••• Von Nadja Riahi
Ob Auto, Immobilie oder Kleidung: willhaben bietet seinen Nutzern den größten Marktplatz Österreichs – mit mehr als sechs Mio. Anzeigen. Das Kerngeschäft von willhaben: Der Verkäufer soll einen Käufer finden und umgekehrt.
medianet sprach mit willhaben.at-Geschäftsführerin Sylvia Dellantonio über Wachstum, Besucherzahlen und neue Technologien.
medianet: willhaben gibt es bereits seit 2006. Mittlerweile arbeiten rund 240 Mitarbeiter an dem Produkt. Was hat sich seit der Gründung getan?
Sylvia Dellantonio: Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir haben das Glück, sagen zu können, dass wir – auf sehr hohem Niveau – immer noch wachsen. Und das, obwohl unsere Mitbewerber durchaus stark sind. Wir haben mehrere Bereiche, die privat und gewerblich immer stärker genutzt werden. Bei unserer Fahrzeugbörse verteilt sich das private und gewerblichen Angebot 40:60 auf, während bei den Immobilien das Verhältnis stärker in Richtung gewerbliche Anzeigen geht.
Die Immobilienbörse ist übrigens auch der einzige Bereich, bei dem die privaten Inserenten für ihre Inserate auch zahlen müssen. Unsere Jobplattform ist vorwiegend gewerblich und funktioniert besonders für Klein- und Mittelbetriebe gut. Last but not least: unser Marktplatz – ein sehr großer Bereich, unser Motor sozusagen, der uns enorme Mengen an Interesse und Zugriffen bringt. Wir haben für uns festgelegt, ein Anbieter für alles zu sein.
medianet: Auf welche Marktanteile verteilen sich die einzelnen Fachbereiche?
Dellantonio: Es gibt dafür mehrere Bewertungskriterien, und naturgemäß sehen das nicht alle Marktteilnehmer gleich. Meine Einschätzung ist, dass wir mit unserem gesamten Angebot der größte digitale Marktplatz sind. Außerdem sind wir bei Immobilien und Autos im Spitzenfeld. Als Jobplattform haben wir eine gute Position, die komplementär zu dem Marktführer karriere.at ist.
medianet: Können Sie genaue Besucherzahlen nennen?
Dellantonio: Wir arbeiten mit den ÖWA-Zahlen und haben eine monatliche Reichweite von 50 Prozent, das sind 3,3 Millionen Menschen, die Quartalsreichweite liegt bei 70 Prozent. Gemessen wird dies an der österreichischen Internetbevölkerung ab 14 Jahren. Auch wenn unsere Reichweite bis dato sehr groß ist, möchten wir in der monatlichen Reichweite noch wachsen und die Nutzung von Usern intensivieren. Unser Anspruch ist es, nie stehen zu bleiben, sondern uns immer weiterzuentwickeln. Wir sehen uns als ‚Matchmaker' auf einem hohen Niveau.
medianet: Nun entwickelt sich die Technologie stetig weiter. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Matchmaking-Tätigkeiten?
Dellantonio: Uns ist im Kern immer noch das Gleiche wichtig: Wir wollen, dass sich die Käufer und Verkäufer schnell finden. Davon leben wir. Wir haben eine 99%ige Nutzer-Weiterempfehlungsrate. Auch wenn der Anspruch der User sich verändert hat – wir setzen nach wie vor alles daran, ihn zu erfüllen. Wir haben viel in unsere Such-Optionen investiert sowie in unsere Kategorien und die Filter. Zusätzlich haben wir eine neue Bilderkennungssoftware, mit der User ähnliche Bilder finden können. Dies funktioniert gut, um vergleichbare Alternativen eines Produkts zu finden.
medianet: Was macht willhaben für Werbetreibende attraktiv?
Dellantonio: Bei uns sind die User, die sich in den verschiedenen Kategorien bewegen, interessiert an Produkten. Es ist schon eine Bereitschaft zum Kauf vorhanden. Wir müssen keine Zielgruppen definieren und uns demografisch annähern, wir kennen das Interesse.
medianet: Das Inserieren ist für Privatpersonen größtenteils kostenlos. Gewerbliche Anbieter müssen für ihre Anzeigen bezahlen; dazu kommen noch die Einnahmen aus der Werbung. Wie verteilen sich die unterschiedlichen Income-Streams auf das große Ganze?
Dellantonio: Auch Private haben in jedem Bereich die Möglichkeit, durch Upsellings ihre Produkte mehr hervorzuheben. Demnach beziehen wir zehn Prozent unserer Einnahmen von Privaten. Dazu kommen 65 Prozent gewerblich produzierter Umsatz und 25 Prozent Digital Advertising-Werbeeinnahmen. Klassische Werbung ist also nicht unser einziger Ertragsstream, wir bauen auf mehrere erfolgreiche Säulen.
medianet: Frau Dellantonio, was würden Sie sagen ist das Erfolgsgeheimnis von willhaben?
Dellantonio: Ich denke, wir haben Tausende kleinere und größere Dinge richtig gemacht, im Schnitt mehr richtig als falsch. Wobei es auch wichtig war, dass wir Sachen falsch gemacht haben, denn anhand von Fehlern lernt man extrem viel. Außerdem haben wir ein sensationell gutes Team, das sich mit viel Spaß den ständig herausfordernden Zielen widmet.
medianet: Wie sieht die Zukunft von willhaben aus?
Dellantonio: Wir möchten mit den Mütterunternehmen noch besser zusammenarbeiten, unsere Matchmaking-Kompetenz stärker ausbauen und weiterhin unser oberstes Ziel verfolgen: Dass Verkäufer und Käufer zusammenfinden.
Eine Herausforderung, der wir uns stellen, ist die Frage nach der optimalen Logistik, um das Abwickeln einfacher zu machen. Wir können unseren Nutzern durch Kooperationspartner schon eine österreichweite Zustellung anbieten, in Wien bieten wir sogar door2door delivery. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg und merken, dass auch der allgemeine Gesellschaftstrend in Richtung Nachhaltigkeit das Interesse der Menschen an unserem Marktplatz weiter stärkt.