Selbstregulierung statt Verbote
MARKETING & MEDIA 03.04.2015

Selbstregulierung statt Verbote

Symposium Erneute Aufmerksamkeit wurde letzte Woche bei einem Symposium für Geschlechterfragen und Rollenbilder geschaffen

Werbung – Journalismus – Sexismus: Ein Spannungsfeld mit unterschiedlichen Sichtweisen der jeweils Beteiligten auf das Thema.

Das Podium: Tessa Prager (News), Moderator Konrad Mitschka, Kommunikations­wissenschaftlerin Ulli Weish, Markus Deutsch (GF Fachverbands Werbung).

Wien. Am Mittwoch, den 25. März, fand in Wien ein Symposium zum Thema „Wahlverwandtschaften. Rollenbilder und Geschlechterklischees in Journalismus und Werbung” statt. Im Rahmen dessen beschäftigten sich die Teilnehmer mit der medialen Darstellung von Geschlecht, erarbeiteten, wie in Zukunft mit Geschlechterrollen umzugehen sei, und sprachen über Sexismusverbote sowie eine Fotoshop-Kennzeichnung.

Veranstaltet wurde das Symposium von der Werbewatchgroup Wien, dem österreichischen Werberat, der Universität Wien und der Frauenabteilung der Stadt Wien. Die Veranstaltung eröffnete Marion Gebhart, die Leiterin der Frauenabteilung Wien, die in ihrer Begrüßung auf die Wichtigkeit der Thematik verwies und in ihren Ausführungen auf die Gefahr von sexistischen Darstellungen für Rezipienten verwies.

Unterschiedliche Interessen

„Werbung und Journalismus verfolgen unterschiedliche Interessen. Während der Journalismus eine öffentliche Aufgabe erfüllt, tut die Werbung dies im Privaten. Im Laufe der Zeit haben sich die Fel-der vermischt”, erklärte Martina Thiele, Professorin am Fachbereich Kommunikationswissenschaft in Salzburg, in ihrem Vortrag und kritisierte: „Zeitungen sind zu einem werbefreundlichen Raum geworden, der häufig zu stark von dieser Tatsache beeinflusst wird.” Abseits dieser Vermischung zeigte Thiele auf, dass Journalismus und Werbung die Geschlechterdifferenz durch ihre Darstellung aufrecht erhalten: „Es hat auch einen Wandel gegeben, Frauen werden häufiger als kompetente, aktive Personen gezeigt. Allerdings gilt bis heute: Ein Politiker ist ein Politiker, eine Politikerin ist immer auch Frau.”Die Möglichkeiten, solche Darstellungen und kritischen Bilder zu vermeiden, wurden von den Teilnehmern des Symposiums in einzelnen Gruppen diskutiert. Dabei wurden einige Forderungen herausgearbeitet, die anschließend vorgestellt wurden und in einer Podiumsdiskussion behandelt wurden.

Werbeverbote und Fotoshop

In der Diskussion saßen sich Markus Deutsch, Geschäftsführer des Fachverbands Werbung, Tessa Prager, Redakteurin bei News, und Ulli Weish, Kommunikationswissenschaftlerin, gegenüber. Deutsch plädierte in der Diskussion vor allem für eine Selbstregulierung des Marktes und keine gesetzlichen Knebelungen, die oftmals auch an der Realität vorbeigehen würden: „Wir arbeiten alle daran und tragen auch alle Verantwortung. Allerdings braucht es keine gesetzlichen Verbote. Die Selbstregulierung ist sehr erfolgreich und ich bin nicht davon überzeugt, dass die Politik diese Regulierung übernehmen sollte.” Ulli Weish sprach sich hingegen für ein Verbot von Sexismus aus und ging zudem auf die Forderung nach einer Kennzeichnung von mit Fotoshop bearbeiteten Bildern ein: „Produzenten müssen alle möglichen Allergene ausweisen, es ist absurd, dass das bei der Werbung nicht so ist. Zu glauben, die Menschen würden ohnehin wissen, dass alles mit Fotoshop bearbeitet wurde, ist nicht akzeptabel. Man muss das immer wieder kommunizieren, und es kann nicht schädlich sein, Fotoshopbearbeitungen auszuweisen.” Zwar konnte die Diskussion weder Gesetze noch Kennzeichnungen bewirken, dennoch seien Veranstaltungen wie diese notwendig, um das Thema wieder in das Bewusstsein der Menschen und in die öffentliche Diskussion zu bringen, erklärte Marion Gebhart in einem Interview. (gs)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL