Wiener Medienmanager Helmut Thoma ist tot
© Rolf Vennenbernd
86-jährig verstorben: Medienmanager Helmut Thoma.
MARKETING & MEDIA Redaktion 26.05.2025

Wiener Medienmanager Helmut Thoma ist tot

Er verstarb an seinem 86. Geburtstag an Herzversagen – Thoma baute RTL in den 80er- und 90er-Jahren zu einem Branchenriesen auf.

WIEN. Der Wiener Medienmanager Helmut Thoma ist tot. Wie seine Familie erst heute via APA mitteilte, verstarb er an seinem 86. Geburtstag am 3. Mai in Wien an Herzversagen. Er galt als einer der wichtigsten Medienmanager Österreichs. In den 80er- und 90er-Jahren machte er RTL als Geschäftsführer groß und prägte damit das deutsche Privatfernsehen nachhaltig.

„Mein Vater war ein Mensch, der sich von niemanden verbiegen ließ,“ erinnert Sohn Harald sich an ihn. „Ich habe ihn bewundert. Wir haben täglich miteinander telefoniert. Dabei habe ich mir auch manches Mal einen Spruch anhören müssen, aber genau das fehlt mir jetzt am meisten , so sein Sohn gegenüber der APA.

Lange Karriere
Geboren 1939 in Wien sah es zunächst nicht danach aus, als würde Thoma einen Privatfernsehsender aufbauen, brach er doch das Gymnasium ab und betätigte sich in einer Molkerei. Bald sattelte er aber um, studierte Rechtswissenschaften und promovierte mit gerade mal 23 Jahren. Mit der Medienbranche kam er über den ORF in Kontakt. Er leitete Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre die Rechtsabteilung des öffentlich-rechtlichen Medienhauses.

Vom "25-Mann-Betrieb" zum Branchenriesen
Anschließend wechselte Thoma ins Ausland zu Radio Luxemburg, wo der deutsche Privatfernsehableger RTL gegründet und er 1984 zu dessen Geschäftsführer wurde. Bis 1998 übte er diese Funktion (zwischendurch gemeinsam mit Erich Staake) aus, wobei er das Unternehmen vom "25-Mann-Betrieb" zu einem Branchenriesen aufbaute. Unter ihm erreichte RTL Jahresmarktanteile von teilweise über 17 Prozent - heute kaum noch für den Privatsender vorstellbar.

"Im Seichten kann man wenigstens nicht ertrinken"
In seiner Zeit traf er - immer mit Blick auf die Einschaltquote - viele meist profitable Entscheidungen wie etwa den Start der deutschen Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) und der Spielshow "Tutti Frutti" samt viel nackter Haut. Auch der Kauf der Formel 1-Übertragungsrechte fiel in seine Ära. Zudem führte er die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im deutschsprachigen Raum ein.

Deshalb war es auch Immer wieder RTL mit dem Vorwurf mangelnden Niveaus konfrontiert. Thoma, der selten um markige Sprüche verlegen war, sah das locker: "Ich habe immer gesagt: Im Seichten kann man wenigstens nicht ertrinken." Oder: "Der Wurm muss dem Fisch schmecken."

1998 endete seine RTL-Karriere unfreiwillig. Er musste den Posten an der Spitze an einen weiteren Österreicher - Gerhard Zeiler - abgeben. Zu seinem Rücktritt hielt er gegenüber der "Welt am Sonntag" einst fest: "Das Ausmaß an Undankbarkeit ist einfach unfassbar. Es gibt niemanden in Europa, der wie ich einen Fernsehsender von null aufgebaut und zur Marktführerschaft geführt hat."

Kritischer Blick auf Privatsenderlandschaft
Viele Jahre nach seinem Abgang sah er die Medienlandschaft kritisch, bezeichnete das Privatfernsehen in Deutschland als "Katastrophe". Zwei große Gruppen - RTL und ProSiebenSat.1 - würden sich den gesamten Kuchen teilen und hätten kein Interesse daran, "wirkliches Programm" zu machen. "Die beiden würden am liebsten das Testbild senden, wenn es ginge. Dadurch erhöhen sich die Gewinne, aber es tut sich nichts mehr", meinte Thoma.

Nach seinem RTL-Aus war Thoma für mehrere Jahre als Medienbeauftragter des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen tätig. Dann machte er sich selbstständig und saß in zahlreichen Aufsichtsräten. Denn: "Im Garten sitzen und auf den Sensenmann warten, ist keine Option."

Etliche Ehrungen für den Medienmann
Für sein berufliches Schaffen wurde Thoma mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt – eine sichtbare Anerkennung seines Engagements und seiner Leidenschaft für die Medienwelt. Er wurde unter anderem zum „Medienmann des Jahres 1989“ ernannt, erhielt den Deutschen Medienpreis sowie einen „International Emmy Award“. Die Stadt Wien verlieh ihm das Goldene Ehrenzeichen, und die Republik Österreich ehrte ihn mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für seine Verdienste um das Land. (APA/red)b

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