Automarkt: Der negative Trend ist gebrochen
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 26.04.2024

Automarkt: Der negative Trend ist gebrochen

Nach teils deutlichen Rückgängen in den Jahren davor legte der heimische Neuwagenmarkt 2023 endlich wieder zu.

••• Von Moritz Kolar

Als mit Blick auf die ersten auf den Markt drängenden Hybrid- und Elektrofahrzeuge vor mehr als einem Jahrzehnt erste Prognosen über mögliche Verkaufszahlen angestellt wurden, erschienen 10.000 oder 20.000 verkaufte Voll- und Teilstromer als Tagträumerei.

Selbst Optimisten glaubten nicht wirklich an eine Hausse der alternativen Antriebe, wie wir sie zuletzt erlebt haben – und doch wurden im vergangenen Autojahr erstmals fast so viele Fahrzeuge mit Hybrid- und reinem Elektroantrieb zum Verkehr zugelassen wie Fahrzeuge mit klassischen Verbrennertriebwerken. Insgesamt stieg die Zahl der Neuzulassungen um 11,2% auf 239.150 Pkw – ein großer Grund zu jubeln sei das aber nicht, so Experten und Branchenvertreter.

Elektrofahrzeuge legten zu

47.621 der neu zugelassenen Autos waren reine Stromer, davon wurden fast 39.000 von Firmen zugelassen. Das entspricht im Vergleich zu 2022 einem Anstieg von 39,4% oder 13.456 Pkw. Es wurden erstmals mehr E-Autos als Autos mit Dieselantrieb neu zugelassen.

Einen deutlichen Zuwachs gab es auch bei den Neuzulassungen von Pkw mit Hybridantrieb (Benzin-Hybrid: 52.967 und plus 30,1% beziehungsweise plus 12.263 Pkw; Diesel-Hybrid: 14.619 und plus 8,9 Prozent beziehungsweise plus 1.197 Pkw).
Erstaunliches zeigt sich beim Blick auf die Bundesländerstatistik: Das mit Abstand größte Plus bei den erstmaligen Zulassungen gab es in Wien mit beachtlichen 34%, es folgte Vorarlberg mit 16%. Nachbar Tirol hingegen gab sich mit einem Zuwachs von fünf Prozent zurückhaltend.

VW weiter an der Spitze

Stark rückläufig ist die Zahl der Autos mit weniger als 54 PS, hingegen gab es 2023 einen Zuwachs von 14% bei den Pkw mit über 171 PS. Schwer im Trend waren im Vorjahr die Minivans, Großraumvans hingegen rosteten vor sich hin. Nach Marken betrachtet, gab es einen Boom bei Subaru, Skoda, Audi – übertroffen noch von Tesla. Die Marke von Elon Musk legte um 56% auf 8.417 Autos zu (siehe auch Tabelle). Zum Vergleich: Marktführer VW kam auf 33.602. Meistverkaufter Neuwagen war der Skoda Octavia vor dem Tesla Y und dem VW Golf.

Verhaltener Ausblick

Trotz des elfprozentigen Zulassungsplus blicken Experten wenig zuversichtlich auf den Automarkt. „Die Tendenz geht sehr stark nach unten, obwohl wir nun eine Steigerung haben. Wir sind weit entfernt von einem normalen Jahr, aber es ist der Abwärtstrend zumindest gestoppt”, meinte Autoimporteur-Sprecher Günther Kerle mit Blick auf den 10-Jahres-Verlauf. Die Kaufzurückhaltung sei sowohl bei den Privat- wie den Firmenkunden bemerkbar. Außerdem beklagte der Sprecher der Automobilimporteure die Agitation einer „kleinen, aber lauten Minderheit” gegen das Auto.

Zulassungszahlen stagnieren

Ins eher pessimistische Bild passt auch, dass die Zahl der Tageszulassungen mit 56% deutlich gestiegen ist. Es handelt sich um eine klassische Marketingmaßnahme der Händler, um zu einem attraktiveren Preis anzubieten und die Zulassungszahlen zu schönen; insbesondere zum Jahresende sahen sich die Verkäufer dazu genötigt (Dezember plus 233%).

Zum Ausblick für das heurige Autojahr meinte Kerle: „Die Gesamtsituation bleibt herausfordernd.” Er rechnet mit einem ähnlichen Geschäftsjahr wie 2023, und die ersten Monate scheinen ihm dabei zu geben: Von Jänner bis März wurden 63.263 Pkw neu zugelassen, gegenüber dem ersten Quartal 2023 ist das ein Plus von lediglich 0,3 Prozent oder 211 Autos.

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