Wie aus Eckigem Rundes wird
MARKETING & MEDIA Redaktion 28.06.2024

Wie aus Eckigem Rundes wird

Aus Anlass des Fußballfests: Ein kurzer Aufsatz zur Evolution des runden Leders.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

NISCHENTHEMEN. Wir bleiben anlassbezogen beim Fußball. Wer hat’s erfunden? Im Gegensatz zu den Hustenzuckerln waren es nicht die Schweizer, sondern die Briten. So weit, so bekannt. Obwohl, auch in China hat man angeblich schon vor über 3.000 Jahren gekickt. Denn: Wo ein Ball, da wird jemand dagegentreten.

Aber dem runden Leder wohnt noch ein ganz anderer Zauber inne. Ein mathematischer. So betrachtet, ist der Fußball ein „Ikosaeder”, ein Zwanzigflächner. Allerdings ein „abgestumpfter”. Dieser entsteht durch das „Ent-Ecken” des Ikosaeders zu zwölf Fünfecken und 20 Sechsecken. Damit gehört er zu den sogenannten Archimedischen Körpern (und deren Definition lassen wir jetzt gut sein). Das Runde kommt dann erst mit der eingepumpten Luft ins Eckige. Warum der ganze Aufwand, wenn es zusammengenähte Streifen auch täten? Wenig Flächen. Das ist praktisch in der Produktion – und es rollt sich dennoch gut.
1970 wurde dieser „Ikosaederstumpf” erstmals bei einem großen Bewerb eingesetzt, bei der Fußball-WM in Mexiko. Adidas benutzte den doch etwas irritierenden Begriff dann nicht für seinen „Telstar”, einen Klassiker modernen Designs. Für die WM 2010 in Mexiko konstruierte man aus nur acht thermisch verschweißten und erstmals dreidimensional gebogenen Bausteinen den „Jabulani” in einer, so der Hersteller, „bisher nie dagewesenen Rundheit” …
Noch einmal retour zu den Schweizern: Fußball spielen heißt dort „tschutten”. Darum gibt es auch seit fast 20 Jahren dort – und auch bei uns – ein Fußballpickerlheft als Alternative zum Panini-Album. Das „Tschuttiheftli” bringt Fußball, Kunst und Kultur unter einen Hut – und wird hierzulande für einen guten Zweck vertrieben. Anstelle der automatenpassbildartigen Porträtfotos besteht das Schwyzer Kompendium aus kleinen bildnerischen Kunstwerken. Der Zeitpunkt zum Umstieg ist ein guter: Statt Panini, der Traditionsfirma aus Modena, ist bei der EM der US-Hersteller Topps am Ball. Ein klares Foul, meinen Sammler.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL