ORF: Ungewiss  ins Supersportjahr
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Hannes Aigelsreiter muss seinen Posten nach monatelangen Gesprächen räumen.
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.11.2025

ORF: Ungewiss ins Supersportjahr

Mit dem Aus von Hannes Aigelsreiter als Sportchef des ORF endet ein monatelanges Ringen um den Posten.

WIEN. Rund 100 Mio. € soll das Budget des ORF-Sports schwer sein. Es ist damit der größte Posten unter allen Programmhauptabteilungen. Entsprechend begehrt ist der Budgetposten. Diesen Posten hatte Hannes Aigelsreiter inne, davor ORF-Radio-Chefredakteur. Bei der Nachfolgesuche für den langjährigen Vorgänger Hans Peter Trost 2023 setzte sich Aigelsreiter gegen ein Dutzend Mitbewerber durch. Die Bestellung war letztlich umstritten und vergangene Woche beendete Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz die kurze Ära.

Insofern überrascht das Aus nach monatelangen Gesprächen recht wenig. Diese hatten, so der ORF, „letztendlich zu keiner zufriedenstellenden Lösung geführt“. Die interimistische Leitung übernehmen die bisherigen Stellvertreter, Veronika Dragon-Berger und Martin Szerencsi. Sie führen die Geschäfte, hieß es seitens ORF gegenüber medianet, bis auf Weiteres und in jedem Fall bis nach der Fußball-WM.

Querelen? ORF dementiert
In Aigelsreiters Vita fanden sich bis 2023 auch keine relevanten Sporterfahrungen. 2024 holte der ORF Trost als Berater, um über Sportrechte mitzuverhandeln. Brisant ist auch, dass beide nun interimistisch tätigen Leiter damals selbst zum Bewerberkreis für den Posten gehörten. Dort befanden sich weiters bekannte Namen von außerhalb, wie der nunmehrige Canal+-Sportchef Thomas Trukesitz, Medienprofi Rainer Fleckl oder interne Kapazunder wie Oliver Polzer oder Rainer Pariasek.

Rund um das bekannte und bei Sehern ambivalent beurteilte TV-Gesicht Pariasek gab es Spekulationen um einen Machtkampf. Laut einem vom Standard veröffentlichten internen E-Mail sollen es letztlich „redaktionell inhaltliche Fragen, budgetäre Weichenstellungen, und im Besonderen die wichtige Personalentwicklung“ sowie Vertrauensverlust bzw. „unternehmensschädigendem Verhalten“ gewesen sein, die zur Ablöse geführt haben. Offiziell dementiert man all dies, auch, dass ein nicht-autorisiertes Interview mit der Tiroler Tageszeitung, in dem er Ambitionen auf den Generaldirektorenposten äußerte, der Grund für die Trennung sein soll.

Kontinuität trotz Wechsel
Damit endet die kurze Ära Aigelsreiters mit ungefähr genauso vielen Fragezeichen, wie sie begonnen hat. Ein für alle Seiten gesichtswahrender Ausweg wurde dabei offensichtlich nicht gefunden. Was bedeutet dies nun aber für das kommende Supersportjahr 2026 mit den Highlights Olympia in Mailand/Cortina und der Fußball-WM, bei der Österreich erstmals seit 1998 wieder dabei sein könnte?

Zunächst nicht allzu viel. Wichtige Entscheidungen wie Olympia und WM (in Kooperation mit ServusTV) sind bereits in trockenen Tüchern. Nachdem es zwischenzeitlich Spekulationen über eine Eigenvermarktung gab, bleiben auch die Bundesliga-Übertragungsrechte so, wie sie waren. Sky überträgt, der ORF darf Highlights zeigen. Die Euro 2028 wird ebenfalls im ORF zu sehen sein.

Potenzial ist da
Die Interimsspitze muss sich also nicht wirklich um Externa kümmern. Das ist ein wichtiger Nebensatz. So müssen zwar keine großen Sportrechte verhandelt werden, aber eine langfristige Nachfolge. Und Überlegungen, wie man gemeinsam mit dem organisierten Sport in Zeiten klammer Budgets Sichtbarkeit erzeugen kann. Hierbei gibt es noch Potenzial. Und was das für das Publikum und Werbepartner bedeutet? Nicht viel, meint der ORF: „Das Publikum darf sich weiterhin die beste Performance erwarten, es wird weiter unter Hochdruck am besten Programm gearbeitet.“ (gs)

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