Premium zahlt sich nach wie vor aus: Der Durchschnittsgewinn pro Premiumfahrzeug liegt den McKinsey-Berechnungen zufolge bei 5.230 Euro pro Fahrzeug.
Wien. Liest man sich durch die jüngst veröffentlichten Zahlen der Autohersteller, scheinen die Geschäfte im vergangenen Jahr blendend gelaufen zu sein. Volkswagen vermeldete einen Rekordgewinn von 12,7 Mrd. Euro vor Zinsen und Steuern, BMW schraubte sein Ergebnis um 10,3 Prozent auf 8,7 Mrd. Euro, und Daimler vermeldete eine neue operative Bestmarke von 10,1 Mrd. Euro. Toyota dürfte dieser Tage (Bilanzstichtag nach Redaktionsschluss) unter dem Strich gar ein Ergebnis von 16 Mrd. Euro präsentieren, und bei General Motors blieben im Vorjahr immerhin 2,5 Mrd. Euro hängen. In Summe – so eine aktuelle Studie von McKinsey & Company, für die das Beratungsunternehmen die 21 größten Autohersteller der Welt unter die Lupe genommen hat – lag damit der Gesamtgewinn der globalen Automobilindustrie mit 116,6 Mrd. Euro so hoch wie nie zuvor.
China weiterhin attraktiv
„Vor allem steigende Verkaufszahlen in China und Nordamerika haben die Automobilindustrie in den vergangenen Jahren angetrieben”, erklärt Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey, die jüngste Entwicklung. Der Gewinn, den die Autohersteller allein in China einfahren, ist demnach fast annähernd so hoch wie der Gesamtgewinn der Branche im Jahr 2006. Mohr: „Der chinesische Markt ist weiterhin attraktiv – auch wenn das Wachstumstempo etwas abnehmen wird. Europa bleibt trotz etwas verbesserter Aussichten ein herausfordernder Markt.”Gemeinsam mit dem nordamerikanischen Markt (34,9 Mrd. Euro Gewinn) trug China mit einem Gewinn von 45,9 Mrd. Euro zu mehr als zwei Drittel zum Gesamtgewinn der Automobilindustrie bei. Europa fällt den McKinsey-Berechnungen zufolge mit 12,9 Mrd. Euro zurück. Die Branche erwirtschaftete demnach eine durchschnittliche Rendite von 6,6 Prozent und liegt damit deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 4 Prozent.
Rentable Premiumautos
Obwohl laut McKinsey nur zwölf Prozent der weltweit verkauften Autos dem Premiumsegment zuzurechnen sind, konnten die Hersteller mit ihren Fahrzeugen knapp 40 Prozent der weltweiten Gewinne einfahren. Wachstumstreiber ist auch in diesem Segment der chinesische Markt; dort verdienten die Premiumhersteller im vergangenen Jahr fast genauso viel wie in Nordamerika und Europa zusammen. Durchschnittlich erzielen Unternehmen im Premiumsegment eine Rendite von 10 Prozent. Hersteller von Mittelklasseautos liegen dagegen mit fünf Prozent Ertrag unter der Rendite im Einstiegssegment (7 Prozent). „Auf Premium zu setzen lohnt sich also weiterhin: Es erlaubt trotz großer Konkurrenz nach wie vor einen Preisaufschlag, der sich auch in der Rendite niederschlägt”, sagt Harald Deubener, Partner im Stuttgarter Büro von McKinsey. Pro Fahrzeug verdienen Premiumhersteller mit rund 5.230 Euro mehr als viermal so viel wie Mittelklassehersteller (der Durchschnittsverdienst dabei liegt bei 1.200 Euro pro Fahrzeug) und mehr als siebenmal so viel wie Hersteller von einfacheren Fahrzeugen (730 Euro).
Künftige Herausforderungen
Stabile Gewinne seien für die Automobilhersteller notwendig, um die anstehenden Investitionen zu bewältigen, so Deubener weiter: „Die zunehmende Vernetzung des Autos, der Trend zum autonomen Fahren und die Entwicklung alternativer Antriebe bedeuten für die Automobilindustrie einen enormen Kraftakt.”