Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
UNGLAUBWÜRDIG. Schon längst hat der Online-Handelsriese Amazon eine Größe und Marktmacht erreicht, die nicht wenige für bedenklich halten – wirtschaftlich, aber auch gesellschaftspolitisch. Welche Folgen das haben kann und warum eine lebendige Medienlandschaft umso wichtiger ist, die Missstände öffentlich macht, zeigt ein Vorfall vor wenigen Tagen.
Nur öffentlicher Druck wirkt
Kürzlich erschien auf queer.de, Deutschlands reichweitenstärkstem und wichtigstem LGBTI-Onlinemedium, ein Artikel über den Umstand, dass Amazon Deutschland gleich reihenweise diverse DVDs und BlueRays mit homosexuellem Content, alle freigegeben ab 12 beziehungsweise 16 Jahren, aus seinem Online-Shop geschmissen hat.
Und so konnte man zwar beim Onlineriesen weiter die hübschesten Baller-Filme mit viel Blut oder Psychoschocker bestellen, aber Schwulen-Content war offenbar plötzlich den Kundinnen und Kunden nicht mehr zumutbar.
Eine Begründung lieferte Amazon keine, warum man sich plötzlich zum moralischen Sittenwächter erklärt und meint, die Gesellschaft vor bestimmten Inhalten schützen zu müssen.
Anders ist die Aktion nicht zu erklären, denn wie gesagt: Der Content, den Amazon hier gesperrt hat, war zum Teil ab 12 Jahren freigegeben – also wahrlich nichts, was man sich nicht auch gemütlich gemeinsam mit der Oma auf der Couch ansehen könnte.
Peinliche Erklärungsversuche
Das Online-Portal queer.de fragte bei Amazon nach, was man sich bei dieser Aktion gedacht habe, erhielt aber zunächst keine Antwort.
Erst nachdem queer.de die Aktion des Händlers öffentlich machte, kam Bewegung in die Sache und die Artikel waren wieder verfügbar.
Peinlich war aber die Ausrede von Amazon: Natürlich war jemand anderer schuld und man stammelte am Ende irgendetwas von einer technischen Panne, die dafür verantwortlich sei.