 Artikel) auf den Rängen 4 und 5.
Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Bundeskanzler mit der sozialwissenschaftlichen Aufarbeitung der anfänglichen Corona-Zeit. Kurz vor Weihnachten präsentierte Nehammer gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP, Platz 16) die Ergebnisse der Aufarbeitungsstudie. Nehammer fasste die Erkenntnisse unter anderem damit zusammen, dass mit dem Wissen von heute vieles anders gemacht würde. Das zuvor veröffentlichte „Wort des Jahres 2023“ – „Kanzlermenü“ – ging wiederum auf einen vielfach kritisierten Ausspruch Nehammers über Kinderarmut und Teilzeitarbeit zurück. Berichtet wurde außerdem über den OGM-Vertrauensindex: Mit minus 32 Punkten verzeichnete Nehammer den niedrigsten Wert eines amtierenden Kanzlers seit Beginn der Messung.
Verkehrsministerin Gewessler belegt im Dezember zum ersten Mal im Jahr 2023 eine Top-3-Platzierung. In einem medial klimaschutzintensiven Monat verhandelte Gewessler auf der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai. Auf europäischer Ebene zeigte sich Österreich säumig, den Entwurf eines nationalen Energie- und Klimaplans zur Reduktion der Treibhausgase vorzulegen. Das Umweltministerium schickte selbigen Entwurf nach einer öffentlichen Konsultation an die EU-Kommission, Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP, Platz 8) veranlasste jedoch, das Dokument zurückzuziehen, da es laut ÖVP keine Abstimmung innerhalb der Koalition gegeben habe. Die EU-Kommission startete daraufhin ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich und forderte das unverzügliche Nachreichen des Entwurfs.
Herbert Kickl belegt unterdessen Rang 3 im aktuellen Politik-Ranking. Dem Chef der in Umfragen konstant in Führung liegenden FPÖ wurden im Dezember medial die Haltungen des politischen Mitbewerbs aufgezeigt. Während ÖVP-Vertreterinnen und -Vertreter mehrmals eine Koalition mit Kickl an der Spitze ausschlossen, stellte Bundespräsident Alexander Van der Bellen (Platz 14) einen Regierungsauftrag an die FPÖ generell in Frage. Vizekanzler Werner Kogler (Die Grünen, Platz 13) zeigte sich im Dezember in einem Interview überzeugt: „Kommt Kickl, kommt Orbánistan“.
Starke Zuwächse zeigte die Medienpräsenz des EU-Abgeordneten Harald Vilimsky (FPÖ, Platz 54). Verglichen mit dem Vormonat rückte Vilimsky 99 Ränge nach vorn und verbuchte eine Beitragssteigerung von 119 Prozent. Der Spitzenkandidat der FPÖ zur EU-Wahl war im Dezember gemeinsam mit der Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ, Platz 67) zur jährlichen Spenden-Gala der jungen Republikaner nach New York gereist, Stargast der Gala war Donald Trump.
Über das Gesamtjahr gesehen konnten sich Kanzler Nehammer (Platz 1), SPÖ-Chef Andreas Babler (2) und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ, Platz 3) vom restlichen Feld absetzen. Abgesehen von Babler erlebte Salzburgs KPÖ-Klubobmann Kay-Michael Dankl 2023 den größten Aufstieg im APA-Comm Politik-Ranking: Nach Platz 180 im Vorjahr kletterte dieser auf Rang 48 und erreichte damit knapp eine Vervierfachung seiner medialen Präsenz. Auffällig ist zudem, dass die Spitzen der Oppositionsparteien, Herbert Kickl, FPÖ (+70%), Andreas Babler, SPÖ (+100% im Vergleich zu Pamela Rendi-Wagner), und Beate Meinl-Reisinger, NEOS (+6%), durchwegs an Medienpräsenz zulegen konnten.
Die Rankings der Top-20-Akteurinnen und -Akteure für Dezember und zum Gesamtjahr 2023 sind unter https://www.ots.at/politikranking abrufbar. Das Monats-Ranking wurde von APA-Comm auf Basis der Anzahl von Beiträgen mit namentlicher Erwähnung von Politikerinnen und Politikern in 14 österreichischen Tageszeitungen für den Zeitraum von 1. bis 31. Dezember 2023 erstellt.