Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
KRISELND. Sie gelten an den Unis und Fachhochschulen des Landes als bekannte und beliebte Referenzbeispiele für „Krisenkommunikation – wie man es nicht anstellen sollte”: Die Nebelgranatentaktik von VW im Zusammenhang mit der Abgasaffäre ab 2015, die Zensurversuche des Nestlé-Konzerns, der es schaffte, im Disput mit Greenpeace einen Schokoriegel im Auge eines der ersten Shitstorms der Social Media-Geschichte zu platzieren, die Ölkatastrophe der Exxon Valdez und die geplante Versenkung der Brent Spar durch Shell.
Mercedes manövrierte den Fachbegriff für ein bei Autotests angewendetes Fahrmanöver, den Elchtest, mittels interessanter Erstreaktionen seitens der Pressestelle (zur umgekippten A-Klasse) in den allgemeinen deutschen Sprachschatz. Eine Anmerkung: So wie Mercedes anschließend ESP serienmäßig in die Fahrzeuge einbaute, eine augenzwinkernde Kampagne rund um Plüsch-Elche und Boris Becker zauberte und damit binnen Kurzem aus der A-Klasse einen Verkaufserfolg machte, rappelten sich auch alle anderen nach kurzer Schockstarre wieder auf.
Image ist alles
Auch jetzt sitzen wieder Studierende aus Kommunikationswissenschaften und Marketing vor ihren Screens, beobachten das Dramolett rund um die Wien Energie und schrauben an Themen und Hypothesen ihrer Bachelorarbeiten.
Wie man eine in den Grundzügen relativ belanglose Impfaktion zur Gründung großflächiger Parallelwelten und für den potenziellen Start in eine antidemokratische Ära nutzt, wurde hierzulande bereits vorgeführt. Die – vollständige – Anleitung zur Reputationsvernichtung des größten österreichischen Energieversorgers (samt involvierter politischer Akteure) steht einstweilen noch aus. Man darf also gespannt sein.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Dinko Fejzuli („Ein Skandal um des Skandals willen”) auf Seite 26 dieser Ausgabe.