••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Bereits seit Weihnachten des Jahres 1973 hilft „Licht ins Dunkel” in enger Kooperation mit dem ORF bedürftigen Menschen. Insgesamt wurden in diesen 50 Jahren 361,7 Mio. € von den Österreicherinnen und Österreichern gespendet. Für „Licht ins Dunkel” im ORF als Leiter Humanitarian Broadcasting zuständig ist Pius Strobl. medianet bat ihn zum Talk.
medianet: Herr Strobl, ‚Licht ins Dunkel' feiert 50 Jahre. Wie hat sich die Aufgabe dieser Initiative in den letzten fünf Dekaden aus Ihrer Sicht verändert und warum bedarf es in einem reichen Land wie Österreich noch solcher Initiativen?
Pius Strobl: Vor fünfzig Jahren entstand diese Aktion im ORF-Landesstudio Niederösterreich als ‚Hilfe' für das Behindertendorf Sollenau. Wir reden von einer Zeit, als eigene ‚Dörfer für Behinderte' als fortschrittlich galten und es im Bewusstsein der Mehrheit der Menschen reichte, wenn Behinderte ‚versorgt' wurden.
Davon sind wir heute weit entfernt und nähern uns einer Gesellschaft, in der eines Tages ‚Inklusion' und ‚Diversität' keine Schlagwörter, sondern Selbstverständlichkeit sein werden.
Und dennoch gilt auch, dass noch so gute ‚soziale Netze' nicht für jede Situation ausreichend sind, dass gerade die Soforthilfe aus dem ‚Licht ins Dunkel'-Soforthilfefonds einen besonderen Stellenwert genießt, dass Menschen mit Behinderung auch spezielle Bedürfnisse haben, die in der staatlichen Fürsorge keine Deckung finden – von behindertengerechten Einrichtungen, über Mobilität bis zur Unterstützung bei der Berufsausübung.
Lassen Sie mich bitte anmerken: ‚Licht ins Dunkel' diente als Weihnachtsspendenmarke in vielen Ländern zuerst den Öffentlich-rechtlichen und inzwischen auch vielen privaten Fernseh- und Radiounternehmen als Vorbild – eine österreichische Marke, die im Wortsinn die Welt erobert hat.
Und ganz sicher bin ich: ‚Licht ins Dunkel' wird es – immer angepasst an die jeweiligen Bedürfnis- und Bewusstseinslagen der Gesellschaft – sehr wahrscheinlich weitere 50 Jahre geben …
medianet: Neben der Verantwortung für Dinge wie den ORF-Umbau oder das Facility-Management und die Konzernsicherheit sind Sie auch Chef des ORF-Humanitarian Broadcasting. Wie man hört, war Ihnen persönlich dieser Bereich besonders wichtig. Warum?
Strobl: Für die großen humanitären und gesellschaftlichen Anliegen des ORF wie ‚Licht ins Dunkel', ‚Nachbar in Not', ‚Österreich hilft Österreich' und dazu noch für die großen Themen wie ‚Nachhaltigkeit', ‚Mutter Erde' und ‚Sag’s multi' verantwortlich zu zeichnen, ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine große Ehre. Ich bin privat seit Jahrzehnten im Sozialbereich engagiert, und nirgendwo bekommt man für seine Arbeit und seinen Einsatz so viel zurück, wie bei Menschen, die man konkret bei der Teilhabe an der Gesellschaft unterstützen kann.
medianet: Allgemein gefragt: Welcher Kriterien für eine Initiative bedarf es, damit die Marke ORF dahinterstehen kann?
Strobl: Größtmögliche Transparenz beim Tun und Handeln – die Partner sind immer besonders bewährte, hochprofessionelle und in der Gesellschaft verankerte Organisationen, und die behandelten Themen sind von breitem gesellschaftlichem Interesse.
medianet: Unterscheidet sich der Auftrag des ORF, da öffentlich-rechtlich, beim Thema Corporate Social Responsibility von jenem anderer Konzerne?
Strobl: Ich bin davon überzeugt, dass der ORF eine ganz besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hat und diese auch sehr überzeugend wahrnimmt. CSR wird oft auch als ‚Unternehmerische Sozialverantwortung' definiert, und mit Fug und Recht kann der ORF behaupten, dass sie ganz fest in der DNA des ORF verankert ist.
Und wahrscheinlich ist es auch nur dem Öffentlich-rechtlichen möglich, im Laufe eines jeden Jahres nicht nur immer wieder über CSR-Angelegenheiten zu berichten, Themen von Betroffenen und Minderheiten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, sondern wichtige Initiativen und Organisationen mit vielen kostenfreien Spots zu unterstützen.
So haben wir z.B. in den letzten Wochen gut 48 Millionen Euro an Spenden für ‚Nachbar in Not – Hilfe für die Ukraine' gesammelt. Da haben wir auch gut bei der einen oder anderen Aktion – z.B. Konzert im Praterstadion oder auch am Heldenplatz – mit privaten Medienhäusern zusammengearbeitet. Im Kern ist und wird das aber immer eine große Aufgabe des Öffentlich-rechtlichen sein und bleiben.
medianet: Frage zum Schluss: Sie gelten nicht nur als mächtiger Mann im ORF, sondern waren auch maßgeblich daran beteiligt, dem ehemaligen ORF-General Alexander Wrabetz über die Jahre die Mehrheiten zu sichern. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und wie lange sehen Sie sich selbst generell noch im ORF?
Strobl: Danke für die Blumen, in Wahrheit ist vieles einfach das Ergebnis von ganz schön viel und wie ich hoffe auch positiver Arbeitsleistung und der Übernahme von Verantwortung. Darüber hinaus hat mich und verbindet mich mit Alexander Wrabetz eine persönliche Freundschaft.
Roland Weißmann und ich kennen uns seit vielen Jahren und ich habe ihn immer als guten und hochprofessionellen Kollegen mit Handschlagqualität erlebt und geschätzt. Als Generaldirektor des ORF hat er selbstverständlich meinen vollen Respekt und volle Loyalität. Aus meiner Sicht haben wir eine sehr produktive und positive Zusammenarbeit.
Ich hoffe noch auf einige gute Arbeitsjahre in voller Gesundheit – nicht nur, weil mir insgesamt große Freude macht, was ich tue und ich fertigstellen will, was noch nicht fertig ist, sondern weil ich insbesondere die Möglichkeiten gerade im CSR-Bereich als Arbeitsprivileg betrachte, in dem man wahnsinnig viel zurückbekommt und besonders befriedigende Erlebnisse hat.