WIEN. 13 Prozent aller Führerscheinbesitzer nutzen regelmäßig Elektroautos, das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der E-Control. Im Jahr 2020 waren es erst 6 Prozent. Trotzdem zeigen sich die Befragten reserviert, was den Kauf eines eigenen Elektroautos betrifft: Vor allem hohe Anschaffungskosten und eine geringe Reichweite werden als Hauptgründe gegen den Kauf genannt. Wer zu Hause Strom tanken kann, ist allerdings eher bereit, sich ein Elektroauto anzuschaffen, denn zu Hause lädt man am günstigsten.
Tatsächlich spiele die gegenüber Verbrenner-Autos geringere Reichweite aber eine geringere Rolle als früher, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. „Fahrzeuge, die vielleicht vor zwei Jahren noch eine Reichweite von 400 Kilometern hatten, haben jetzt eine Reichweite von 600 Kilometern.“
Unter dem Strich gibt nur etwas mehr als ein Viertel der Befragten an, sich schon einmal den Kauf eines Elektroautos überlegt zu haben, 15 Prozent sagen, dass sie sich in den nächsten zwei Jahren ein E-Auto anschaffen wollen. Diese Werte sind seit Jahren konstant.
Frühere Berichte, wonach Batterien von E-Autos relativ rasch an Leistung verlieren würden und um viel Geld ausgetauscht werden müssten, hätten sich nicht bewahrheitet, sagt Daniel Hantigk, der bei der E-Control als Projektleiter unter anderem für den Lade-Tarifkalkulator verantwortlich ist. „Die Techniker sind immer wieder selbst überrascht. Sieben bis neun Jahre alte Batterien haben immer noch 85 bis 90 Prozent Leistung.“
Dass es zu wenige E-Tankstellen gibt, ist nur noch für 19 Prozent der Befragten ein Grund gegen die Anschaffung eines Elektroautos – früher wurde dieses Argument von einem Viertel der Befragten genannt. Dabei seien die Ladestellenbetreiber erst 2023 draufgekommen, dass sie ihre Ladepreise anheben müssen. „Zeitweise war es so, dass die Haushaltspreise schon deutlich angezogen hatten, aber die Ladepreise noch nicht.“ Der Betrieb von E-Tankstellen sei noch kaum ein Geschäftsmodell. „Also Geld verdient mit dem Stromverkauf beim E-Laden noch niemand.“ Billiger als zu Hause könne man derzeit etwa bei der Supermarktkette Lidl sein Elektroauto aufladen, die an 39 Standorten als Marketingaktion Strom sehr günstig anbiete.
Drei Viertel der Befragten laden an öffentlichen Ladestellen und zu Hause, 39 Prozent halböffentlich (Tiefgaragen, Park and Ride, Einkaufszentren) und 37 Prozent am Arbeitsplatz. „Wenn man die Lademengen betrachtet, werden rund 50 Prozent zu Hause geladen und weitere 22 Prozent am Arbeitsplatz“, erklärte Urbantschitsch. „Es zeichnet sich der Trend ab, dass der Anteil der öffentlichen Ladestellen an der Gesamtmenge zurückgeht.“ Die absoluten Mengen würden aber auch an öffentlichen Ladestellen steigen. Die Strommenge würde auch dann ausreichen, wenn es nur noch Elektroautos gäbe, sagte Urbantschitsch. Elektroautos seien eine gute Ergänzung zur erneuerbaren Stromerzeugung. „Die meiste Zeit stehen Fahrzeuge. Da ist es vielfach möglich, dass man den Strom dann bezieht, wenn viel Strom erzeugt wird.“ Bei Wohnhausanlagen wäre aber ein Lademanagement notwendig, „das den Stromfluss so steuert, dass bei den einzelnen Ladestellen nicht mehr als 8 kW gezogen wird. Sonst wird es sich, was den Hausanschluss betrifft und den Trafo, der im Nebenhaus ist, nicht ausgehen.“
Gleichzeitig werden Schnell- und Ultraschnell-Ladestationen im öffentlichen Raum immer häufiger genutzt. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete das Ladestellenverzeichnis der E-Control eine Zunahme von 6 Prozent bei den registrierten Ladepunkten und 7 Prozent bei den Ladestellen. Bis Ende März 2024 waren 23.081 Ladepunkte von 916 Betreibern gemeldet. In Wien stagnierte der Ausbau allerdings. „Wir vermuten Platzmangel“, so Urbantschitsch. „Man kann einfach nicht überall in der Stadt Ladestellen bauen.“ Bildunterschrift: Heimspiel: Herr und Frau Österreicher laden ihre Elektroautos mit Abstand am häufigsten zuhause.